Gnadl führt Podiumsdiskussion mit Schüler*innen

Ortenberg
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Vergangenen Montag nahm Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, einstmals selbst Schülerin an der Gesamtschule Konradsdorf, im Rahmen eines Werkstattgesprächs an einem Austausch mit Schüler*innen der Oberstufe an der Gesamtschule Konradsdorf teil: „Mein politischer Werdegang hat an dieser Schule begonnen.

Damals wurde die gymnasiale Oberstufe in Konradsdorf nicht angeboten und somit war es hier nicht möglich, sein Abitur abzulegen. Daher habe ich angefangen, mich politisch zu engagieren und für die gymnasiale Oberstufe in Konradsdorf gekämpft – damit der Zugang zu Bildung nicht vom Wohnort abhängig ist!", wendete sie sich an die Schülerschaft. Fachbereichsleiter Herr Stolte und Politik- und Wirtschaftslehrer Herr Wolf hatten die Aula für die Diskussionsrunde entsprechend hergerichtet: „Ich freue mich sehr, nach den zwei durch Corona geprägten Jahren hier sein zu können und mich mit den Schüler*innen austauschen zu können. Das hat gefehlt", freute sich die Landtagsabgeordnete über die Einladung. Geschichtslehrerin Frau Göbel, sowie die beiden Politik- und Wirtschaftslehrer Herr Simon und Herr Golombek, waren mit der gesamten Qualifikationsstufe 2 und einer Lerngruppe der Einführungsphase in der Aula zusammengekommen. Den Schüler*innen brannten besonders die Themen Ukrainekrieg, Corona und der Klimawandel unter den Nägeln. Dabei hakten sie auch scharf nach: „Sie haben gerade gesagt, dass es bei der Bekämpfung des Klimawandels auch auf jeden Einzelnen ankommt – was tun Sie denn privat für den Klimaschutz?", wollte ein Schüler wissen, nachdem die Landtagsabgeordnete auf eine Frage seiner Mitschülerin geantwortet hatte: „Eine gute Frage – wir haben zum Beispiel unser Haus komplett energetisch saniert und eine Holzpelletheizung installiert. Wir planen auch, auf ein E-Auto umzusteigen und haben eine entsprechende Ladeinfrastruktur geschaffen. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr wäre man sicher noch klimafreundlicher unterwegs. Klar ist leider aber auch, dass gerade im ländlichen Raum ein Umstieg auf den ÖPNV für viele, mich eingeschlossen, aktuell gar nicht möglich ist.", entgegnete die Abgeordnete. Sie verwies außerdem auf das geplante Schülerticket, welches im Wetterauer Kreistag bereits beschlossen wurde und als landesweit einmaliges Pilotprojekt den Schüler*innen der Oberstufe und Berufsschulen ebenfalls eine kostenfreie Nutzung des ÖPNVs ermöglichen soll. „Warum steht der Denkmalschutz dem Bau neuer Photovoltaik-Anlagen im Weg?" und: „Wie kann es sein, dass Photovoltaik-Anlagen nicht noch mehr durch den Staat gefördert werden? Die Erneuerbaren Energien müssen doch überall ausgebaut werden, da sollten Privatleute doch unterstützt werden" waren weitere Fragen zweier Schülerinnen.

Auch der Umgang mit den ukrainischen Flüchtlingen wurde durch die Schüler*innen thematisiert. Sie wollten unter anderem wissen, ob ukrainische Flüchtlinge im Gegensatz zu Flüchtlingen aus anderen Ländern bevorzugt werden und was man hieraus für künftige Flüchtlingsunterbringungen lernen könne. Die Landtagsabgeordnete betonte, dass man durch die Massenzustromrichtlinie für Geflüchtete aus der Ukraine auf europäischer Ebene eine schnelle Einigung gefunden habe. Der Zugang zu Arbeit sei dabei ein wichtiger Teil einer erfolgreichen Integration: „Ich würde mir wünschen, dass wir das auch für andere Geflüchtete ausweiten können und das die EU sich künftig bei allen Geflüchteten solidarisch zeigt und sich zum Wohle aller auf Verteilungsschlüssel und eine schnelle Integration einigt", so Lisa Gnadl. Auch eine Anerkennung von Berufsabschlüssen müsse schneller erfolgen. Ob sie eine Kriegsbeteiligung Deutschlands ausschließen könne und was sie zu den Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine sage, wollte ein weiterer Schüler wissen: „Seit dem 24.02. haben sich Ereignisse zugetragen, die ich in Europa nicht mehr für möglich gehalten hätte. Letztlich muss man sehr vorsichtig sein und genau abwägen, welche Schritte man trifft, um die Situation nicht weiter zu verschärfen. Das erfordert aus meiner Sicht auch eine gesamteuropäische Strategie. Der Wunsch nach Verteidigung und der damit einhergehende geplante NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands ist nachvollziehbar. Die Ukraine muss aus meiner Sicht auch in die Lage versetzt werden, sich überhaupt verteidigen zu können. Das unterstützt Deutschland mit den Waffenlieferungen. Auch den Wunsch nach Aufnahme in die EU kann ich verstehen. In jedem Fall müssen aber weiterhin diplomatische Gespräche zu Russland aufrechterhalten werden – Fluchtkorridore und humanitäre Hilfen müssen leider auch mit Kriegstreibern verhandelt werden, um letztlich den Menschen vor Ort helfen zu können. Ich hoffe, dass Putin irgendwann isoliert ist und auch ein Einlenken auf russischer Seite erfolgen wird", antwortete die Landtagsabgeordnete.

Die steigende Inflation und damit einhergehenden Preissteigerungen bereiten auch den Schüler*innen Sorge: „Denken Sie, dass die Inflation weiter anhalten wird?", wollte eine Schülerin wissen. Es sei damit zu rechnen, dass die Inflation noch weiter ansteigt. Die beschlossenen Entlastungspakete der Bundesregierung seien wichtig und zur Abfederung gedacht. Neben den beschlossenen Einmalzahlungen muss überprüft werden, ob die sozialstaatlichen Mittel ausreichend seien. Eine Anpassung der Regelsätze, die Einführung des Bürgergelds und die Kindergrundsicherung müssen aus ihrer Sicht angegangen werden, meinte die Abgeordnete. Zum 9-Euro Ticket wollten die Schüler*innen wissen, ob man dieses nicht auch langfristig einführen könne: „Ökologisch ist das sicher sinnvoll. In der Praxis muss die Finanzierbarkeit aber gewährleistet sein. In Hessen erhalten der RMV und der NVV im Vergleich zu anderen Bundesländern wenig Finanzmittel seitens des Landes. Wer einen kostenfreien ÖPNV will, muss das auch entsprechend finanzieren", kritisierte die Landtagsabgeordnete die Landesregierung. Abschließend wandte sich Lisa Gnadl noch an die Schüler*innen und wollte wissen, wie diese die letzten zwei pandemiegeprägten Jahre erlebt hatten, und wie zum Wegfall der Maskenpflicht stünden. Außerdem fragte sie, welche weiteren Unterstützungsmaßnahmen noch erfolgen müssen. Die Schüler*innen endeten mit einem Appell, sie nicht zu vergessen und zu berücksichtigen, was Corona ihnen abverlangt hatte. Man benötige mehr Unterstützung, um die Defizite aufholen zu können und kein strenges Beharren auf das Kerncurriculum.

 



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