Beschäftigte fordern Zukunft für Papierfabrik in Nidda

Ober-Schmitten
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Sie standen vor dem Betrieb, um ein Zeichen zu setzen: Rund 100 Menschen haben am Freitag, 24. März, vor dem Tor der Spezialpapierfabrik in Nidda-Ober-Schmitten eine Zukunft für den Betrieb gefordert. Ihr Ziel: Einen Käufer zu finden, der die Papierproduktion fortsetzt. Unterstützung bekamen sie von der hessischen Ministerin Lucia Puttrich (CDU), der Bundestagsabgeordneten Natalie Pawlik (SPD), dem Niddaer Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) sowie der Ortsgruppe Wetterau und dem Bezirk Mittelhessen der IGBCE.

Die Beschäftigten wollten ihrer Forderung Nachdruck verleihen und stellten gleichzeitig klar: Sie sind für Gespräche mit dem Unternehmen offen. „Wir sind willens, diesen Standort weiter zu betreiben“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Arif Tantürk. „Wir haben in den letzten Jahren viele persönliche Opfer gebracht, um den Standort nach vorne zu bringen. Jeder potentielle Käufer kann auf diesem soliden Fundament aufbauen, um mit unserer Firma Erfolg zu haben.“

Lucia Puttrich, die selbst aus Nidda kommt, machte den Beschäftigten Mut. Die Kundgebung sei ein wichtiges Zeichen. „Hier sind Menschen, die hochqualifiziert sind, die in der Vergangenheit viel Vertrauen gezeigt haben“, sagte die Ministerin. „Es kann hier gut weitergehen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sagen, wir geben nicht auf.“ Zur Unterstützung habe sie Kontakt zur Geschäftsleitung aufgenommen. „Ich erwarte Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.“

Auch Natalie Pawlik, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Wetterau-SPD, hat die Geschäftsführung kontaktiert. Sie sei überzeugt davon, dass die Produkte aus Ober-Schmitten eine Zukunft haben. „Es ist unglaublich mutig und bemerkenswert, wie die Belegschaft sich einbringt. Wir alle wissen: Es geht hier nicht nur um 200 Arbeitsplätze. Es geht auch um die Menschen mit ihren Familien, die dahinterstehen.“ Sie appellierte an die Beschäftigten, sich gegen die Schließungs-Pläne zu wehren. „Wir stehen ganz klar an eurer Seite.“

Bürgermeister Thorsten Eberhard betonte die Bedeutung, die die Papierverarbeitung für die Wetterau seit Jahrhunderten hat. „Es lohnt sich, für diesen Standort zu kämpfen“, sagte er. „Es ist wichtig, dass ihr zeigt, dass ihr hinter der Firma steht. Dass wir positiv in die Zukunft blicken: Wie kann es weitergehen, wie können wir das hier am Laufen halten? Dass unheimlich viel Potential in dem Unternehmen steckt.“

„Die Papierfabrik ist die Lebensader von Ober-Schmitten“, sagte Ortsvorsteher Andreas Prasse. „Wir haben zwei Argumente, die für den Standort sehr wichtig sind: Das Knowhow und die Produkte. Hier handelt es sich um eine Kernkompetenz, die einmalig in Deutschland ist.“ Helmut Kromm, der Vorsitzende der Ortsgruppe Wetterau der IGBCE forderte das Unternehmen zu einer offenen, ordentlichen Information auf. Und er forderte mehr Zeit, um einen Käufer zu finden. „Wir müssen den Druck erhöhen für eine Fristverlängerung.“

„Wir wollen das Unternehmen retten. Wir können wieder schwarze Zahlen schreiben“, fasste Astrid Rasner vom IGBCE-Bezirk Mittelhessen zusammen. Die Schwierigkeiten, die der Standort habe, seien durch Entscheidungen des Eigentümers verursacht worden. „Hier wurden kurz vorher noch schwarze Zahlen geschrieben.“ Nun sei Glatfelter in der Verantwortung, einen seriösen Käufer für den Standort zu finden, der ihn dauerhaft weiterführt. „Wir brauchen mindestens eine Fristverlängerung“, sagte sie. „Mit dieser Kundgebung wollen wir alle interessierten, seriösen Käufer auffordern: Guckt euch das Unternehmen an, kommt hier her!“

Der Glatfelter-Konzern will die Papierfabrik in Nidda-Ober-Schmitten schließen, wenn sich nicht bis Ostern ein Käufer für sie findet. Der Betrieb stellt Spezialpapiere her, die zum Beispiel für die Verpackung von Lebensmitteln oder in elektrischen Bauteilen wie Kondensatoren und Akkus verwendet werden. Nach Auffassung der Gewerkschaft IGBCE ist das eine übereilte und kurzsichtige Entscheidung. Rund 200 Arbeitsplätze würden verloren gehen.



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