Planungen für Interkommunalen Gewerbepark Oberhessen schreiten voran

Borsdorf
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Beim Niddaer Stadtteil Borsdorf soll auf einer Fläche von 19 Hektar ein zukunftsweisendes Gewerbegebiet entstehen. Das Besondere an dem Projekt ist nicht nur die Zusammenarbeit mehrerer Kommunen, sondern auch das Leitmotiv "grün statt grau". Wichtige Schritte auf dem Weg zu diesem Interkommunalen Gewerbepark Oberhessen sind bereits gemacht.

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Die Niddaer Stadtverordneten haben einen Grundsatzbeschluss gefasst, und das Areal ist im Flächennutzungsplan entsprechend ausgewiesen. "Der Interkommunale Gewerbepark Oberhessen soll ein Gewerbepark der Zukunft werden", betont Niddas Bürgermeister Hans-Peter Seum. "Das Konzept bietet Chancen sowohl für die beteiligten Kommunen als auch für die anzusiedelnden Unternehmen." Raum- und Stadtentwicklung müsse heutzutage nachhaltig gedacht, geplant und umgesetzt werden.

Acht andere Kommunen haben Interesse signalisiert, sich zu beteiligen: Echzell, Hungen, Schotten, Gedern, Kefenrod, Ranstadt und Ortenberg. Bei einem Treffen von über 50 Mandatsträgern aus diesen Kommunen stellten Projektleiter Johann Füller und Projektberater Otfried Herling den aktuellen Stand und den weiteren Ablauf vor. Die Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau (wfg), Bernd-Uwe Domes und Klaus Karger, erläuterten das Konzept und die Ziele eines interkommunalen Gewerbeparks mit Nachhaltigkeitsanspruch. Vertreter eines Fachbüros legten die beiden möglichen Organisationsformen dar: Zweckverband oder öffentlich-rechtliche Vereinbarung. Denn der nächste Schritt soll sein, die ökonomischen Auswirkungen für die Kommunen zu präzisieren und die Entwicklung des Gewerbeparks in eine organisatorische Zusammenarbeit zu überführen. Auch die Bürger sollen von Anfang an beteiligt werden.

Nachhaltig und klimafreundlich ausgerichtet
Der Interkommunale Gewerbepark Oberhessen hat den Anspruch, sich als Standort für technologische Unternehmen zu profilieren. Er soll ökologisch und klimafreundlich ausgerichtet und durch sein Standortprofil zu einer attraktiven Gebietsadresse im Rhein-Main-Gebiet entwickelt werden. "Die Exzellenzwirkung wird wesentlich zur Stärkung der Wirtschaftskraft und zur Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen in der Region Oberhessen beitragen", ist wfg-Geschäftsführer Domes überzeugt.

Um dies zu erreichen, soll der Gewerbepark auch wissenschaftlich angebunden werden. Der Vorteil für Betriebe: Sie lernen durch die die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen junge, qualifizierte Fachkräfte kennen, die sie womöglich sogar später einstellen. "Das wirkt nicht nur dem Fachkräftemangel entgegen, sondern auch der Bildungsabwanderung", unterstreicht Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring. "Denn oft kommen junge Menschen nach dem Studium nicht mehr nach Oberhessen zurück, weil sie hier keine Arbeitsplätze finden."

Die Ansiedlung von Unternehmen soll nicht beliebig, sondern selektiv erfolgen. Dafür ist vorab ein Kriterienkatalog zu erstellen, um die infrage kommenden Firmen zu definieren. "Der nachhaltige Gewerbepark Oberhessen versteht sich als Teil eines regionalen Entwicklungskonzepts und stärkt die Identität unserer innovativen und zukunftsorientierten Region", erklärt wfg-Geschäftsführer Klaus Karger.

