Die Geschäftsführer der Lebenshilfe Wetterau, Thomas Mächtle und Andreas Beck begrüßten die direkt gewählte Wetterauer Bundestagsabgeordneten Natalie Pawlik (SPD) für einen Austausch in den Räumen der Geschäftsstelle in Friedberg-Fauerbach.
Nach einem kurzen Blick auf Struktur und Geschichte der Lebenshilfe im Wetteraukreis kam das Gespräch schnell auf die angespannte Personalsituation in den verschiedenen Arbeitsfeldern und die Angebote der Lebenshilfe. Der Fachkräftemangel hat die sozialen und pflegerischen Berufe längst erreicht und wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen. Die Prognosen zum Arbeitskräftebedarf des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) zeigen, dass bis 2028 fast 3.000 Fachkräfte in den Bereichen Pflege, Erziehung und soziale Arbeit auf dem Wetterauer Arbeitsmarkt fehlen werden
Für die beiden Geschäftsführer der Lebenshilfe ist deshalb die Ausbildung neuer Fachkräfte von großer Bedeutung. Dabei haben sie insbesondere die Ausbildung in der Heilerziehungspflege im Blick, denn hier könne an einigen Stellschrauben gedreht werden, um die Zahl der Auszubildenden zu erhöhen. „Die Zugangsvoraussetzungen müssen insbesondere für Haupt- und Realschülerinnen und Realschüler dringend verbessert werden. Für sie dauert die Ausbildung bis zu fünf Jahre. Das ist eindeutig zu lang“, stellten Thomas Mächtle und Andreas Beck fest. Die Qualität der Ausbildung müsse darunter nicht leiden, ergänzen die Geschäftsführer der Lebenshilfe.
Ein großes Potenzial sieht Andreas Beck bei sogenannten Arbeitskräften ohne formale Qualifikation, die bereits in der Eingliederungshilfe beschäftigt sind. „Das sind hoch motivierte und zuverlässige Menschen. Aber zu erwarten, dass sie – mitten im Leben stehend – für drei Jahre von einer Ausbildungsvergütung leben, das wird nicht gehen. Das kann sich niemand mit Familie und eigener Wohnung leisten“, beschrieb Andreas Beck. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten eine realistische Chance auf eine Weiterqualifizierung verdient, zumal es sich um Mangelberufe handle.
Um die Bedingungen für die Heilerziehungspflege zu verbessern, hatten die Kultusministerinnen und -minister im Dezember 2021 einen Beschluss gefasst, der die Durchlässigkeit zwischen dem fachschulischen und akademischen Bildungswegen stärken und eine Grundlage für die gegenseitige Anrechnung von erworbenen Qualifikationen ermöglichen soll. Bislang war dies auf Länderebene höchst unterschiedlich geregelt, was dazu führte, dass die Ausbildungen in der Heilerziehungspflege nicht vergleichbar waren. „Im hessischen Koalitionsvertrag wurde klar festgehalten, dass die bundesweit erarbeiteten Standards übernommen und der Zugang zur Ausbildung auch für Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss verbessert werden soll. Ein wichtiger Schritt ist der Wegfall des Schulgelds, das für diese Ausbildung immer noch erhoben wird“, merkte die Bundestagsageordnete an.
Auf Bundesebene sei viel für die Stärkung der Weiterbildung und Qualifizierung getan worden, ergänzte Pawlik. „Weiterbildungen während des Arbeitslebens wurden stark vereinfacht. Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Qualifizierung ermöglichen, können während dieser Zeit sowohl einen staatlichen Zuschuss zum Arbeitsentgelt erhalten, als auch die Übernahme der Weiterbildungskosten beantragen. Damit ermöglichen wir lebenslanges Lernen in jeder Lebensphase“, so Pawlik.
Die Lebenshilfe Wetterau und die Bundestagsabgeordnete wollen den Austausch fortsetzen. Dies betreffe vor allem die Pläne zur Ansiedlung einer Fachschul-Ausbildung für den Beruf Heilerziehungspflege in der Wetterau, kündigten beide Seiten an. Dabei soll es auch für Quereinsteiger möglich sein, die fehlende Theorie in kleinen Schritten nachzuholen, um die vollständige Qualifikation zu erlangen. Hierzu seien aber noch viele Gespräche notwendig.
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