Friedberg: Innenstadt als Bühne begreifen

Friedberg
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Wie kann die Kaiserstraße in Friedberg wieder attraktiver werden? Diese Frage diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 2. Liberalen Wirtschaftsstammtisch, zu dem die Friedberger FDP eingeladen hatte. Immerhin ist die Kaiserstraße noch immer die Lebensader der Kreisstadt. „Über 120 Gewerbetreibende sind entlang der Kaiserstraße und in direkter Nähe zu ihr angesiedelt; rund jedes fünfte Friedberger Gewerbe hat hier seinen Sitz“, betonte Dr. Markus A. Schmidt, stellvertretender Vorsitzender der Friedberger Liberalen, in seinem Auftaktvortrag.

„Gleichzeitig nehmen wir einen zunehmenden Leerstand von Ladenlokalen, eine sich verschlechternde Aufenthaltsqualität und zunehmende Sauberkeitsmängel wahr“, so Schmidt weiter. „Die Kaiserstraße muss wieder in Richtung Zukunft führen, denn sie ist die Visitenkarte Friedbergs“, ergänzte Beate Hammerla, Vorstandsmitglied der Friedberger FDP und zusammen mit ihrem Parteifreund Schmidt Initiatorin des Wirtschaftsstammtisches.

In dem sich anschließenden Fachvortrag beschrieb Dr. Stefan Naas, wie eine Transformation der Innenstadt in einen modernen Lebensraum gelingen kann. Als Sprecher für Stadtentwicklung der Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag ist Naas ausgewiesener Experte für die Gestaltung innenstädtischer Räume. „Vor hundert Jahren noch waren Rathaus und Kirche die Netzwerkknoten in den Innenstädten“, merkte Naas zu Beginn seines Vortrags an. „Heute und in Zukunft müssen aber andere Magnete die Menschen in die Innenstadt ziehen.“ Am Beispiel anderer Städte im In- und Ausland präsentierte Naas eine Vielzahl an erprobten Vorschlägen, die auch Friedbergs Innenstadt voranbringen können. Entscheidend für die Umsetzung sei regelmäßig die Agilität der Stadtverwaltung, aber auch das Engagement von Bürgergruppen und Interessensverbänden. „Die Innenstadt sollte als Bühne begriffen werden, die Menschen einlädt, etwas zu erleben. Deshalb sind z.B. Kulturveranstaltungen wichtig“, führte der FDP-Politiker aus. Auch modern konzipierte Bibliotheken sieht der Liberale als wichtiges Instrument, um den Wohlfühlfaktor der Innenstadt zu erhöhen. „Die Oodi Bibliothek in Helsinki ist ein interessantes Beispiel, wie eine Bibliothek ein Ort der Zusammenkunft werden kann“, so Naas. „Hierher kommt man nicht nur um Bücher auszuleihen, sondern um Freunde zu treffen, um zu arbeiten und zur Unterhaltung.“ Daher seien in der Bibliothek auch Cafes, Coworking-Spaces und Bastellabore zu finden - übrigens ohne Gebühren, die auch für die FDP zur Disposition stehen.

Für die Liberalen ist die Erreichbarkeit der Innenstädte – sowohl für Kunden als auch für die Zulieferer der Gewerbebetriebe – zentrales Thema aller Überlegungen. Dabei bekennen sich die Freien Demokraten ausdrücklich zum Individualverkehr, ergänzt durch den ÖPNV. Entscheidend sei ein passender Mix verschiedener Verkehrsmittel. „Verkehr entsteht, wenn etwas verkehrt steht“, so der Leitsatz des liberalen Experten. Beispielweise hätten Parkplätze vor Apotheken und Arztpraxen ihre Berechtigung, damit auch kranke und beeinträchtigte Menschen einfachen Zugang haben könnten. Andere öffentliche Räume und Gewerbe würden dagegen von öffentlichen Verkehrsmitteln und reinen Fußgängerbereichen profitieren, so z.B. die Außengastronomie. “Kurze und gut geplante Wege schaffen eine attraktive Stadt. Ideologische Vorbehalte helfen hier nicht weiter“, so Naas. Der Verkehrsraum müsse gegebenenfalls komplett neu und passend aufgeteilt werden. Die Anwesenden diskutierten ausführlich und lebhaft die Anregungen des Vortrags und brachten typische Friedberger Aspekte ein. Wichtig für die Kreisstadt sei u.a., das „1.-Stock-Problem“ der Kaiserstraße zu lösen. Denn da oftmals die vorderen Hauseingänge und Treppenhäuser der Schaffung von Verkaufsflächen im Erdgeschoss weichen mussten, sind die oberen Etagen vieler Gebäude derzeit weder zugänglich noch nutzbar. „Gelingt es, diese Flächen für Wohnungen zu erschließen, kann man viel Wohnraum schaffen, ohne einen einzigen zusätzlichen Quadratmeter Fläche versiegeln zu müssen“, so Markus Schmidt. „Zudem würde die Kaiserstraße belebt, was wiederum den Geschäften zugutekommt“, ergänzte Beate Hammerla. „Das geht aber nur mit attraktiver Förderung und Begleitung durch die Stadt, denn die Hauseigentümer müssen mitmachen“, merkte Helge Müller an, der für die Freien Demokraten im Ortsbeirat der Kernstadt sitzt.

Bild im Anhang (v. l.): Beate Hammerla, Dr. Markus A. Schmidt, Dr. Stefan Naas.



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