"Wirtschaftsforum Wetterau" gibt es Beispiele für innovative Vertriebskanäle

Wirtschaft
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Online-Handel oder Ladengeschäft? Das muss kein Widerspruch sein, ganz im Gegenteil. Darauf will die Wirtschaftsförderung Wetterau bei ihrer nächsten Veranstaltung hinweisen: »Wie Online-Kanäle stationären Handel und Dienstleistungen stärken« ist das »Wirtschaftsforum Wetterau 2021« überschrieben.

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Zu dieser digitalen Veranstaltung sind vor allem Händler, Dienstleister und Kommunen, aber auch andere Interessierte für Mittwoch, 24. Februar, um 18 Uhr eingeladen. Der stationäre Handel und die Dienstleistungen vor Ort sind von den pandemiebedingten Einschnitten besonders deutlich und unmittelbar betroffen. »Zahlreichen Gewerbetreibenden ist durch die behördlich notwendigen Einschränkungen teilweise die gesamte Geschäftsgrundlage entzogen worden«, sagt Oliver Schmidt, Projektmanager bei der Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH.

Welche Angebote und Hilfen es in dieser schwierigen Situation für die heimischen Unternehmen gibt, darauf weist die Wirtschaftsförderung mit Sitz in Friedberg regelmäßig auf ihrer Homepage und in ihrem Newsletter hin. Beim »Wirtschaftsforum Wetterau« sollen nun Betroffene zu Wort kommen, die neue Wege gehen, um in der Krise zu bestehen.

Zunächst wird Projektmanager Schmidt auf die Auswirkungen der Pandemie auf die heimische Wirtschaft eingehen. Ebenso wird er aktuelle Unterstützungsprogramme vorstellen, so etwa die Überbrückungshilfe III, bei der Unternehmen von November 2020 bis Juni 2021 bis zu 1,5 Millionen Euro pro Monat erhalten können.

Solche Gelder helfen der lokalen Wirtschaft unmittelbar, damit sie überlebt und sich zukunftssicher aufstellen kann. Darüber hinaus stellen sich die Unternehmen, Gewerbevereine und Kommunen die Frage, wie sie selbst mit eigenen Aktivitäten auf die Krise reagieren können. Eine Überlegung war, die lokalen Angebote der Händler und Gastronomen auch online abzubilden. »Denn der Online-Handel konnte von der Krise stark profitieren«, sagt Schmidt. »So wollte man einen Teil dessen Gewinns wieder in den stationären Handel zurückzuholen.« Herausgekommen sind meist Online-Schaufenster-Lösungen: Die Händler bilden ihre Produkte und Dienstleistungen online ab. Das funktioniert, aber:

»Wir wollen einen Schritt weitergehen und besondere, innovative Beispiele von Online-Kanälen vorstellen«, sagt Schmidt.
Denn, so erklärt der Projektmanager: Die Corona-Pandemie sei zwar ein Beschleuniger für solche Aktivitäten, zeige aber auch, dass die zugrundeliegende Thematik eine langfristige sei, die mit der grundsätzlichen Haltung der stationären Betriebe gegenüber Online-Vertriebskanälen zusammenhänge. Aus Sicht der Wirtschaftsförderer bieten sowohl der stationäre als auch der Online-Handel verschiedene Vor- und Nachteile für den Kunden. Nicht zwangsläufig seien sie dadurch Konkurrenten. »In einer Synergie und zunehmenden Hybridisierung sehen wir das Potenzial der regionalen Anbieter, sich auch langfristig gegenüber den reinen Online-Häusern zu behaupten.«

Suchen und Bestellen über Videoanruf
Diesen Standpunkt vertritt auch Prof. Dr. Shyda Valizade-Funder von der Hochschule Darmstadt: Sie hält beim Wirtschaftsforum einen Kurzvortrag über »Online-Plattformen und digitale Vertriebswege mit Mehrwehrt für Anbieter und Kunden«.