Auch städtebaulich muss dies bedacht werden. Zwischen den beiden Niddaer Ortsteilen Borsdorf und Harb gelegen, soll die Architektur des Gewerbeparks sich sowohl an das landschaftliche Bild der Umgebung als auch an die direkt angrenzenden Wohnstrukturen anpassen. Dazu gehören zum Beispiel verbindende Wege und öffnende Plätze. Durch eine Vielzahl an Grünflächen soll das Areal außerdem ökologisch aufgewertet werden. "Durch diesen konzeptionellen Rahmen für die Erschließung und Gestaltung hat der Gewerbepark Oberhessen die Chance, als Modell für zukunftsorientiertes gewerbliches Planen und Bauen Profil zu gewinnen", unterstreicht wfg-Geschäftsführer Domes.

Solararchitektur und Nachhaltigkeit als Herausstellungsmerkmal
Der Begriff "grün statt grau" meint aber nicht nur die Begrünung des Quartiers, sondern beschreibt auch den Anspruch eines nachhaltigen Gewerbeparks der Zukunft für Unternehmen und Kommunen: Alle baulichen Maßnahmen sind den Zielvorstellungen von Ökologie, Energieeinsparung und -gewinnung verpflichtet. "Sie sollen wirtschaftliche, funktionale, ästhetische und ökologische Aspekte zu vereinen", erläutert Projektberater Herling. Konkret bedeutet dies z.B., dass solare Stromgewinnung schon im Entwurfsprozess als Gestaltungsaspekt der Bauplanung mitwirkt – und nicht als nachträglich installierter Fremdkörper an Funktionalität verliert.

Zentrales Ziel ist es, dem Gewerbepark Oberhessen eine unverwechselbare, qualitative Gebietsadresse zu geben - darin sind sich alle Akteure einig. In diesem Fall wären die Herausstellungsmerkmale: solares Bauen, Nutzung von natürlicher Umgebungsenergie und Einsatz neuer energieeffizienter Technologien. "Unter diesem Leitgedanken werden branchenübergreifend Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet angesprochen, die Klimasensibilität als zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts erkennen und einen Gewinn daraus ziehen, dass diese Haltung zu Nachhaltigkeitsprinzipien auf ihre Produkte, Dienstleistungen und Kunden ausstrahlen", sagt Domes.

An Verkehrsschnittstelle gelegen
Auch die verkehrliche Situation und die technische Infrastruktur im Gewerbepark sind im Fokus der Nachhaltigkeit zu sehen. Die Nutzung des ÖPNV und der Rad- und Fußwege soll im gesamten Gebiet gesteigert und somit die Verkehrssituation entlastet werden.

Der Standort des Gewerbeparks befindet sich zwar nicht direkt an der Autobahn, aber an der Peripherie des Umlands der Metropole Frankfurt/Rhein-Main, in dem der Entwicklungsdruck noch deutlich zu spüren ist. Das Gelände ist an einer interessanten Verkehrsschnittstelle gelegen – an der B457, die zur A5 und Richtung Gießen führt, und an der B455, auf der es zur A45 nach Wölfersheim geht. Geplant ist eine Umgehungsstraße um Borsdorf ebenso wie die Vernetzung mit dem Bahnsteig Borsdorf, der dann fußläufig erreichbar wäre. Verbindungen nach Gießen, Hanau, Friedberg und Frankfurt wären auch über den Bahnhof Nidda und die Haltepunkte Bad Salzhausen und Häuserhof gegeben.

Für eine weitere Reduktion des CO2-Ausstoßes sollten öffentliche E-Ladestationen zur Verfügung stehen, womöglich könnte zudem eine Wasserstofftankstelle eingerichtet werden, die mit „grünem“ Wasserstoff aus den Windkraftanlagen des Vogelbergs versorgt werden könnte. Auch eine digitale Infrastruktur in Form eines Glasfasernetzes soll aufgebaut werden, um den Standort für die Unternehmen zukunftsfähig zu gestalten.

Fotos: Lage des interkommunalen Gewerbeparks Oberhessen zwischen Borsdorf und Harb (Stadt Nidda). Fotos: wfg



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