Bad Nauheim: Pfarrerin Susanne Pieper geht in den Ruhestand

Bad Nauheim
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Zu Kirchenmaus „Johanna“ hat Susanne Pieper eine besondere Verbindung. Die Handpuppe hat die Pfarrerin in den 19 Jahren Dienst in der Ev. Kirchengemeinde Bad Nauheim stets begleitet. Neben den Eltern-Kind-Gottesdiensten mit der Kirchenmaus hat sie sich aber auch in vielen weiteren Bereichen engagiert. Jetzt ist sie im Ruhestand.

Bereits zum 01. Dezember 2023 hat Susanne Pieper ihren Dienst beendete. Das war zunächst nicht geplant. Sie entschied sich dazu, um noch einige wertvolle Wochen mit Ihrer Mutter in Norddeutschland zu verbringen. Dort ist Susanne Pieper geboren und aufgewachsen. In Norddeutschland hat sie auch ihre ersten Jahre als Pfarrerin verbracht – und ihren Ehemann Friedhelm Pieper kennengelernt. Als dieser zum Generalsekretär des Internationalen Rates der Christen und Juden mit Dienstsitz in Heppenheim gewählt wurde, kam die Familie nach Hessen. Im September 2004 trat Susanne Pieper die Pfarrstelle in der Kernstadt an und teilte sich zunächst eine halbe Stelle im Ostbezirk mit Pfarrer Ulrich Becke im damals noch fünfköpfigen Pfarrteam.

Ihr Schwerpunktthema war die Arbeit mit Jugendlichen und Familien. Gemeinsam mit Gemeindepädagogin Regina Reitz gestaltete sie Wochenend-Freizeiten für Eltern und Kinder. Während die Kinder betreut und kindgerecht an das gewählte Thema herangeführt wurden, hatten die Eltern Zeit sich abseits des Alltags den Glaubens-Themen zu widmen. „Aber auch Familien- und Tauferinnerungsgottesdienste, Kletterfreizeiten oder Angebote in der Passionszeit gehörten zu unserem Angebot für Eltern und Kinder“, erzählt die Pfarrerin. „Beliebt waren auch die Taufgottesdienste speziell für Kita-Kinder aus dem Kindergarten Lee Boulevard.“

Kirchenmaus „Johanna“ stand im Mittelpunkt der Kirchenmaus-Gottesdienste. Ein Angebot für 2- bis 6-Jährige Kinder und ihre Eltern, samstagsnachmittags im Gemeindezentrum Wilhelmskirche „Ich hatte das Format bei meiner Ankunft von einer Kirchenvorsteherin übernommen und habe es mit einem wechselnden Team bis zu meinem Abschied weitergeführt.“ Nach dem kurzen Gottesdienst mit der Handpuppe gibt es ein Bastelangebot für die Kinder. Bei Kaffee und Keksen ist Zeit für Austausch und Begegnung. „Dabei sind unter den Eltern echte Freundschaften entstanden. Für mich ist das eines der besten Beispiele, wie Kirche sein muss: ein Ort zum Zusammenkommen und um sich zu begegnen.“

Dieses Ziel verfolgte auch die „Dinner Church“. An gemeinsamen Nachmittagen wurde gekocht, gegessen, das Abendmahl gefeiert und Bibeltexte geteilt. „So begegneten sich ganz unterschiedliche Menschen. Ich war immer auf der Suche nach neuen Gottesdienstformen, die Begegnung fördern. Ebenso war es mir wichtig, dass Kirche mitten im Leben stattfindet. Deshalb haben wir zum Beispiel auch Valentinstagsgottesdienste für Verliebte gefeiert.“

Mit den Jugendlichen erlebte Susanne Pieper die ein oder andere Osternacht. „Das gemeinsame Bestehen der Nacht bis zur Morgendämmerung war eine tolle Gemeinschaftserfahrung, bei der sich viele noch einmal ganz anders Öffnen konnten. Ich führte viele intensive Gespräche.“ Die internationalen Kontakte ihres Ehemanns als Europabeauftragter am Zentrum Ökumene bereicherten die gemeinsam gestalteten Jugendfahrten in den Herbstferien. „Wir sind quer durch Europa gereist. Ein Fokus lag dabei auf dem jüdischen Leben vor Ort. Darauf blicke ich heute gerne zurück“, erzählt Pieper. „Ein besonderes Highlight war der Jugendkirchentag, der 2006 in Bad Nauheim und Friedberg stattgefunden hat.“. 4 Tage lang beteiligten sich rund 900 Jugendliche an Angeboten und Veranstaltungen. „Das hat zwar viel Zeit und Kraft gekostet, war aber eine unglaublich tolle Erfahrung“, erzählt Pieper.

Mit dem eigenen Älterwerden veränderte sich auch das Arbeitsgebiet der Pfarrerin. Statt der Jugend widmete sie sich der Frauenarbeit. Gemeinsam mit der Frauenselbsthilfe nach Krebs feierte sie jährliche „Lucia“-Gottesdienste, um auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen. „Das Begleiten der Gruppe war eine sehr intensive Arbeit, die mir persönlich sehr wichtig war. Die Solidarität der Frauen untereinander, wie sie gekämpft haben, das hat mich tief beeindruckt. Immer wieder habe ich erlebt, wie der Glaube stärken und Kraft geben kann.“ Wie auch bei Gottesdiensten und Besuchen im Parkstift Aeskulap. „Dort begegnete ich unterschiedlichen Biografien und Fragestellungen. Aus der Arbeit habe ich viel für mich selbst mitgenommen.“

Beim Tauffest am Schwalheimer Rad im vergangenen Jahr durfte Susanne Pieper gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen dann noch einmal insgesamt 27 Menschen taufen. „Ich bin froh, dass ich das miterlebt habe.“ Auch nach dem Ruhestand wird die Familie in Bad Nauheim bleiben. Über die Jahre sind viele Verbindungen und Freundschaften entstanden. „Außerdem übernehmen wir den ‚Großelterndienst‘ für unsere Enkelkinder.“ In der neu gewonnenen Zeit möchte sich Susanne Pieper wieder stärker der Musik widmen. Neben dem Klavier steht in ihrem Wohnzimmer eine große Harfe, die darauf wartet, wieder gespielt zu werden. Am 28. April wird Susanne Pieper um 14 Uhr in einem Gottesdienst in der Dankeskirche verabschiedet.

susannepieper az



PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von WETTERAU.NEWS!

online werben