Wetterauer Landwirte schützen Grauammern

Berstadt
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Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz nimmt der Bestand der Grauammer im Wetteraukreis weiter zu. Die Bruterfolge sind dabei besonders auf die angepasste Bewirtschaftung zugunsten der Bedürfnisse dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart zurückzuführen.

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Im Naturschutzgebiet Mittlere Horloffaue gibt es etwas zu feiern: Die Bestände der in Hessen ehemals weit verbreiteten, derzeit aber mit nur gut 200 Revieren vom Aussterben bedrohten Grauammer steigen wieder an. Um sich gemeinsam an den Bruterfolgen der Grauammer zu erfreuen, trafen sich kürzlich Vertreter/innen vom Naturschutzfonds Wetterau e.V., Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises, und HessenForst zusammen mit Stefan Stübing (Artberater Grauammer der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen) sowie den beiden Landwirten Burkhard Kammer und Jens Schneider. Besonderer Dank gilt dabei der Rücksichtnahme von Burkhard Kammer und Jens Schneider, stellvertretend für die anderen Landwirt/innen, die sich am Schutz der seltenen Vogelart beteiligen und dieser auf ihren Flächen einen Lebensraum bieten.

„Inzwischen hat die Grauammer ihre Brut erfolgreich aufgezogen, macht sich für die Überwinterung in der Wetterau bereit oder sammelt sich mit anderen ihrer Art, um gemeinsam ab Ende September in wärmere Gebiete zu ziehen“, erläutert Vogelexperte Stefan Stübing den Anwesenden. Der farblich eher unscheinbare Vogel mit dem auffälligen, landschaftsprägenden Gesang hat einige Besonderheiten zu bieten, die ihm das Leben in der heutigen Agrarlandschaft leider zunehmend schwerer machen. Die Grauammer zählt zu den Bodenbrütern und sucht zum Nestbau und zur Aufzucht der Jungen offene Grünlandflächen auf.

Während das Weibchen sich alleine um den Nachwuchs kümmert, sitzt das Männchen erhöht in einiger Entfernung, singt und warnt bei Gefahr. Dabei hat ein Grauammer-Männchen oft mehrere Weibchen, die in seinem Revier brüten. Sind die Küken geschlüpft, stehen Heuschrecken und größere Insekten ganz oben auf der Speisekarte. Damit diese zur Aufzucht in großer Fülle vorhanden sind, brütet die Grauammer erst verhältnismäßig spät im Jahr und vor allem im Grünland. Bis dahin kann jede Störung der Bruten zu einem Verlust des Nachwuchses führen.

Normalerweise hätten der Landwirt Burkhard Kammer und sein Berufskollege Jens Schneider solche Flächen schon lange gemäht, um ausreichend Winterfutter für ihre Rinder und Schafe zu haben. Doch hier beginnt das Dilemma: Einerseits zerstören frühe Mahdtermine die im Grünland gelegenen Nester, andererseits müssen die Landwirt/innen qualitativ hochwertiges Futter für ihre Tiere bergen. Daher erfasst Stübing zusammen mit Beobachter/innen der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) die Brutplätze der Art im Auftrag der Vogelschutzwarte, so dass die Neststandorte bei der Mahd ausgespart werden können.

„Ohne den Einsatz der Landwirte wäre eine Zunahme der Grauammer-Bestände nicht möglich“, freut sich Stefan Stübing, Artberater des Landes Hessens, und erläutert, dass er aufgrund der Schutzmaßnahmen in diesem Jahr fast 100 anstelle von 53 (im Jahr 2020) Grauammer-Männchen in der Wetterau zählen konnte. Damit hat sich die Anzahl fast verdoppelt. Die spätere Mahd der Grünlandflächen zum Erhalt der Grauammer-Nester ist nur durch einen monetären Ausgleich für die Bewirtschafter/innen möglich. Auch Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V. ist froh, dass viele Landwirt/innen im Wetteraukreis den Mehraufwand für den Arterhalt dieser vom Aussterben bedrohten Tierart auf sich nehmen.

Der Naturschutzfonds Wetterau unterstützt den Arterhalt dieser und weiterer gefährdeter Arten. Durch die Anlage neuer Lebensräume, die Pflege wertvoller Standorte oder individuelle Beratungen, zum Beispiel in der Umsetzung von blüten- und artenreichen Feldwegen und -rainen, werden die Lebensräume angepasst an die Arten aufgewertet.

Gefördert durch das Land Hessen, bietet der Naturschutzfonds Wetterau zudem eine Grünlandberatung im FFH-Gebiet „Grünlandgebiete der Wetterau“ an. Die gewonnenen Erkenntnisse für den Erfolg der Grauammer sollen auf weitere Standorte übertragen werden und so den Bestand langfristig sichern.

Foto (von links): Ute Heinzerling, Ralf Eichelmann, Stefan Stübing, Walter Schmidt und Ronja Brockhage bedanken sich bei Jens Schneider und Burkhard Kammer für ihre Unterstützung beim Schutz der Grauammer. Foto: Naturschutzfonds Wetterau e.V.

Foto: Die Grauammer ist die größte, der drei in Hessen vorkommenden Ammern-Arten. Foto: M. Vogt



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