Friedberg: „Gepflegter Feierabend“ für Pflegekräfte

Fotos: Hortien

Friedberg
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Viele Pflegedienste und Einrichtungen sind am Limit. Schichten sind unterbesetzt, Pflegekräfte arbeiten an ihrer Belastungsgrenze und darüber hinaus. Das erleben die Klinik- und Altenseelsorger*innen im Ev. Dekanat Wetterau täglich in den Einrichtungen. Als Zeichen der Wertschätzung und um miteinander ins Gespräch zu kommen haben sie deshalb kürzlich Pflegekräfte ins Erasmus-Alberus-Haus in Friedberg eingeladen – zu einem „gepflegten Feierabend“ mit Musik und Poesie. Poetry-Slam-Künstlerin Leah Weigand sprach dabei mit ihren Texten vielen der anwesenden Pflegekräfte aus der Seele.

In Anlehnung an den Tag der Pflege hatten die Klinik- und Altenseelsorger*innen im Ev. Dekanat Wetterau gemeinsam mit der Katholischen Klinik- und Altenheimseelsorge sowie der Katholischen Betriebsseelsorge Oberhessen zum „Feierabend“ im Café des Erasmus-Alberus-Hauses eingeladen. Bei leckeren Häppchen und Getränken war Zeit zum Austausch - mal ganz ohne Zeitdruck und klingelnde Telefone. „Wir möchten mit diesem Abend danke sage. Dafür, dass Sie sich an 365 Tagen im Jahr um die Menschen kümmern, die Hilfe benötigen – Zuhause, an Krankenbetten und in stationären Einrichtungen“, formulierte es Klinikseelsorgerin Anette Bill. „Wir möchten uns an Ihre Seite stellen und eine Öffentlichkeit schaffen für das Thema Pflege. Denn wenn die Pflege am Limit ist, betrifft das uns alle.“

Die Folgen dieses „Pflegenotstands“ haben Verantwortliche des Dekanats jüngst selbst bei Einrichtungsbesuchen anlässlich des Tags der Pflege erlebt: Beschäftigte auf nahezu allen Ebenen, die entgegen den erlernten und verinnerlichten Professions- bzw. Berufsstandards, den eigenen Ansprüchen und dem institutionellen Selbstverständnis arbeiten müssen, die Erwartungen der Patient*innen und Klient*innen aus Zeitmangel nicht erfüllen können oder, als Konsequenz, den Beruf verlassen.

Besonderer Gast des Abends war die Poetry-Slam-Künstlerin Leah Weigand aus Marburg. Sie ist selbst ausgebildete Pflegekraft und Medizinstudentin. Ihr Text „Ungepflegt“, der die Situation in der Pflege behandelt, war zuletzt auch medial vielfach aufgegriffen worden. Umso mehr freuten sich die Veranstalter, die Künstlerin für diesen besonderen Abend gewinnen zu können. Cathrin Wenzel sorgte mit ihrem Saxophon für die passende musikalische Untermalung.

Neben „Ungepflegt“ trug Leah Weigand auch ihren Text „Vergessenslücken“ vor, der das Thema Demenz aus Sicht der älteren Dame Clara schildert. Den Text „Oldtimer“ widmet sie ihrem Opa. Ihre Worte berührten die anwesenden Gäste sichtlich.

Leah Weigand bezeichnet sich selbst als „Menschenliebhaberin“, die genau hinsieht und sich gerne in andere Perspektiven hineinversetzt. Mit ihren Texten will sie dazu beitragen, das Thema Pflege weiter in die Öffentlichkeit zu bringen und zu zeigen, wie vielfältig der Beruf ist. Denn, so sagt sie: „Das Image der Pflege in der Gesellschaft muss sich ändern.“ Kraft findet sie in ihrem Glauben und in der Meditation.

Am Ende des Abends war klar: Es soll nicht bei diesem einmaligen Treffen bleiben. So entstand die Idee, im Café Erasmus-Alberus-Hauses zukünftig regelmäßig einen Stammtisch für Pflegende anzubieten. Die Planungen dazu sind bereits gestartet.

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