Neues Zuhause für Wildbiene und Co

Reichelsheim
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Der Wetteraukreis will sich stärker für den Schutz von Bienen und anderen Insekten einsetzen. Der Kreistag hat schon vor rund zwei Jahren die Verwaltung beauftragt, „Maßnahmen zu ergreifen zur Förderung einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt zum Schutz von Bienen und anderen Insekten“.

Bienenhügel Reichelsheim Sep 2020.jpg

Eine Möglichkeit ist die Anlage von Bienenhügeln, ein erster wurde jetzt in der Gemarkung Reichelsheim errichtet. Der in der flachen Landschaft deutlich sichtbare Sandhügel sticht Spaziergängern in der Gemarkung Reichelsheim schon von Weitem ins Auge.

Auf einer Fläche des Landschaftspflegeverbandes Naturschutzfonds Wetterau e.V. wurde kürzlich ein Bienenhügel aus Sand aufgeschüttet. „Bei dem neu errichteten Hügel handelt es sich keineswegs einfach um einen Lagerplatz für überschüssigen Sand, sondern vielmehr um einen neuen Nistplatz für Wildbienen und andere Insekten, die auf einem angelegten artenreichen Rain ausreichend Nahrung finden können“, klärt Franka Hensen, Geschäftsführerin des Naturschutzfonds Wetterau, auf.

Für mehr Insektenschutz hat sich der Naturschutzfonds zusammen mit Dienststellen der Kreisverwaltung und mit weiteren Akteuren vor Ort bereits eine Vielzahl von blühenden Wegen und Rainen angelegt, die zahlreichen Insekten sowie seltenen Vogelarten Nahrung und Unterschlupf bieten sollen.

Drei Viertel der Insekten steigen nicht im Insektenhotel ab
Viele Gartenbesitzer haben aus Sorge um die immer weniger werdende Anzahl von Wildbienen bereits ein „Insektenhotel“ in ihrem Garten oder auf dem Balkon aufgestellt. Allerdings bevorzugt nur ein Viertel aller Wildbienenarten diese Nisthilfen. Rund 340 verschiedene Arten wie zum Beispiel die Frühlings-Seidenbiene, Weiden-Sandbiene und Braunbrüstige Hosenbiene sind sogenannte „Erdnister“. Neben Futtermangel und unsachgemäß eingesetzten Pflanzenschutzmitteln sind fehlende Nistplätze ein großes Problem für diese wichtigen Bestäuber der Kulturlandschaft.

Die Herstellung eines geeigneten Nistplatzes für die „Erdnister“ ist ganz einfach und bietet sich auch zur Umsetzung im heimischen Garten an. Der Sandhügel besteht aus rund sieben Kubikmeter ungewaschenem Sand. „Handelsüblicher gewaschener Spielsand ist für die Anlage von Nistplätzen gänzlich ungeeignet, da die Niströhren einbrechen könnten und der Haufen meist instabil ist. Besonders stärkere Regenereignisse können zu einem flächigen Abspülen des Sandmaterials führen“, erläutert Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V..

Feldversuch geplant
Aufkommender Bewuchs sollte regelmäßig entfernt werden, um flächiges Zuwachsen der Sandfläche zu vermeiden. „In diesem Zusammenhang werden auch Hundebesitzer gebeten, ihre Hunde nicht auf die Fläche und im Sand puddeln zu lassen. Dies führt zu massiven Störungen und Beeinträchtigungen der ansässigen Fauna“, so Weckler weiter. Die Anlage eines zweiten Hügels, diesmal aus Lößmaterial, ist für das Frühjahr 2021 auf der Fläche vorgesehen. Der Landschaftspflegeverband kann so im Feldversuch die Vor- und Nachteile der Materialeigenschaften eruieren.

Die Sandgrube Hett in Ober-Rosbach unterstützte den Naturschutzfonds bei der Anlage des Bienenhügels durch eine kostenfreie Abgabe des Sandes. Die Jagd- und Naturschule Hessen, mit Sitz in Reichelsheim, organisierte den Transport und steht auch künftig für die Pflegemaßnahmen vor Ort zur Verfügung. Landrat Jan Weckler bedankte sich ganz herzlich bei den Unterstützern.

Foto: Von links: Sven Steinrück, Jagd- und Naturschule Hessen, Stefanie Friederich und Franka Hensen, Naturschutzfonds Wetterau, und Marcel Hett, Sandgrube Ober-Rosbach, begutachten den kürzlich aufgeschütteten Bienenhügel. Bereits nach einer Woche hat sich der Sand erwartungsgemäß verdichtet.



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