Strategien für den ländlichen Raum: Ein Blick in die Zukunft

Wirtschaft
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Zuverlässige Prognosen über die künftige Entwicklung sind eine unverzichtbare Voraussetzung für langfristige Planungen und Entscheidungen. Die Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH (wfg) ergänzt und interpretiert diesen datenbasierten Blick in die Zukunft mit Kenntnissen der lokalen Ebene, um die Region nachhaltig zu entwickeln.

»Zu unserer Arbeit gehört es, vorausschauend Entwicklungen zu erkennen, um Strategien und Handeln daran auszurichten. Wir arbeiten Trends und Faktoren heraus, von denen wir annehmen, dass sie für die künftige Entwicklung der Region von besonderer Relevanz sind«, sagt wfg-Geschäftsführer Bernd-Uwe Domes. Ein wichtiger Ansatz dabei sei die interkommunale Zusammenarbeit, ergänzt sein Kollege Klaus Karger. Beispiele hierfür sind die Planung eines »Gewerbeparks der Zukunft« in Nidda, die erfolgreiche Bewerbung für die Landesgartenschau in Oberhessen 2027, das Bundesforschungsprojekt »Kommune innovativ – Regionalstrategie Innenentwicklung« sowie die Umsetzung des Städtebauförderprogramms »Lebendige Zentren« in mehreren Kommunen.

Trendwende im Altkreis Büdingen
Um Trends frühzeitig zu erkennen, beschäftigt sich die Wirtschaftsförderung intensiv mit der Analyse aktueller Entwicklungen und langfristiger Prognosen für den Wetteraukreis. So schreibt die wfg beispielsweise die Auswertungen der Beschäftigungs- und Einwohnerentwicklung jährlich mit aktuellen Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes sowie der Bundesagentur für Arbeit fort. Was die Beschäftigungsentwicklung anbelangt, ist dabei im Vergleich der Betrachtungszeiträume 1991-2010 (-8,22 %) und 2010-2020 (+17,73 %) für die Kommunen des Altkreises Büdingen in der jüngeren Vergangenheit eine deutliche Trendwende erkennbar. Besonders stark profitieren im Wetteraukreis auch die Kommunen entlang der Entwicklungsachsen der Autobahnen A5 und A45.

Gleichzeitig sind bei Betrachtung des kurzfristigen Trends von 2019 auf 2020 in mehreren, insbesondere ländlichen Kommunen negative Entwicklungen zu verzeichnen. »Dies wird man im Auge behalten müssen«, sagt Domes, »es könnte aber zunächst auf die Auswirkungen der Corona-Krise zurückzuführen sein.«

Teils erhebliche Abweichungen bei Bevölkerungsprognosen
Die von verschiedenen Stellen veröffentlichten Prognosen der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung im Wetteraukreis weichen teilweise erheblich voneinander ab. Dies resultiert aus unterschiedlichen Verfahren und zugrunde gelegten Annahmen. Ein wesentlicher Aspekt ist z. B. die Bewertung des Faktors Zuzug und damit verknüpft die Frage nach der Standortattraktivität. Grundsätzlich wird von führenden Forschungseinrichtungen prognostiziert, dass die Bevölkerung in Deutschland bis zum Jahr 2100 um rund ein Drittel sinken wird, wenn auch mit erheblichen regionalen Unterschieden. Dieser Trend zur Schrumpfung aufgrund des demografischen Wandels zeigt sich durchgreifend in den Prognosen relevanter Institutionen wie der Hessen Agentur und abgeschwächt in den Vorhersagen des Instituts für Wohnen und Umwelt (Vorausschätzung für den Wetteraukreis bis 2040 siehe Grafik). Zu einer konträren Prognose gelangen das Hessische Statistische Landesamt und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die beide bis 2040 von einem starken Wachstum im Wetteraukreis ausgehen.

Die Langzeitbetrachtung des Wetteraukreises im hessischen Vergleich zeigt von 1987-2018, dass der Kreis in den vergangenen 30 Jahren die stärkste Wachstumsdynamik zu verzeichnen hatte (s. Grafik). Während im Nordosten Hessens die Bevölkerungszahlen um bis zu 10 Prozent sanken, stiegen sie im Wetteraukreis um über 22 Prozent. Dieser Trend bestätigt sich in den aktuellen Entwicklungszahlen durch die Hessische Gemeindestatistik von 2017-2020 (s. Grafik).

