Wetterauer Schulpreis geht an Grundschule Ulfa

Ulfa
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Der Wetterauer Schulpreis des Jahres 2021 geht an die Grundschule Ulfa. Geehrt wird damit das Projekt Mundartpflege und Erhalt des ‚Ilfer Platt‘. „Die Mundart ist die Sprache des Herzens und die Sprache der Heimat. Allerdings wird sie immer seltener gesprochen“, sagt Landrat Jan Weckler.

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Der Autor des Stückes ‚Deutschland, Deine Hessen‘, Walter Renneisen räumt dabei ein, dass das Hessische nicht in jedermanns Ohren gut klingt: „Aber mir wisse auch, dass das Hessische für uns so herrlisch klingt, weil Euer Herz und Heimat mit ihrm ganze Zauber singt“. Diesen Zauber gilt es zu bewahren und zu pflegen.

Landrat Jan Weckler betont: „Die Benutzung des Dialektes kann auch kulturelle Kompetenz und Vielfalt darstellen, wenn er angemessen zur Situation eingesetzt wird. Das geht auch in der Grundschule, ohne dass das Hochdeutsche als Bildungsfaktor in Schule vernachlässigt wird.“

Seit mehr als zehn Jahren ist in den hessischen Bildungsstandards für den Deutschunterricht festgelegt, dass Schülerinnen und Schüler sich mit der historischen Veränderung von Sprache auseinandersetzen und sprachliche Varietäten unterscheiden können sollen. Das vorrangige Ziel einer Beherrschung der Standardsprache, insbesondere im Schriftlichen, wird ergänzt durch das bewusste Wahrnehmen von Sprachen und Sprachvarietäten. Das heißt also auch der jeweiligen Mundart.

Im Niddaer Stadtteil Ulfa erfüllt der Erhalt des ‚Ilfer Platt’ neben der Brauchtumspflege auch einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt. Indem die Schulkinder den dorftypischen Dialekt kennenlernen, erleben sie einen Teil der individuellen Besonderheit ihres Heimatdorfes.

Begonnen hat das Projekt ‚Ilfer Platt‘ in der Grundschule mit einem Dorfquiz im Jahre 2010 in Mundart, in deren Rahmen Petra Graf, mehrfache Teilnehmerin des Wetterauer Mundartwettbewerbes, mit den Kindern der Grundschule ein Krippenspiel in ‚Ilfer Platt‘ einstudierte. Das war die Initialzündung und inspirierte die Schule zum 15-jährigen Jubiläum des Fördervereins den Internationalen Tag der Mundart, der jedes Jahr am 21. Februar begangen wird, im größeren Rahmen zu begleiten.

Einmal mit der Schönheit des Dialektes in Berührung gekommen, machte die ganze Schulgemeinde weiter.

2013 wurde ein Schattentheater in Mundart eingeübt und beim dörflichen Mundartwettbewerb vorgestellt.

2014 nahm die Schule am ersten Mundartwettbewerb für Jugendliche teil, den der Verein zum Erhalt der Mittelhessischen Mundart und Kultur e. V. (VEMuK) in Burgsolms veranstaltete.

2016 wurde das Theaterstück ‚Pippi ean de Schoul‘ aufgeführt.

2018 wurde ein ‚Ilfer ABC‘ erstellt und alte Dorfnamen erkundet, die auf den Schildern an vielen Häusern im Dorf angebracht sind. Im gleichen Jahr wurde die Martinsgeschichte in Mundart aufgeführt.

An Weihnachten wird auch in Platt gesungen und in diesem Jahr, zum 25-jährigen Bestehen des schulischen Fördervereins, werden die Kinder abermals einen Beitrag in Ulfaer Mundart geben.

Das Engagement der Schülerinnen und Schüler und ihrer Lehrkräfte ist allerdings nicht auf die Schule begrenzt. Aktivitäten im Dorf wurden in Gang gesetzt. So wurde das Krippenspiel auch in der evangelischen Kirche aufgeführt. Seitdem gibt es jedes Jahr einen speziellen Mundartgottesdienst, teils mit Simultanübersetzung.

Auch durch die Teilnahme des Dorfes am Wettbewerb ‚Unser Dorf hat Zukunft‘ kamen immer wieder Aktionen zustande, die mit Mundartelementen ‚gewürzt wurden‘. Bei ihren mundartlichen Exkursionen durch das Dorf werden die Schulkinder von Experten begleitet, wie etwa Petra Graf, die viele Jahre in der Schülerbetreuung der Schule tätig war und auch Mitglied der Mundartgruppe ‚Ilfer Schaustecker‘ ist.

Ganz uneigennützig ist man bei dem Projekt in der Schule nicht. Der Geschichtsverein hat eine eigene Arbeitsgruppe Mundart, und auch die Mundart-Theatergruppe erhofft sich durch die schulischen Aktivitäten für die Zukunft Nachwuchs.

„Die Schülerinnen und Schüler“, so Schulleiterin Gesine Haus, „haben durch die Mundartaufführungen auch außerhalb des schulischen Umfeldes, wie beim Frauenkreis, im Seniorenclub, in der evangelischen Kirche, soziales Engagement gezeigt und dabei erlebt, dass man mit eigenem Tun viel Freude schenken kann.“

„Mundart ist ein Kulturgut, mit dem sprachliche Schätze unserer Heimat bewahrt werden. Die Mundart-Aktivitäten der Schule, die sich inzwischen auf das ganze Dorf ausgeweitet haben, sind ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieses Kultusguts“, betont Landrat Jan Weckler.

Ein Projekt, das auch die Jury für den Wetterauer Schulpreis überzeugte. Jetzt hat der Kreisausschuss das Votum der Jury bestätigt. Die Verleihung des Wetterauer Schulpreises soll im Dezember in der Schule stattfinden. Ein genauer Termin wird noch bekannt gegeben.

Foto: Kehlersch, Knowelochs, Hirsegriemersch. Stolz halten die Schüler der Grundschule Ulfa Begriffe hoch, die wirklich nur versteht wer des Ilfer Platt mächtig ist. (Archivbild der Grundschule Ulfa)



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