„Es zählt nur eins: Wir brauchen möglichst schnell neue Kita-Plätze!“

„Die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget richtet den Blick mutig nach vorn und hat ausschließlich das Wohl ihrer Stadt im Blick: Sie schlägt daher vor, den Standort „Wäldchen" aufzugeben und die dringend benötigte Kita an einem anderen Standort zu planen". Foto: Stadt Reichelsheim, Andrea Fourier

Reichelsheim
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Bürgermeisterin Herget schlägt neuen Standort für Kita-Neubau vor: Reichelsheim ist eine attraktive Stadt und Zuzugsgebiet insbesondere für Familien. Da jedoch nahezu alle Kita-Plätze im ersten Quartal eines jeden Jahres voll belegt sind und die Nachfrage sehr groß ist, hat die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Reichelsheim bereits im Jahr 2017 einstimmig beschlossen, eine neue Kindertagesstätte am Standort des so genannten „Wäldchens“ zwischen Grundschule und Bürgerhaus zu bauen.

Seit 2021 ist Lena Herget Bürgermeisterin der Stadt Reichelsheim und hat die undankbare Aufgabe übernommen, das seit vier Jahren laufende Projekt fortzuführen, für das leider viele notwendige Schritte noch nicht bearbeitet waren und es mittlerweile Gegenwind durch eine Bürgerinitiative und den BUND gab. Sie hat nun zwei Jahre lang mit ihrem Team versucht, das Projekt voran zu bringen und zu retten, um die dringend benötigten Kitaplätze schnellstmöglich zu schaffen. Es wurden im weiteren Verfahren neun Standorte systematisch geprüft und abgearbeitet. Der Standort „Wäldchen“ war jedoch aus pädagogischen und baulichen Gründen der mit Abstand geeignetste. Die Entwicklungen der letzten Wochen lassen ihr jetzt jedoch keine andere Wahl, als einen anderen Standort ins Visier zu nehmen.

„Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der geplante Standort im Bereich des Wäldchens der richtige ist. Hier könnten wir die Kita am zügigsten, günstigsten und sinnvollsten errichten, wenn keine Steine in den Weg gelegt würden. Aber es zeichnet sich ab, dass die Pläne hierfür weiterhin blockiert und erschwert werden und am Ende wahrscheinlich mit juristischen Schritten in die Länge gezogen würden. Die Verantwortung für die Kinder und Eltern, die auf die dringend benötigten Betreuungsplätze warten, lassen aber keine mehrjährige Hängepartie zu. Daher schlage ich vor, die Kindertagesstätte an einem anderen Standort zu errichten“, erläutert die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget. „Mir fällt diese Empfehlung nicht leicht, aber wir brauchen so schnell wie möglich neue KITA-Plätze. Ich teile die Meinungen und Einschätzungen des BUND und der Bürgerinitiative in dieser Frage ausdrücklich auch weiterhin nicht. Aber es geht einzig und alleine darum, dass wir so schnell wie möglich eine Kindertagesstätte bauen müssen und das scheint am geplanten Standort - wenn überhaupt - nur noch mit sehr großen Verzögerungen möglich zu sein.“

Kürzlich wurde das „Wäldchen“ auf Antrag des BUND von HessenForst, Forstamt als „Wald“ eingestuft. Dies hat gravierende Auswirkungen: Das Bauleitplanverfahren wäre deutlich komplizierter und es muss eine zusätzliche Umweltprüfung sowie eine Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung erstellt werden. Zudem muss bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Wetteraukreises eine Rodungsgenehmigung eingeholt werden. Des Weiteren wird ein Ausgleich der Waldfläche mindestens im Verhältnis 1:1 erforderlich. „Der Wetteraukreis hat uns bisher keine Rodungsgenehmigung in Aussicht gestellt und der Ausgleich der Fläche durch Anpflanzung eines neuen Waldes ist bei uns kaum möglich. Die bislang dafür vorgeschlagenen Flächen sind alle abgelehnt worden, da sie mit anderen Schutzfunktionen und Restriktionen belegt sind oder es sich im naturschutzrechtlichen Sinn um wertvolle Flächen handelt, die wiederum einen Ausgleich erforderlich machen. Die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der UNB waren sehr konstruktiv, aber sie haben klar gezeigt: es kommen aufwendige und teure Arbeitsprozesse sowie lange Verzögerungen auf uns zu und die einzelnen Schritte könnten dann auch wieder juristisch durch BUND und andere bemängelt, ausgebremst und eventuell komplett blockiert werden“, befürchtet Herget nicht ohne Grund.

