Besondere Geburtstagsüberraschung für letzten Weckesheimer Bergmann

Reichelsheim
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„Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.

Und er hat sein helles Licht bei der Nacht. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht. Schon angezünd', schon angezünd'“, ertönte es aus dem Auto der Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst, die gemeinsam mit dem Ersten Stadtrat Jörg E. Heinzig, am 16. März um halb zehn vor dem Haus des Geburtstagskindes Herbert Schweitzer vorfuhr, um den 90-Jährigen mit einem ganz besonderen Geschenk zu überraschen. Herbert Schweitzer, der über 41 Jahre lang im Bergbau aktiv war, hatte vor einiger Zeit eine außergewöhnliche Anregung an die Stadt Reichelsheim gerichtet. Er wünschte sich eine Bergmann-Ampel für Weckesheim. Auf die Idee war er dank eines Artikels aus der Verbandszeitung ‚Kompakt‘ gekommen, in dem über eine Bergmann-Ampel in Duisburg berichtet wurde. „Wir waren von der Idee sofort begeistert und wollten diese direkt umsetzen. Es ist uns wichtig, die Bergbautradition zu bewahren und an diese besondere Facette unserer Stadtgeschichte zu erinnern“, sagte Lena Herget-Umsonst. Was folgte war ein langer und teils zäher Abstimmungsprozess mit unterschiedlichen Behörden und Akteuren. So dauerte es über ein Jahr bis der Austausch der Schablonen im Inneren der Ampel erfolgen konnte – was wiederum in wenigen Minuten vollbracht war. Stellungnahmen und Genehmigungen mussten eingeholt, Lizenzen eingekauft werden. Umso glücklicher waren alle Beteiligten, dass der Tag der Inbetriebnahme der Bergmann-Ampel just auf den 90. Geburtstag von Herbert Schweitzer fiel. Er war somit der Erste, der die Ampel in Augenschein und in Betrieb nehmen durfte. Sichtlich gerührt und mit der Sonne um die Wette strahlend, sagte er: „Ei, ist das wunderbar. So etwas Schönes. Und das auch noch heute. Danke, danke, dass Ihr das möglich gemacht habt“.

Herbert Schweitzer, der am 16. März 1933 im heutigen Wölfersheimer Ortsteil Wohnbach geboren wurde, beendete mit 14 Jahren zunächst die Schulzeit und ging in den Bergbau, um die Familie, die unter der kriegsbedingten Geld- und Lebensmittelnot litt, zu unterstützen. 1948 begann er seine Lehre, bestand zwei Jahre später die Knappenprüfung, holte sein Abitur nach und wurde zum Steiger. 1988 ging der Bergmann, dem die Kameradschaft stets wichtig war, in die wohlverdiente Rente. Seine Erinnerung an die Bergbautradition in Weckesheim, die 1842 begann, ist reichhaltig. Seine Anekdoten begeistern über Generationen hinweg. Jetzt hat Schweitzer dazu beitragen, dass der Tradition auch im Straßenverkehr mit einem grün gehenden und einem rot stehenden Bergmann mit Leuchte in der Hand Raum gegeben wird. Die umgestaltete Fußgängerampel befindet sich in unmittelbarer Nähe zu dem kleinen Freilichtmuseum, in dem einige Exponate aus dem Tief- und Tagebau zu sehen sind. Unter anderem steht hier auf einem Gleisstück eine der Lokomotiven des "Kohlebähnchens", drei Schaufelradeimer, und eine Lore, die einst zum Untertagetransport der Braunkohle benutzt wurde. Ebenfalls in Weckesheim befindet sich im Foyer des Bürgerhauses ein ehrenamtlich gepflegter kleiner, aber feiner Museumsbereich rund um das Thema Bergbau. Mittlerweile gibt es einige Orte in Deutschland, primär im Ruhrgebiet, die mit der Ampel an die Bergbautradition erinnern. Im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim befindet sich nun allerdings die erste Bergmann-Ampel Hessens. „Hier leuchtet ab sofort die Bergmann-Ampel den Weg über die Straße, so wie einst die Bergmann-Leuchte den Weg in die Grube“, freut sich Herget-Umsonst.

Bildunterschrift: Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst, der Jubilar Herbert Schweitzer und der Erste Stadtrat Jörg E. Heinzig - Fotograf: ©Stadt-Reichelsheim – Dieter Genz



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