Hoher Bedarf an neuen Wohneinheiten
Mit der Prognose zukünftiger Entwicklungen ist auch eine wohnbauliche Handlungsempfehlung an die einzelnen Kommunen verknüpft. Das lässt sich am deutlichsten ablesen anhand des Regionalen Entwicklungskonzepts Südhessen (REK), welches die Grundlage für die Flächennutzungsplanung bildet. Darin wird dem gesamten Raum Südhessen bis zum Jahr 2030 ein hoher Bedarf an neuen Wohneinheiten bescheinigt. Diese Prognose lässt allerdings keine direkten Rückschlüsse auf das zukünftige Bevölkerungswachstum zu, da auch weitere Faktoren, wie ein erhöhter Ersatzbedarf für Gebäude aus der Nachkriegszeit, in die Bedarfsermittlung einfließen. Der Bedarf wird darüber hinaus nicht vollständig an den entstehenden Stellen - vor allem in den hochverdichteten Zentren - zu decken sein. Das REK sieht daher Ausgleichsfunktionen der umliegenden Wohnungsmarktbereiche vor, insbesondere auch im Wetteraukreis. »Aufgrund der anhaltend intensiven Entwicklungen in den Ballungsräumen sehen wir das Potenzial, dass der Wetteraukreis auch zukünftig von seiner signifikanten Abstützungsfunktion für die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main profitieren kann«, sagt wfg-Projektmanager Oliver Schmidt.

In der Gesamtbetrachtung rechnet die wfg auch in Zukunft mit einem anhaltend moderaten Bevölkerungswachstum für den Landkreis insgesamt, das auf starken Impulsen in den Wohnraumbezirken Friedberg, Bad Nauheim, Butzbach und entlang den Schienenstrecken basiert, und abgeschwächten, aber zuverlässigen Impulsen bis in den peripheren ländlichen Räumen des Wetteraukreises.

Homeoffice als Chance für den ländlichen Raum
Ein Faktor, der bei den auf Fortschreibungsberechnungen beruhenden Prognosen bisher kaum einbezogen worden ist, ist die veränderte Arbeitswelt der Zukunft – beschleunigt durch die Corona-Pandemie. Eine zunehmende Digitalisierung auch ländlicher Regionen verbindet sich mit einer gesellschaftlichen Renaissance der Wunschvorstellung vom Leben auf dem Land. Hinzu kommt die gesteigerte Bereitschaft der Unternehmen, ehemals räumlich gebündelte Arbeitsstrukturen langfristig ins Homeoffice zu verlagern. Hier sieht u.a. das Fraunhofer-Institut eine Chance zur Stärkung des ländlichen Raums, insbesondere für Regionen, die sich – wie der Wetteraukreis – im Umland von Metropolen befinden.

Was bedeutet das für die Arbeit der wfg? »Es gilt, den ländlichen Raum in die Zukunft zu gestalten«, beschreibt Karger die Aufgabe einer potenzialorientierten und nachhaltigen Raumstrategie. Die Herausforderung sei, bezahlbaren Wohnraum bedarfsorientiert zu schaffen. Und vor allem auch: Wo kann Wohn- und Arbeitsraum im Bestand aktiviert und wo muss ggf. in zukunftsfähigen Neubau investiert werden? In vielen Dörfern gibt es noch eine agrarisch geprägte Baustruktur, besonders in den Ortskernen, die ein erhebliches Innenentwicklungspotenzial darstellt. Dies erfordere planerische Instrumente der Innenentwicklung und dialogorientierte Maßnahmen.

Überregional wettbewerbsfähig
In Oberhessen lässt es sich aber nicht nur gut leben, sondern auch arbeiten. Hier stellt sich als essenzielle Frage für die wfg: Wie kann im ländlichen Raum qualifizierte Arbeit entstehen und wie kann Forschung und Entwicklung bei der Gestaltung unterstützen? »Für die Schaffung von wohnortnahen Arbeitsplätzen und die Neuansiedlung von Unternehmen verfolgt die wfg in Abstimmung mit ihren Gesellschaftern das Ziel, nicht nur Flächen zu entwickeln, sondern attraktive Gebietsadressen zu schaffen, die überregional wettbewerbsfähig sind. Beispielhaft für diesen Ansatz steht der geplante interkommunale Gewerbepark Oberhessen in Nidda „grün statt grau«, führt Domes aus.

Info:
Die Wirtschaftsförderung Wetterau ist der zentrale Dienstleister und Ansprechpartner für alle Unternehmen, Kommunen sowie wirtschaftlich Aktiven im Landkreis. Zu den Gesellschaftern der Wirtschaftsförderung mit Sitz in Friedberg gehören der Wetteraukreis, die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg, der Energieversorger OVAG, die Sparkasse Oberhessen, die Volksbanken im Wetteraukreis und der Verein Wirtschaft.Regionalentwicklung.Wetterau.

Weitere Informationen erhalten Sie bei:

Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH
Hanauer Str. 5
61169 Friedberg
Tel: +49 (0) 6031 – 77269-0
Fax: +49 (0) 6031 77269-29
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von WETTERAU.NEWS!

online werben