„Wichtig ist nicht, ob wir konsequent an einer guten Entscheidung festhalten, sondern was unterm Strich für unsere Stadt rauskommt“, ist sich Herget sicher. „Ich werde daher noch diesen Monat eine Vorlage in den Magistrat einbringen. Darin werde ich vorschlagen, die Kita hinter der Schulsporthalle zu planen. Anschließend sind einige zusätzliche Schritte nötig: ein Änderungsbeschluss für den derzeit geltenden Bebauungsplan, Beratung des neuen Standortes und der Vorgehensweise mit dem Hessischen Städte- und Gemeindebund, Naturschutzbehörden und weiteren Beteiligten. Außerdem müssen wir juristisch prüfen lassen, welche bereits erfolgten Arbeiten und Untersuchungen übernommen werden können. Auf jeden Fall muss der Bereich Straße, Wasser und Kanal neu geplant werden und es werden neue Ausschreibungen nötig. Der Entwurf der Architekten muss auf die neue Fläche angepasst und parallel das Bauleitplanverfahren vorangetrieben werden. Viel zusätzliche Arbeit und einiges an zusätzlichen Kosten, aber besser als eine jahrelange Hängepartie auf Kosten der Eltern und Kinder“, erläutert die Rathauschefin die weiteren Schritte.

Wer denkt, dass nun innerhalb weniger Monate eine Kita stehen wird, muss jedoch enttäuscht werden. Die notwendigen Umplanungen, Beschlüsse und rechtlichen Prüfungen werden rund 1,5 Jahre dauern. „Ich werde auch weiterhin keine unrealistischen Versprechungen machen und auch unbequeme Wahrheiten offen ansprechen. Ein Spatenstich wird erst in 2025 möglich sein und wir brauchen sicherlich mindestens 1,5 Jahre Bauzeit. Ich bin selbst wütend und enttäuscht, dass dieses Projekt schon so lange braucht. Es hätte deutlich schneller funktionieren können, wenn keine Steine in den Weg gelegt worden wären. Aber nun gilt es, den Blick nach vorn zu richten und gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir möglichst schnell neue Kita-Plätze in Reichelsheim erhalten. Wir werden daher auch zeitnah als zusätzliche Maßnahme eine Erweiterung der Kita Wichtelwiese in Dorn-Assenheim prüfen“, so Bürgermeisterin Lena Herget abschließend.

Der neue Standort: Willy-Nohl-Straße – nördlich der Schulsporthalle

  • Grundstücksgröße: ca. 6.000 qm
  • Die Fläche liegt im Innenbereich und im Geltungsbereich eines gültigen Bebauungsplanes, welcher an die geplante Nutzung angepasst werden muss.
  • Die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur (Wasserversorgung und Entwässerung im Trennsystem) ist nicht vorhanden. Die Leitungen müssen bis zum Parkplatz des Tennisplatzes (ca. 55m) neu verlegt werden.
  • Die Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes unter Einbeziehung von Bürgerhaus, Grundschule und weiterer Faktoren ist erforderlich. Die Verkehrsinfrastruktur muss unter Berücksichtigung der vorhandenen Nutzungen wie Grundschule, Bürgerhaus, Sport- und Vereinsgelände ausgebaut werden. Ab dem Parkplatz der Sporthalle muss die Straße komplett mit Wendemöglichkeit am Ende neu hergestellt werden und vom Parkplatz der Sporthalle bis zum Wendehammer der Grundschule muss die Straße für Begegnungsverkehr (ca. 100m) verbreitert werden.
  • Der Standort ist an den ÖPNV angebunden. Vor der Grundschule befindet sich eine Bushaltestelle der Buslinie FB-03 und der Bahnhaltepunkt befindet sich fußläufig in ca. 650m Entfernung.
  • Das Grundstück ist durch die längliche und im Norden schräg zulaufende Form für den Kita-Entwurf des Realisierungswettbewerbes nicht optimal geschnitten. Bei Aufrechterhaltung der im B-Plan festgesetzten Ortsrandeingrünungen entsteht nur ein Spielbereich. Es sind allerdings zwei getrennte Spielbereiche für U3- und Ü3-Kinder erforderlich. „Wir werden mit den Architekten beraten, wie es möglich ist, den Entwurf so anzupassen, dass die pädagogischen Ansprüche nicht gesenkt werden müssen. Eine Kita muss in erster Linie optimale Verhältnisse für die darin betreuten Kinder bieten“, stellt Herget klar.
  • Östlich grenzt an das Grundstück direkt ein Vogelschutzgebiet an. Es sind Maßnahmen auf dem Grundstück zu treffen, damit das Vogelschutzgebiet nicht beeinträchtigt wird (z.B. durch eine Ortsrandeingrünung, wie sie im bereits bestehenden B-Plan festgesetzt ist.)
  • Der Standort liegt nicht im festgesetzten Überschwemmungsgebiet. Im Hochwasserrisikomanagementplan (rechnerisch ermittelte Linien) liegt die Fläche teilweise im Bereich der potentiellen Überschwemmungsbereiches HQ100 (Wassertiefe 1-50cm) und HQ extrem. Es muss hochwasserangepasst (EG-Niveau Bürgerhaus) gebaut werden.


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