Dank Aerosole positiven Effekt auf Atemwege erzielen

Bad Nauheim
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Einst wurden die Gradierbauten in Bad Nauheim zur Salzgewinnung genutzt. Inzwischen dienen die fünf Bauten aus dem 18. Jahrhundert als Freiluftinhalatorien. Damit sowohl die Bürger:innen als auch die Kurgäste künftig weiterhin die salzhaltige Luft etwa in Strandkörben wie am Meer einatmen können, werden derzeit die Gradierbauten I und III saniert.

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Riesige Baumstämme kommen dafür per Laster an und werden mit dem Kran heruntergehoben. Das sind die sogenannte Windstreben, die ersetzt werden müssen. „Zu sehen, was für ein Aufwand hinter dieser Konstruktion steckt, ist enorm“, sagt Bürgermeister Klaus Kreß, der sich vor Ort von den Bauarbeiten ein Bild macht. „Die Gradierbauten sind ein wichtiger Bestandteil der Kurstadt. Zum einen sind sie eine markante Erscheinung, zum anderen tragen sie durch die salzangereicherte Luft zum Wohlbefinden der Atemwege bei. Das ist wie ein Spaziergang entlang am Meer“, betont Kreß.

Die beiden Gradierbauten haben insgesamt 106 dieser Windstreben mit hölzernen Sattelschwellen, die auf gemauerten Natursteinwiderlagern ruhen. „Regelmäßig prüfen Mitarbeiter die Holzkonstruktionen auf Mängel“, erklärt Steffen Schneider, Fachbereichsleiter Kur- und Servicebetrieb. Da 30 der großen Stämme fortgeschrittene Verwitterung aufwiesen, werden diese nun inklusive Sattelschwellen durch eine beauftragte Firma fachgerecht ersetzt.

Schon 2020 wurden die gemauerten Natursteinwiderlager der Gradierbauten I und III von einem Sachverständigenbüro unter Einsatz eines Ultraschallgeräts auf Risse im Inneren der Steinkonstruktion überprüft. Daher werden zeitgleich mit dem Austausch der Windstreben auch 50 Widerlager, die das Fundament bilden, ausgebessert und teils auch komplett neu aufgebaut. „Die Arbeiten werden von Maurern des Kur- und Servicebetriebs durchgeführt“, erklärt Volkmar Dörn, Fachdienstleiter Kureinrichtungen und Therme. „Die Kosten der Maßnahme betragen rund 75 000 Euro.“ Die Arbeiten sollen bis März 2022 abgeschlossen sein.

Die Gradierbauten wurden einst zur Salzgewinnung eingesetzt. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Nauheimer Saline eine der modernsten Salzfabriken Europas war. Damals wie heute ist der Vorgang gleich: Das salzhaltige Wasser (Sole) aus der Quelle wird nach ganz oben auf die Gradierbauten gepumpt. Dort fließt es langsam die bis zu zehn Meter hohen Wände aus Schwarzdornbündeln herab. Durch Wind und Sonne verdunstet dabei ein Teil des Wassers und der Salzgehalt steigt. Die feinen salzhaltigen Tröpfchen, die im Verdunstungsprozess entstehen und durch den Wind verweht werden, nimmt man als frische Meeresbrise wahr. Salzhaltiges Wasser besitzt einen Salzgehalt von lediglich 3 Prozent. Durch den Verdunstungsprozess an den Gradierbauten wird dieser auf 22 Prozent erhöht.

Fünf Gradierbauten sind bis heute in der Kurstadt erhalten geblieben. Im 18. Jahrhundert waren hier noch 23 Gradierbauten mit 7 Wasserrädern und zwei Windmühlen im Einsatz. Würde man die fünf Gradierbauten aneinanderreihen, käme man auf eine Gesamtlänge von 650 Metern. Sie gehören zu den ältesten und zweitlängsten Anlagen in Deutschland.

Fotos: Gradierbau_Baustelle1/2_03.11.2021: Wie die Sanierung der Gradierbauten I und III voranschreiten, davon machen sich Bürgermeister Klaus Kreß (Mitte), Steffen Schneider (Fachbereichsleiter Kur- und Servicebetrieb, rechts) und Volkmar Dörn (Fachdienstleiter Kureinrichtungen und Therme) ein Bild vor Ort.



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