Die Wiege der zivilen Luftrettung liegt in Reichelsheim

Bildquelle: Dennis Williamson

Reichelsheim
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„Man wünscht den Ernstfall niemandem, aber wenn es soweit ist, können wir froh und dankbar sein, wenn ein Hubschrauber angeflogen kommt, um Schwerverletzte zu versorgen und auf schnellstem Wege zu Spezialisten ins Krankenhaus zu bringen und das an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr", so die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget bei einem Besuch der Johanniter Luftrettung am Flugplatz Reichelsheim gemeinsam mit dem ehemaligen Bürgermeister Gerd Wagner und Landratskandidat Rouven Kötter.

Geschäftsführer Frank Zabell berichtete, dass die Wiege der Luftrettung in Deutschland in Reichelsheim liegt. „Hier hatte Luftrettungspionier Hans Werner Feder, praktischer Arzt aus Ober-Mörlen, im Jahr 1967 den Hubschrauber gechartert, um während seines dreiwöchigen Feldversuchs schnell am Unfallort zu sein. Die Luftrettung wurde zunächst sehr skeptisch gesehen und als nicht sinnvoll betrachtet. Die Idealisten aus Reichelsheim stellten auf eigene Kosten und aus Spendengeldern den Gegenbeweis an und legten damit den Grundstein für die heute nicht mehr wegzudenkende Luftrettung."

Heute ist die Luftrettung hochmodern aufgestellt. Besonders beeindruckt waren die Besucher von der größten Maschine, die aktuell im Einsatz ist: Der H 155 – Hubschrauber mit dem Funkrufnamen Christoph Mittelhessen. Etwa 70 % seiner Einsätze sind so genannte Sekundäreinsätze, bei denen Menschen von einem Krankenhaus zu einem anderen transportiert werden. Die restlichen Einsätze sind solche, die wir alle nicht erleben möchten: Schwere Unfälle, bei denen ein schneller Transport lebenswichtig ist. „Für uns im Wetteraukreis ist es ein absoluter Gewinn, dass die Luftrettung mitten in unserem Landkreis ihren Standort hat. Im Ernstfall kommt es auf jede Sekunde an und wir können uns auf modernste Technik und ein gut ausgebildetes Team im Hubschrauber verlassen", so Landratskandidat Kötter. Während die Piloten allesamt von der Firma Heli-Flight GmbH & Co. KG gestellt werden und die mitfliegenden Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter mit Zusatzausbildung aus dem Rettungsdienst der umliegenden Johanniter-Regionalverbände entsandt werden, besteht für die ärztliche Crew eine Kooperation mit Kliniken in ganz Hessen. Jeder Tag der Woche wird mit Ärztinnen und Ärzten eines anderen Klinikums abgedeckt. Dadurch ist ein permanenter Know-How-Transfer gewährleistet und es sind immer top ausgebildete und motivierte Fachkräfte an Bord. Neben dem Standort in Reichelsheim betreibt die Johanniter Luftrettung noch Luftrettungszentren in Gießen, Rostock und am Nürburgring.

Nach der Besichtigung des Außengeländes ging es in die modernen Räumlichkeiten, die zur Einsatzkoordinierung, Erholung und Schulung dienen. Im Ausbildungsraum erhielten Herget, Wagner und Kötter einen Überblick über die konkrete Arbeit am Standort Reichelsheim und die Arbeit der Johanniter-Unfall-Hilfe insgesamt.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe wird deutschlandweit von etwa 29.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden und mehr als 46.000 ehrenamtlichen Kräften getragen. „Eine wichtige Säule für unsere Nachwuchsarbeit ist der Schulsanitätsdienst, in dem mittlerweile etwa 10.000 Schülerinnen und Schüler aktiv sind", berichtet Frank Zabell. „Aber auch die gut 1,2 Millionen Fördermitglieder sind wichtig zur Finanzierung unserer Arbeit." Diese Arbeit ist enorm vielseitig und reicht neben den bereits beschriebenen Tätigkeiten von der Jugendarbeit, Betreuung, Pflege und Beförderung von Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Hospizarbeit, Hausnotruf, Betrieb von Sozialstationen und sonstigen sozialen Diensten bis hin zur Trägerschaft von Schulen und Kindergärten und vielem mehr.

„Sowohl die Johanniter-Unfall-Hilfe insgesamt, als auch die Johanniter Luftrettung als operative Abteilung sind wichtig für die Menschen in unserer Region und darüber hinaus. Wir können ein bisschen stolz darauf sein, dass in Reichelsheim die Wiege der zivilen Luftrettung liegt – aber insbesondere können wir dankbar sein, dass es Menschen gibt, die sich in diesen Bereichen engagieren und uns allen zur Seite stehen, wenn es darauf ankommt", fassten Herget, Wagner und Kötter abschließend zusammen.



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