Butzbach: Großes Interesse bei Eröffnung des „Audiovisuellen Stadtrundgangs“

Butzbach
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Der audiovisuelle Stadtrundgang „Auf den Spuren Weidigs“ ist ab sofort in Butzbach verfügbar. Das von der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Projekt macht Friedrich Ludwig Weidig in Butzbach erlebbar. 15 Videoclips sind mit der Hilfe von lokalen Experten entstanden. Die Schilder an 12 Stationen können mittels QR-Code zum Leben und Wirken Weidigs gescannt werden. Diese wurden in Form eines Stadtrundgangs miteinander in der Innenstadt verbunden, so dass die Videoclips inhaltlich aufeinander abgestimmt sind.

Eine gedruckte Broschüre ist als Begleitmaterial zusätzlich im Museum und in der Tourist Information am Marktplatz 19 erhältlich.

Trotz des plötzlichen Wintereinbruchs kamen rund 40 interessierte Gäste zur Eröffnung des Audiovisuellen Stadtrundgangs „Auf den Spuren Weidigs“ in die neuen Räumlichkeiten der Butzbacher Tourist Information. Bei der Begrüßung bedankte sich Bürgermeister Michael Merle bei allen ehrenamtlichen Unterstützern und Dienstleistern für die zügige und qualitätsvolle Umsetzung des Projektes, das erst im Sommer 2023 begonnen wurde. Das „M19“ präsentierte sich als geeignete Veranstaltungsfläche. Im unteren Bereich war der Empfang und im 1. Obergeschoss wurden im zweiten Teil auf großer Leinwand ausschnittsweise 7 der 15 Videoclips gezeigt.

André Haußmann vom Innenstadtmanagement stellt im lockeren Gespräch mit den am Projekt beteiligten Akteuren die Entstehung des audiovisuellen Stadtrundgangs vor. „Viele, viele Bausteine haben hier gut ineinandergegriffen, bis zu guter Letzt auch alle Eigentümer bereitwillig der Aufhängung der Schilder an ihren Häuser zugestimmt haben“, bedankt er sich bei allen handelnden Personen im Publikum. Nach erfolgreicher Beantragung der Förderung, so Dr. Andrea Soboth, ebenfalls vom Innenstadtmanagement, konnte das Projekt im Sommer 2023 zügig begonnen werden. Zusammen mit Dr. Dieter Wolf wurde zunächst das inhaltliche Konzept erstellt. Zentral war es, in kurzer Form das Wichtigste zu Weidig filmisch zu erfassen. „Wir wollen mit der Komprimierung des Wissens Lust auf „mehr Weidig“ machen, so André Haußmann.

Mit dem Filmemacher Alexander Conrads konnten im Spätsommer dann mehr als sieben Stunden Filmmaterial mit verschiedenen Weidig- und Stadt-Experten gedreht werden. Allein Dr. Dieter Wolf (Museumsleiter und Stadtarchivar der Stadt Butzbach i.R.) trug mit mehr als vier Stunden Wissenszeit über den Demokratiepionier und Wegbereiter der Deutschen Revolution bei. Dank künstlicher Intelligenz, so Alexander Conrads, war der Filmschnitt im Rahmen des Budgets überhaupt möglich. So wurde zum erstellten Filmmaterial ein Transskript erzeugt, damit das umfangreiche Filmmaterial sinnvoll strukturiert und gekürzt werden konnte. Denn pro Film wurden im Durchschnitt letztendlich nur ca. 4 statt 28 Minuten zusammengeschnitten.

Einen besonderen Bezug zu Weidig hat auch Bodo Heil. Der 87-jährige kam seinerzeit auf der Spurensuche nach seinen wie er sagt „kriminellen Vorfahren“ zu geschichtlichen Beschäftigung mit Weidig. Er berichtet im Rahmen der Station 8 (Zeunerhaus) über seinen Ururgroßonkel Arnold Wendel (1817-1868). Er war ein Schüler von Friedrich Ludwig Weidig und später Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes für den Wahlkreis Hessen 2. Als Bäckersohn und Mühlenbesitzer konnte er sich eine politische Karriere finanziell leisten, denn damals gab es noch keine Diäten für Politiker.

Das Weidig neben Turnvater Jahn eine wichtige Rolle für die Turnerbewegung in Hessen gespielt hat und der Schüler Weidigs Moritz Kuhl Mitbegründer des TSV Butzbach und der Butzbacher Zeitung gewesen ist, weiß der heutige 1. Vorsitzende des Vereins, Michael Rüspeler zu berichten. Besonders das freundschaftliche Verhältnis zu seinen Schülern findet er nachahmenswert. Bodo Heil wusste aber in der Runde, dass Weidig das nur zu den guten Schülern pflegte.

Die Geschichtsexpertin und Stadtführerin Dagmar Storck der Stadt Butzbach gibt zu, dass sie mit einer gewissen Aufregung vor die Kamera getreten ist. Nichts davon ist zu bemerken, wenn sie beispielsweise im Film über Amalie Weidig berichtet, die Friedrich Ludwig Weidig am1827 heiratete und die ihn in allen seinen Aktivitäten sehr unterstützt hat. Auch Ulrike von Vormann, Stadtführerin und Mitarbeiterin des Butzbacher Museums, ist bei den Filmaufnahmen dabei gewesen. Sie macht im Film Lust auf die Dauerausstellung im Museum zu Weidig und nähert sich Weidig auch auf der emotionalen Ebene.

Obwohl die 15 Filme an den 12 Stationen des Rundgangs per QR-Code gescannt auf dem Handy bereits geschaut werden können, blieben die meisten Besucher noch, um im oberen Stockwerk der Tourist Information auf der Leinwand eine Auswahl der Filme zu schauen, die jeweils mit viel Applaus bedacht wurden. „Eine gelungene Auswahl an Wissen über das Wirken von Weidig, das durch die Verbindung mit den verschiedenen Orten in der Stadt lebendig wird und ein viel klareres Gesamtbild des Butzbacher Stadtsohns vermittelt“, so ein Teilnehmer. Auch Dorothea Niestert, Referentin der Destination FrankfurtRheinMain, in der auch der Wetteraukreis bzw. die Stadt Butzbach indirekt Mitglied ist, ist hellauf begeistert. Das Projekt passt ihrer Meinung nach genau zum parallel gestarteten Projekt „Routen der Freiheit – Auf den Spuren der Demokratiebewegung in FrankfurtRheinMain“. Die Route 2 führt in die Wetterau. Sie ist eine von insgesamt 7 Routen. „Hier wird in Zukunft weiter gemeinsam mit verschiedenen Orten in der Wetterau und der Gesamtregion gearbeitet“, erklärt Niestert.

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Die Gäste hörten aufmerksam zu und entdeckten viel Neues bei den Ausführungen der Experten zu Weidig. Foto: Alexander Conrads.

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Begleitmaterial (Broschüre) zum „Audiovisuellen Stadtrundgang“ inkl. Route.



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