Seit 60 Jahren Evangelische Familienbildung in der Wetterau

Foto: Hortien

Friedberg
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Familienunterstützende Angebote in der Wetterau haben eine lange Tradition. So feiert die Evangelische Familienbildung Wetterau in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Ein Anlass, zurückzublicken. Als Vorläufer der heutigen Familienbildungsstätten gelten die bis in die 1960er-Jahre verbreiteten Mütterschulen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wo die Nationalsozialisten dort ihre Ideologie vermittelten, wurden sämtliche Mütterschulen zunächst durch die Alliierten aufgelöst.

Wenige Jahre später jedoch wurden sie größtenteils an ihre vormaligen Träger übergeben oder von kirchlichen und kommunalen Trägern neu gegründet.

So entstand am 1. Juli 1962 eine Mütterschule in Friedberg, ursprünglich als Außenstelle der Einrichtung in Gießen. Damit war der Grundstein für die Familienbildungsarbeit gelegt. „Zu den ersten Kursen gehörten ein Koch- und ein Nähkurs“, erzählt Shiba Bühlmeyer, seit August 2022 Geschäftsführerin der Familienbildung. Genutzt wurden dazu Räumlichkeiten in Bad Nauheim, in der Wilhelmskirche und später in der Frankfurter Straße. Weitere Kursräume und die Verwaltung befanden sich im damaligen Gemeindehaus der Kirchengemeinde Friedberg in der Kaiserstraße.

In Trägerschaft der Evangelischen Frauen wurde aus der Mütterschule die Evangelische Familienbildungsstätte Friedberg, da sich das Angebot nicht mehr ausschließlich an Mütter richtete. Mit der Zeit kamen weitere Außenstellen dazu. In Bad Vilbel vor allem durch das Engagement von Pfarrer und Dekan Rudolf Trey. In Butzbach engagierten sich Erika Sternagel und ihre Familie. Dort werden heute Räume am Kirchplatz, aber auch das Haus Degerfeld, der Gemeinderaum in der Schillerstraße oder die Schul-Turnhallen für Kurse genutzt, ebenso wie das Hallenbad. Kurzzeitig waren Büdingen und Karben weitere Kursstandorte. Anfang der 2000 Jahre kamen in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt die Aufgabenbereiche Fachservice Kindertagespflege, Fachservice betreuter Umgang und Fachservice Pflegefamilien hinzu.

„In unserer Arbeit blicken wir bewusst über die kirchlichen Grenzen hinaus, damals wie heute“, sagt Bühlmeyer. „Bei uns wird jede*r so angenommen wie er oder sie ist, wir sind offen für alle.“ Das zeigt sich in Angeboten für alle Altersstufen – vom Geburtsvorbereitungskurs bis ins hohe Alter.

Ebenfalls Anfang der 2000er Jahre erfolgte der Namenswechsel von der Familienbildungsstätte Friedberg zur Familienbildungsstätte Wetterau, um die Vielfältigkeit der Standorte abzubilden. Als das Haus der Kirche in der Alten Wäscherei am Goldstein in Bad Nauheim 1994 geschaffen wurde, fanden dort ebenfalls Kurse der Familienbildungsstätte statt. Unter anderem gab es eine Lehrküche, sodass bis 2016 Frauen auf dem 2. Bildungsweg im Grundbildungslehrgang Hauswirtschaft ausgebildet werden und einen qualifizierten Berufsabschluss erhalten konnten. Die Familienbildungsstätte unterstütze darüber hinaus neue Familien, etwa mit dem Wellcome-Projekt in Friedberg und Bad Vilbel, oder der Krabbelstube in Bad Nauheim, ein U3-Betreuungsangebot für Alleinerziehende. Es wurden eine Schuldnerberatung sowie weitere Sprechstunden angeboten.

Zwischenzeitlich war die Einrichtung in der Wetterau die größte Familienbildungsstätte in Hessen mit über 1000 Kursen und 18.000 Teilnehmenden pro Jahr. Inzwischen sind es rund 500 Kurse mit 9000 Teilnehmenden, wobei auch durch die Corona-Pandemie Veränderungen eingetreten sind.

2013 zog die Verwaltung in die Bismarckstraße, 2021 weiter in die Hanauer Straße, 2022 sind Räume in der Ludwigstraße hinzugekommen. Zukünftig soll die Evangelische Familienbildung Wetterau die im Bau befindlichen Räumlichkeiten der Kirchengemeinde auf der Kaiserstraße 144 („Zwölf Quadrat“) mitnutzen.

Mit dem Wechsel der Trägerschaft 2017 von den Evangelischen Frauen zum Evangelischen Dekanat Wetterau wurde vieles neu organisiert und strukturiert. Seit 2018 heißt die Einrichtung Evangelische Familienbildung Wetterau.

In den vergangenen 60 Jahren haben sich nicht nur der Name und die räumlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturen vielfach verändert, sondern auch die Art des Arbeitens. „Gab es am Anfang einen gemeinsamen PC in der Geschäftsstelle, den wir uns alle geteilt haben, ist heute jeder mit einem PC oder Laptop ausgestattet“, erzählt Angelika von Zitzewitz-Schumann, die seit 1998 bei der Evangelischen Familienbildung Wetterau beschäftigt ist. Anmeldungen werden digital erfasst, ebenso die Teilnahmebeiträge und Honorare; und seit der Corona-Pandemie finden Onlinekurse statt.

Gleichzeitig profitiert die Familienbildung von ihrer langen Tradition: „Unseren Gymnastikkurs montags gibt es seit über 50 Jahren“, erzählt von Zitzewitz-Schumann. „Seit 41 Jahren nähen Teilnehmende in ihrem Kurs, einige von ihnen sind von Anfang an dabei. Bei der Zusammenstellung des Programms achten wir deshalb stets auf eine gute Mischung zwischen bewährten Kursen und neuen Impulsen“, ergänzt Bühlmeyer.

Und so soll es auch die kommenden 60 Jahre weitergehen: „Wir sind dabei, unsere Angebote flächendeckend zu erweitern und weitere Kursstandorte zu etablieren“, sagt Shiba Bühlmeyer. „Wir wollen Nachfrage und Angebot noch stärker zusammenbringen und unsere Kurse weiterhin bedarfsgerecht und anhand der Bedürfnissen der Menschen vor Ort entwickeln.“

Aktuell werden die neuen Programmhefte für das 1. Halbjahr 2023 verteilt. Online ist das Programm bereits abrufbar unter www.familienbildungwetterau.de.

Leiterinnen/Geschäftsführerinnen:
1977 bis 2002: Barbara Uhdris
2003 bis 2015: Kerstin Remane
2015 bis 2022: Andrea Kube
Ab 2022: Shiba Bühlmeyer

BU: Das aktuelle Team der Evangelischen Familienbildung Wetterau (v.l.): Manuela Kipp, Angelika von Zitzewitz-Schumann, Stefanie Politsch, Shiba Bühlmeyer, Heidrun Kroeger-Koch, Gerhard Radgen.



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