Ein Jahr Sozialdezernentin

Bad Vilbel
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Ricarda Müller-Grimm blickt zurück, aber vor allem auch voraus

Am 1. September 2021 trat Ricarda Müller-Grimm das Amt der Sozialdezernentin an. Nach einem Jahr blickt sie nun zurück auf zwölf Monate voller wichtiger Entscheidungen, spannender Momente und wegweisenden Beschlüssen. Doch sie hat auch noch viel vor und auch darüber erzählt sie uns in diesem Interview.

Frau Müller-Grimm, ein Jahr Sozialdezernentin. Wie war es, als sie vor zwölf Monaten ihr Büro im Rathaus bezogen? - Das war eine sehr spannende Zeit. Ich habe mich unglaublich gefreut, dieses Amt antreten zu dürfen, wusste aber auch um die Bedeutung, die das Amt mit sich bringt und um die Herausforderungen, die vor uns standen und noch immer vor uns stehen. Ein stückweit war es dann auch ein Schritt ins Ungewisse, aber die Einarbeitung wurde mir von den Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs Soziale Sicherung, aber auch von Herrn Dr. Stöhr und Sebastian Wysocki, die mich von Anfang an unterstützten, sehr einfach gemacht.

Eine lange Eingewöhnungszeit hatten Sie jedoch nicht wirklich. Insbesondere die ersten Monate Ihrer Amtszeit waren durchaus geprägt von Krisen. Wie haben Sie das wahrgenommen? - Das muss man tatsächlich so sagen, ja. Die Coronapandemie beschäftigte uns natürlich alle, aber im sozialen Bereich waren es dann doch immer wieder sehr schwierige Entscheidungen, die wir treffen mussten. So mussten wir beispielsweise täglich Entscheidungen treffen, ob wir Gruppen oder ganze Kitas schließen müssen. In vielen Fällen gab es dazu auch leider keine Alternative, noch dazu mussten wir uns hier ja stets an die Verordnungen des Landes halten. Was mich hierbei jedoch zutiefst beeindruckt hat, wie professionell, sachlich und problemorientiert diese Lage letztendlich gelöst wurde und wie gut hier die Abläufe innerhalb der Verwaltung liefen. Einen großen Respekt muss ich auch den Kitaleitungen und allen Erzieherinnen und Erziehern zollen, wie diese mit der Situation umgegangen sind und wie sehr sie sich auch oft selbst zurücknahmen, um weiter für die Kinder da sein zu können. Ich kann mich hier nur immer wieder vielmals dafür bedanken.

Und als die Coronapandemie noch alle in Atem hielt, kam der schreckliche Angriffskrieg Putinrusslands gegen die Ukraine, welcher einen unmittelbaren Einfluss auf Bad Vilbel hatte. Wie genau sah dieser Einfluss auf. - Wir standen vor der Situation, dass wir binnen einer Woche bis zu hundert Menschen beherbergen sollten, die gerade am Anfang dieses Krieges schnell zu uns kamen. Aber auch diese Herausforderung konnten wir schnell angehen, indem wir die beiden Sporthallen in der Kernstadt in kürzester Zeit als Flüchtlingsunterkünfte herrichten konnten. Dies war eine organisatorische Meisterleistung des zuständigen Fachdienstes und vielen anderen beteiligten Abteilungen der Stadtverwaltung, denn man kann sich kaum vorstellen, an was alles gedacht werden muss, vom Catering, Security bis zum Brandschutz, hängen unheimlich viel Dinge an der Genehmigung für solch eine Unterkunft. Aber auch hier muss ich noch einmal einen großen Dank aussprechen und zwar dem Flüchtlingshilfeverein sowie allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die in diesen Wochen einfach Großartiges geleistet haben. Die Hilfsbereitschaft in Bad Vilbel war enorm, allein, wie viele Menschen sich bereit erklärt haben, den Flüchtenden einen Platz zum Schlafen und zum Wohnen zu geben und das in den eigenen vier Wänden war wirklich beeindruckend zu sehen.

Also zunächst viele Situationen und Herausforderungen, die so kaum vorhersehbar waren und auf die man nicht mit eingespielten Abläufen reagieren konnte. Blieb da überhaupt noch Zeit, sich in die weiteren Aufgaben einzuarbeiten? - Auch, wenn die Krisenbewältigung sicher herausfordernd und zeitintensiv war, blieb die Zeit zum Einarbeiten dennoch oder ich habe mir sie dann genommen, wenn es möglich war. Der Sozialbereich ist bekanntlich sehr breit gefächert, sodass ich mich in viele Themen einarbeiten musste. Glücklicherweise kannte ich als Bad Vilbelerin die meisten Beteiligten und Verantwortlichen und war beruflich zuvor auch schon im Sozialbereich tätig, sodass ich gute Anknüpfungspunkte hatte. Dennoch habe ich insbesondere bei den Besuchen der Kitas in unserer Stadt, bei den Gesprächen mit Kirchen, Vereinen und weiteren Institutionen und natürlich im Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viele wichtige Eindrücke sammeln können.

