Organisches Wachstum hilft auch in der Krise

Ockstadt
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Die Obstbrennerei Weidmann & Groh in Friedberg/Ockstadt ist seit mehr als drei Jahrzehnten bekannt für erstklassige Obstbrände. Mittlerweile aber auch für Bier und besonderen Apfelwein.

Norman Groh und Landrat Jan Weckler in der Brennerei von Norman Groh.jpg

Ein Apfelwein hat es im vergangenen Jahr beim „CiderWorld Award“ zur Goldmedaille geschafft. In der Kategorie Cider still landeten gleich fünf Produkte von Weidmann & Groh aus Friedberg unter den besten acht. Der Boskoop-Apfelwein, Jahrgang 2018, erreichte die höchste Punktzahl und gewann damit die „CiderWorld Medal“. Landrat Jan Weckler hat dieser Tage der Brennerei in Ockstadt einen Besuch abgestattet.

Wer die Gebäude in der Ober Wöllstädter Straße besucht, dem schlägt sofort ein feiner Duft, von Kirschen und anderen destillierten Früchten, entgegen. Kein Wunder, denn mehr als zwei Dutzend Früchte, vor allem aus Ockstadt und der näheren Umgebung, destilliert Norman Groh. Neben Klassikern wie Mirabellen- und Zwetschgenwasser, Birnenbrand und Obstler gibt es auch Holunder- und Quittenbrand, Himbeer-, Johannisbeeren- und Schlehengeist, aber auch so Besonderheiten wie Ingwer Lemongrasgeist, Haselnuss oder Zibartenbrand, für den Wildpflaumen gebraucht werden. Norman Grohs Lieblingsbrand ist freilich das Kirschwasser, natürlich aus Ockstädter Kirschen.

Die Herstellung von Obstbränden ist ziemlich aufwändig. Die Kirschen werden meist von Hand gepflückt, Stiele, Blätter und Zweige entfernt, die Früchte zerkleinert, aber nicht so stark, dass die Kerne Schaden nehmen. Danach beginnt der Gärvorgang, indem Hefe zugesetzt wird, wird der Zucker in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Danach beginnt der Brennvorgang, dabei soll der in der Maische enthaltene Alkohol gemeinsam mit den Aromastoffen von den übrigen Bestandteilen herausgetrennt werden. Dieser Vorgang erfordert viel Können und Erfahrung, die Norman Groh in seiner Ausbildung zum „Staatlich geprüften Brenner“ in Offenburg am Rande des Schwarzwaldes gemacht hat.

Im Brennvorgang wird die Maische unter Rühren erhitzt und der Alkohol aus der Maische destilliert. Aus zehn Kilogramm Kirschen kann Norman Groh so etwa einen Liter Kirschwasser gewinnen. In den nächsten Tagen beginnt die Arbeit in der Brennerei, die Norman Groh in den nächsten Monaten beschäftigen wird.

Die Streuobstwiese auf dem Tisch
Dabei hat er gerade die Keltersaison beendet, rund 30.000 Liter Apfelwein warten jetzt in Fässern auf die Abfüllung. Besonderes Augenmerk liegt auf den Apfelweinen, die mit dem gleichen Aufwand hergestellt werden wie Wein aus Trauben. Auch deshalb füllt Norman Groh seinen Apfelwein in Flaschen ab, die man vom Wein her kennt. Das Produkt mit sortenreinen Äpfeln und Standortbestimmung unterscheidet sich deutlich von den Massenprodukten der Großkeltereien. Der Aufwand ist deutlich größer, der muss auch bezahlt werden. Deshalb ist der sortenreine Apfelwein auch kein Tischgetränk, das man nur zum Durstlöschen nimmt, sondern eher ein Genussmittel, mit dem man sich die Streuobstwiesen der Wetterau auf den Tisch holt.

Ein weiteres Standbein, das Norman Groh mit seinem Bruder Lorenz ins Leben gerufen hat, ist das „Kultland-Bier“, das er seit einigen Jahren in Ockstadt braut. „Wir haben ein gutes Dutzend Restaurants, die das Kultland-Bier direkt aus dem Fass als besondere Attraktion anbieten“, sagt Norman Groh. Die Produkte von Norman Groh, zu denen auch der selbstgebrannte Whisky zählt, sind etwas Besonderes und entsprechen dem Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher nach besonderen, vor allem nach regionalen Produkten.

Die Corona-Krise hat allerdings in diesem Jahr dem kleinen Unternehmen mächtig zugesetzt, vor allem, weil die großen Feste ausgefallen sind. Aber auch viele Privatfeiern hatten den Absatz von Kultland-Bier ziemlich einbrechen lassen. „Zum Glück sind wir in den letzten Jahren organisch gewachsen und konnten so durch die anderen Standbeine und den Verkauf unserer Produkte, vor allem in den Landmarkt-Abteilungen der REWE-Gruppe, ausgleichen“, sagt Norman Groh. Landrat Jan Weckler war beeindruckt von der Produktpalette und der Kreativität, mit der Norman Groh die Früchte unserer Heimat zu genussvollen Getränken veredelt.

Foto: Von links: Brenner Norman Groh und Landrat Jan Weckler.



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