Wie das in der Praxis aussehen und funktionieren kann, wird danach beispielhaft anhand von zwei Online-Plattformen vorgestellt. Zum einen ist das »zircl.de« aus Friedrichsdorf mit über 200 dort vertretenen Unternehmen, zum anderen »regyonal« aus Hungen mit über 400 Unternehmen. »Beide Anbieter haben ein innovatives, überregionales Konzept, das über ein reines digitales Schaufenster hinausgeht und den ›stationären‹ Bereich neu interpretiert. Dennoch bieten die Plattformen einen niedrigschwelligen Einstieg für die Händler und haben aus unserer Sicht langfristiges Potenzial«, sagt Schmidt. »Natürlich gibt es auch eine Vielzahl anderer Anbieter, die wir ebenso aufführen werden. Wir wollen niemanden hervorheben oder bewerten, sondern einen Impuls geben.«

Aus diesem Grund werden an diesem Abend nicht nur die beiden Geschäftsführer Daniel Gal (GAL Digital GmbH – regyonal) und Philipp Jones (Zircl GmbH – zircl.de) zu Wort kommen und die Besonderheiten ihrer Plattformen vorstellen. Vor allem sollen Anwender von ihren Erfahrungen berichten. »Wir möchten Erfahrungen und Lösungsansätze aufzeigen – insbesondere aus der Perspektive der betroffenen Unternehmen und Kommunen«, sagt Schmidt.
Bei »zircl.de« wird dies Monika Jost sein. Die Wirtschaftsfördererin der Stadt Friedrichsdorf spricht über »Erfahrungen und Lösungsansätze einer Kommune zur Stärkung der lokalen Wirtschaft«. Das Besondere an diesem Beispiel ist die Kooperation zwischen Stadt und Plattform-Anbieter. Auch auf »zircl.de« gibt es ein Schaufenster-Angebot: Der Kunde kann nach bestimmten Produkten und Händlern suchen, die Suche wird aber in einem bestimmten Radius durchgeführt, ist also Kunden- und Produktorientiert und nicht auf eine Kommune beschränkt. »Das ist das niedrigschwelligste Angebot dieser Plattform«, erklärt Schmidt. »Das Spektrum ist aber deutlich breiter und führt weiter etwa über eine Chat-Funktion und eine online Termin-Vereinbarung bis hin zum möglichen Betrieb eines eigenen Online-Shops.«

Auch die Ausrichtung von »regyonal« ist besonders. »Das Neue hieran ist: Der Online-Kanal denkt den Innenstadtgedanken mit«, erklärt Schmidt. »Es gibt in diesem Konzept immer auch ein Geschäft vor Ort, samt persönlicher Beratung durch VerkäuferInnen.« Das Portal bietet einen Such- und Bestellvorgang über Videotelefonie an, dabei geht es meist um Markenprodukte wie z.B. eine Handtasche oder Schuhe. Dadurch, dass das Produkt auf diese Weise vorab gesucht werden kann, ersparen sich die Kunden unnötige Fahrten in die Stadt – und die Enttäuschung, wenn ihr gewünschtes Produkt dann doch nirgends zu finden ist. So muss der Kunde tatsächlich nur dann in die Innenstadt, wenn er sein Wunschprodukt abholt.

Seine Erfahrungen mit dieser Form des Handels wird Jochen Ruths vom gleichnamigen Modehaus in Friedberg mit den Teilnehmern der Videokonferenz teilen. Er betreibt zwar auch ein eigenes Online-Portal, ist aber ebenso an »regyonal« angebunden. Ruths spricht an diesem Abend aber nicht nur aus seiner persönlichen unternehmerischen Sicht, sondern auch als Präsident des Hessischen Einzelhandelsverbands und Vizepräsident der IHK Gießen-Friedberg. So wird er u.a. die Herausforderungen der Digitalisierung und die langfristigen Auswirkungen von Corona auf den lokalen Handel in den Fokus nehmen.

Bernd-Uwe Domes, zusammen mit Klaus Karger der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, richtet den Blick noch auf einen anderen Aspekt: das Thema Stadtentwicklung. »Innenstädte sind wichtig für das Gesicht einer Stadt.« Vielerorts gebe es dort Funktionsverluste – die schon vor Corona begonnen hätten. »Das Ziel muss sein, die Innenstädte als lebendige Orte mit Atmosphäre zu erhalten, die eine Aufenthaltsqualität bieten – den Kunden, aber auch den Menschen, die dort wohnen.« Einige Kommunen hätten dies bereits erkannt: So befänden sich zehn der 25 Wetterauer Kommunen im Förderprogramm »Lebendige Zentren«.

Nach den Vorträgen werden zwei digitale Räume geöffnet, in denen die Teilnehmer mit den Referenten in Kontakt treten, vertiefende Fragen stellen und weitere Informationen einholen können. Das »Wirtschaftsforum Wetterau 2021« wird in Form einer Zoom-Konferenz stattfinden. Die Zugangsdaten können angefordert werden per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter Telefon 06031-77269-0.

Foto: Leere Innenstädte als Zeichen der Krise: Der stationäre Handel ist von den pandemiebedingten Einschnitten besonders betroffen. Foto: Wirtschaftsförderung Wetterau (Symbolfoto)



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