Reichelsheim: Tierschutz am Limit

Fotos: Bündnis 90/ Die Grünen

Reichelsheim
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Sabina Eberlein, Landtagskandidatin für die nördliche Wetterau, hat das vom gemeinnützigen Verein „Bund gegen Missbrauch der Tiere" betriebene Tierheim Elisabethenhof in Reichelsheim besucht. Sie informierte sich über die aktuelle Situation beim Tierschutz in der Wetterau. „In der Corona-Phase haben sich viele Menschen ein Tier zugelegt. Ich möchte wissen, wie sich das heute im Tierschutz auswirkt", begründet Eberlein ihren Besuch.

Der Verein betreibt elf Geschäftsstellen, neun Tierheime und ein Tierschutzzentrum im gesamten Bundesgebiet. Neben Tierschutzkampagnen, Öffentlichkeitsarbeit und dem betreiben von politischem Tierschutz, vermittelt der Verein nach eingehender Beratung Tiere an neue Besitzer. Der Elisabethenhof liegt idyllisch südlich von Reichelsheim in den Wiesen. Große Bäume spenden den einzelnen Bereichen für Kleintiere, Hunde und Katzen Schatten. Ein engagiertes Team aus Tierpfleger*innen und Ehrenamtlichen kümmert sich jeden Tag tiergerecht um die Tiere, die hier abgegeben worden sind. Trotzdem ist nicht alles rosig.

„Unsere Kapazitäten im Tierheim kommen an Grenzen, da immer mehr Menschen Tiere anschaffen, aber nicht verantwortungsvoll und tiergerecht mit ihnen umgehen. Wenn es dann Probleme gibt, werden sie ins Tierheim gegeben. Das besorgt mich sehr", erklärte Nina Pfannkoch, die den Hundebereich leitet und auch an der Berufsschule Frankfurt Tierpfleger*innen ausbildet.

„Das hat dann verschiedene Gründe. Hunde zum Beispiel werden in ihrer Pubertät im 1.-3. Lebensjahr schwierig, da sie wie Kinder die gesetzten Regeln hinterfragen. Wenn man dann keine klaren Regeln setzt, kann es Probleme geben. Manche Hundebesitzer wissen zu wenig über Hundeerziehung oder sie verstehen ihre Körpersprache nicht. Eine Art Hundehalter-Führerschein könnte helfen und viel Frust bei Menschen und Leid bei Tieren ersparen. Manche Hunde könnten so in ihren Familien verleiben ", erläuterte Pfannkoch weiter. „Aber auch steigende Kosten, z.B. für den Tierarzt und das Futter, sind nicht mehr für jeden leistbar oder mit einkalkuliert."

Björn Wagenbach, der Leiter des Kleintierbereichs ergänzte: „Kleintiere werden manchmal angeschafft, ohne zu wissen, wieviel Platz sie benötigen, wie alt sie werden, was sie fressen sollten und auch, wie hoch Tierarztkosten für ein kleines Tier wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster werden können. Die Pflege und Reinigung der Käfige solcher Tiere ist aufwendig und nach einer gewissen Zeit, habe machen Besitzer keine Lust mehr und die Tiere kommen zu uns. Das ist sehr traurig".

„Deshalb fängt Tierschutz bereits vor der Anschaffung des Haustieres an. Menschen müssen sensibilisiert werden, bevor sie ein Tier kaufen und Wissen zu Pflege, Haltung und Umgang vermittelt bekommen," wünscht sich die Landtagskandidatin Eberlein.

Den Katzenbereich stellte die Tierpflegerin Carina Wolf vor: „Wir haben im Durchschnitt 50 Katzen hier bei uns, in mehreren Gruppen, aber so zusammengestellt, dass sich alle wohlfühlen. Bei Katzen sind die wild lebenden Streunerkatzen das große Problem, da sie sich ungehindert vermehren. Es werden immer wieder große Würfe gefunden, die dann zu uns gebracht werden."

„Hier sind die Kommunen gefordert, eine Katzenschutzverordnung zu erlassen," stellte die Landtagskandidatin fest. In einer Katzenschutzverordnung kann geregelt werden, dass Streuner aber auch Freigänger mit Besitzer registriert, geimpft, gechipt und kastriert werden sollen. Einige Kommunen in der Wetterau haben so eine Verordnung bereits umgesetzt.

An einem Samstag im Monat trifft sich die Kinder- und Jugendtierschutzgruppe des Elisabethenhofs. Dort lernen die Kinder und Jugendlichen, die zwischen acht und fünfzehn Jahre alt sind, neben den verschiedenen Tierschutzthemen auch den richtigen Umgang, artgerechte Haltungsbedingungen und Bedürfnisse von Haustieren kennen.

Damit das private Tierheim funktioniert, ist es auf ehrenamtliche Helfer*innen und Spenden angewiesen, denn nur so können Futter, Tierarztbehandlungen, Medikamente und Energiekosten von mindestens 5.000 Euro monatlich finanziert werden. Allen Helferinnen und Spendern sei hier im Namen des Vereins und seinen Mitarbeitern gedankt.

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