Einige Entscheidungen haben Sie dann auch schon treffen können oder Beschlüsse einleiten können. Welche davon ist Ihnen denn besonders wichtig gewesen? - Ich würde schon sagen, dass dies der Beschluss zur Höhergruppierung der Gehälter der Erzieherinnen und Erzieher ist. Gemeinsam mit meinen Kollegen Sebastian Wysocki und Bastian Zander haben wir hier unkompliziert gehandelt und möchten spätestens im kommenden Jahr die Gehälter entsprechend höhergruppieren. Diese Hochstufung ist für mich ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung an alle Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kitas, die täglich einen tollen Job machen. Dennoch stehen wir, wie alle Kommunen, vor der Herausforderung auch ausreichend Erzieherpersonal zu finden. Wir arbeiten hier schon sehr kreativ und mit verschiedenen Ansätzen und trotzdem werden wir diese auch stets hinterfragen und weiterhin nach guten und kreativen Wegen zur Personalgewinnung suchen.

Ist das dann auch eine der zentralen Punkte für die Zukunft? - Das ist ganz gewiss so, dass die Gewinnung von Erzieherpersonal unglaublich wichtig sein wird. Bad Vilbel ist Familienstadt und soll das bleiben, dazu zählt eine gute und vor allem gesicherte Betreuungsinfrastruktur. Aber wir wollen uns auch intensiv damit beschäftigen, wie wir die Jugendlichen mehr einbeziehen können und welche Angebote wir für Senioren in unserer Quellen- und Festspielstadt gestalten können. Es gibt im Sozialbereich immer und vor allem auch viel zu tun. Die Herausforderungen sind vielfältig und so müssen auch die Antworten, die wir geben entsprechend vielfältig sein. Kurzfristig freue ich mich dann auch auf die Eröffnung des neuen Kinder- und Jugendhauses auf dem Heilsberg. Unser Efzet hat bereits ein hervorragendes Konzept erarbeitet und es ist einfach wichtig, dass wir nach so vielen Jahren nun endlich dieses tolle Haus erhalten werden. Ich bin wirklich schon in großer Vorfreude auf die Eröffnung.

Langweilig wird es also auch in den nächsten Jahren nicht. Aber einmal zu Ihnen persönlich. Was hat sich für Sie denn geändert mit dem Amtsantritt? - Ganz platt gesagt, könnte man sagen, zunächst einmal meine Dienststelle (lacht). Nein, natürlich hat sich auch für mich vieles verändert. Allein, dass ich für meine Heimatstadt nun in einer so spannenden Position tätig sein darf, ist eine Herausforderung auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite eben auch eine große Freude. Natürlich wird man öfter angesprochen, ob in der Nachbarschaft, beim Einkaufen oder bei offiziellen Terminen. Aber das gehört dazu und oftmals kommen in solchen Gesprächen ja auch wichtige Eindrücke und guter Input zustande.

Das heißt, Sie würden das Amt jederzeit wieder antreten? - Dazu ein klares Ja! Das erste Jahr war sehr spannend, arbeits- und lehrreich und ich glaube das bleibt auch die nächsten Jahre so. Daher würde ich jederzeit wieder zusagen, dieses Amt anzutreten.

Gibt es noch etwas, das Sie als ein kleines Fazit für Ihr erstes Jahr ziehen möchten? - Zum einen muss ich sagen, dass mich die Aufgabe unglaublich erfüllt. Es macht großen Spaß, jeden Tag an einer lebens- und liebenswerten Stadt Bad Vilbel mitzuarbeiten. Es bereitet Freude, mich für die Menschen einzusetzen und es motiviert wirklich sehr, in einem so guten Team arbeiten zu dürfen, das aus sympathischen, hochqualifizierten und empathischen Menschen besteht. Zum anderen kann ich nur noch einmal betonen, wie viel in Bad Vilbel für die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen getan wird und dass wir auch nicht müde werden, weiteres und gern auch noch mehr zu tun.

Nun noch ein paar kurze Fragen mit der Bitte um schnelle Antwort:

Morgens im Büro: Kaffee oder Tee? - Tee

Rückfragen bei Mitarbeitern: E-Mail oder Telefonat? - Persönlich und wenn nicht möglich, gerne per Telefon

Mittagessen: Betriebsrestaurant oder mitgebrachtes Essen? - Betriebsrestaurant

Tagesablauf: Morgens früh im Büro oder abends spät gehen? - Abends spät gehen

Notizen, Bemerkungen, persönliche Briefe: Kugelschreiber oder Füller? - gleich digital ins Tablet. Für Briefe mit Tinte

Pflanzendekoration im Büro: Blumen oder Kaktus? - Blumen

Liebstes Medium? Handy, Tablet oder PC? - Tablet

Das Amt der Sozialdezernentin: Beruf oder Berufung? - Freude



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