Gut, wenn man eine Fremdsprache kann

Ei Gude wie
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Heute will ich Ihnen eine Geschichte erzählen, ich nenne sie auch „Geschichte vom Frosch un Storch im Kinzigtal“, da ich sie schon unter diesem Titel vorgetragen habe. Zur Vorgeschichte. Unser Kinzigtal hat viele Feuchtbiotope. Von Hanau am Main bis Schlüchtern schlängelt sich die Kinzig. Richtig sichtbar wird das bei Hochwasser. In Gelnhausen weiß man, von was ich spreche.

In Feuchtbiotopen sind auch Frosch und Storch daheim. Um beide geht es in meiner Geschichte, die zu einer Zeit spielt, in der beide ihrem Leben in den Kinzigauen nachgehen. Vom Hässeler Dorfrand, nahe dem Friedhof, springt morgens ein großer, schlauer gutaussehender Frosch (Hässeler Frosch = HF) in Richtung Kinzig, um Mücken zu fangen. Kurz hinter dem Hässeler Weiher kommt ihm ein kleiner mickriger Frosch aus Richtung Meddele (Meddeler Frosch = MF) entgegen. An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass die Geschichte auch umgeschrieben werden kann.

Es entstand folgender wechselseitiger Dialog, den ich aus der Froschsprache für Sie übersetzt habe (Anmerkung: HF quakt laut und kräftig, ist selbstbewusst. MF quakt leise und kümmerlich, eben ängstlich) MF: „Ei Gude wie, wo willste denn hie?“ HF: „Ei Gude wie, an die Kinzig will ich!“ MF: „Darf ich mit dir hüppe?“ HF: „Na klar, mein Bub!“ MF: „Was willste denn da mache?“ HF: „Ei, ich will Mücke fange!“ MF: „Und dann?“ HF: „Ei, fresse, mein klaaner Freund!“ Und so hüpfen beide weiter in Richtung Speckebrücke.

Plötzlich taucht am Himmel ein Hässeler Storch auf. Es ist Babette die Storchenfrau. Sie schaut nach unten und erspäht die beiden Frösche. „Der klaane tät mir jetzt reiche, so als Zwischenmahlzeit für moi Kinner“, denkt sie und bringt sich in Stellung. Der Meddeler Frosch entdeckt den Storch am Himmel und erschrickt. MF: „Guck e mal da oben, en Storch, ich hab so e Angst, der will mich bestimmt fresse. Ich will noch nett sterbe. Komm lass uns abhaue!“ HF: „Halts Maul un hüpp weiter, tu so als wär nix, es wird dir nix passiere, glaub mir, des is unser Babett, die kenn ich!“

Babette nähert sich den beiden im Sturzflug. Kurz bevor sie sich den Kleinen schnappen kann, stellt sich der Große auf seine Hinterfüße, schlägt mit den Vordern auf seine Brust und bellt „Wau, Wau!“. Babette erschrickt und fliegt ohne Beute davon. HF: „Siehste, Meddeler Bub, es ist dir nix passiert. Gut, wenn Frosch e Fremdsprache spreche tut, gell!"

Zum Schluss sei noch angemerkt, der Frosch kann nicht nur Fremdsprachen, er engagiert sich auch bei den Demonstrationen gegen rechts. Wir wollen nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg. Wir sind gegen Rassismus, Hass, Gewalt und gegen Fremdenfeindlichkeit. Wir sind für Frieden, Toleranz und für Völkerverständigung durch Aussöhnung und durch Annäherung. Alle Menschen sollen in Freiheit und Wohlstand in demokratischer Selbstbestimmung leben können. „Ei Gude wie!“

Zum Autor

Er sei ein waschechter Neuenhaßlauer, sagt er von sich selbst. Helmut Müller (71) ist in Neuenhaßlau als 4. von 7 Kindern geboren und ein typisches Nachkriegskind dazu. Seine Mutter Hessin und evangelisch, sein Vater Sudetendeutscher und katholisch, aber kein Flüchtling, sondern Kriegsgefangener, der nicht in seine angestammte Heimat zurückkonnte. Er wächst in einem 4 Generationen Haus mit den Eltern, sechs Geschwistern, Oma und Opa sowie Onkel und der Ur-Großmutter auf. Der Spielplatz war die Straße. In der Volksschule, die er mit dem Hauptschulabschluss beendete, war deutsch seine erste Fremdsprache, die er lernen musste. In späteren Jahren hat er seine mittlere Reife und das Fachabitur für Wirtschaft und Verwaltung nachgeholt und das Ganze als Diplom Verwaltungswirt (FH) abgeschlossen. Er war in etlichen Vereinen aktiv. Man könnte ihn getrost als „Vereinsmeier“ bezeichnen. Er hat dabei fast alle Positionen, die ein Vorstand hat, begleitet. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!



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