Bad Nauheim: Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz an Politik überreicht

Foto: Stadt Bad Nauheim

Bad Nauheim
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Über 150 Bürgerinnen und Bürger waren Ende März im Konzertsaal der Trinkkuranlage dabei, als die 21 in der Zukunftswerkstatt erarbeiteten Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Form eines Staffelstabs an den Stadtverordnetenvorsteher Oliver von Massow überreicht wurden. Somit beginnt nun die parlamentarische Auseinandersetzung mit den Maßnahmen durch die Stadtverordnetenversammlung.

Vorsteher von Massow bedankte sich bei der Stadtgesellschaft und auch bei der Stadtverwaltung für den Prozess, der im Juli 2022, auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, startete und in der gelungenen Abschlussveranstaltung endete: „Die hohe Bereitschaft den Weg Bad Nauheims in eine nachhaltige Zukunft gemeinsam zu gehen, bestärkt uns in der Etablierung neuer Prozesse für eine Beteiligung aller in unserer Gesundheitsstadt.“

Spielgelegenheiten im Quartier, Verbindung von Radwegen oder die Einrichtung einer Hundewiese – was Bad Nauheim noch nicht hat, sich aber viele wünschen: Bürger:innen können Ideen für ihre Stadt auf der Beteiligungsplattform mein-bad-nauheim.de platzieren. Wenn sich 100 Unterstützende finden, gehen diese Ideen in eine zweimal jährlich stattfindende Bürgerversammlung und werden dort diskutiert und gegebenenfalls weiterbearbeitet. „Die Online-Beteiligung zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie die Beteiligung zur Zukunft von Bad Nauheims Innenstadt haben uns mit ihren über 25.000 abgegebenen Bewertungen gezeigt, dass sich die Bad Nauheimerinnen und Bad Nauheimer einbringen wollen und wir mit der Partizipationsplattform eine gute Basis dafür bieten”, berichtet Matthias Wieliki, städtischer Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung und Öffentlichkeitsarbeit und kündigt die Veröffentlichung mit einer breiten Kommunikation ab Mai an.

Im kompakten Format „Eine Station im Stadtbus mit Klaus Kreß und Peter Krank” stellten die Bürger:innen aus den Arbeitsgruppen Klimaschutz, Klimaanpassung, Luftqualität, Naturschutz, Flächennutzung und Wassermanagement ihre Maßnahmen prägnant und unterhaltsam vor. Bürgermeister und Erster Stadtrat nahmen dazu Stellung. Vorher führte Yuge Lei, städtische Referentin für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, alle Gäste in den Prozess der Zukunftswerkstatt und den „Bad Nauheim Donut“ ein. Er erklärt ein ganzheitliches Verständnis von einem guten Leben und das Zusammenspiel von sozialen, ökonomischen und ökologischen Faktoren für die Kurstadt.

Schottergärten vermeiden

Die Arbeitsgruppe Klimaschutz hat die Maßnahme zur Gewinnung erneuerbarer Energie auf angepachteten Flächen von den Stadtwerken vorgestellt. Das würde einen Beitrag zur unabhängigen Energieversorgung leisten, eine Preissicherheit und lokale Wertschöpfung gewährleisten und die CO2-Emissionen reduzieren und somit einen Beitrag zum Klimaschatz leisten. Aus der Arbeitsgruppe Klimaanpassung wurde die Dach- und Fassadenbegrünung von städtischen Gebäuden präsentiert. Dies soll zur Verbesserung der Mikroklimas beitragen und Beispiele sicht- und anfassbar machen sowie Schutz vor Extremwetterereignissen bieten.

Die Themengruppe Naturschutz hat die Maßnahme zur Vermeidung von Schottergärten präsentiert. Vornehmlich vor dem Hintergrund Hitzeinseln zu vermeiden, Lebensraum für Tiere zu schaffen und das Wohlbefinden zu steigern und Stress abzubauen. Bürgermeister und Baudezernent Klaus Kreß begrüßt die Maßnahme: „Insbesondere mit Blick auf den Erhalt der Artenvielfalt und unseres Öko-Systems befürworte ich diese Forderung. Es sollte dabei aber nicht der Aspekt der Grünpflege außer Acht gelassen werden. Hier gilt es einen handhabbaren Weg für alle zu finden.“

Wohnraum im Innenbereich schaffen war die favorisierte Maßnahme der Arbeitsgruppe Flächennutzung, um landwirtschaftliche Flächen und Wohn- und Lebensumfeld zu erhalten, bestehende Potentiale auszuschöpfen und bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. 

Idee zum “Erlebnisraum autofreie Parkstraße an Aktionstagen”

Die Arbeitsgruppe Luftqualität hat die Idee „Erlebnisraum autofreie Parkstraße“ vorgestellt, bei der eine experimentelle Umsetzung in Form von Aktionstagen auf einer teilgesperrten Parkstraße denkbar wären. Dadurch würde für alle ein attraktiver Erlebnisraum entstehen, eine Verbindung von Kurpark und Innenstadt geschaffen und die Luftqualität verbessert. Erster Stadtrat Peter Krank äußert sich, in seiner Funktion als Ordnungsdezernent, wie folgt dazu: „Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme, die unsere Innenstadt durchaus attraktiver gestalten und maßgeblich zur Verbesserung der Luftqualität beitragen könnte. Jedoch müssen die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden. Mit dem Mobilitätskonzept sind wir schon auf einem guten Weg.“

Die Themengruppe Wassermanagement hat die Maßnahme „zum Trinkwassersparen informieren und sensibilisieren“ priorisiert, insbesondere um einen verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser hervorzurufen und um ein generelles Bewusstsein zu schaffen und um einen persönlichen Beitrag zum Trinkwassersparen zu leisten.

An diesem Abend erhielten außerdem die Fraktionsvorsitzenden Benjamin Pizarro (FDP), Markus Theis (Freie Wähler), Manfred Jordis (CDU), Esra Edel (Die Grünen) und Sinan Sert (SPD) die Möglichkeit sich während einer Gesprächsrunde zu positionieren. Der gemeinsame Tenor der Fraktionen war: Wir sind dankbar für die Ideen und das Engagement der Menschen für ihre Stadt. Auch der These „Wir sollten zu den Ersten gehören, die beherzt in die Umsetzung starten“ stimmten alle einheitlich zu. In dieser Runde wurde das Publikum immer wieder einbezogen, indem es zu Thesen mittels grünen und roten Karten ein spontanes Meinungsbild abgegeben hat. 

Wie es für Bad Nauheim weitergeht

Ein weiteres Vorhaben der Stadtverwaltung ist die Erstellung und Umsetzung eines Integrierten Klimaschutzkonzeptes (IKSK). Städtische Klimaschutzmanagerin Anea Lang stellte den Zeitstrahl zu diesem Projekt vor. Im Rahmen der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zur Nationalen Klimaschutzinitiative soll bereits Ende dieses Jahres das IKSK vom Plenum verabschiedet werden und in 2024 in die Umsetzung prioritärer Maßnahmen starten. Wesentliches Ziel ist es, den Energieverbrauch und damit den klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstoß in Bad Nauheim schnell und nachhaltig zu senken. 

Bildunterschrift: Bürgermeister Klaus Kreß, Yuge Lei (Referentin für Nachhaltigkeit und Klimaschutz), Stadtverordnetenvorsteher Oliver von Massow, Klimaschutzmanagerin Anea Lang, Erster Stadtrat Peter Krank und Matthias Wieliki (Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung und Öffentlichkeitsarbeit) blicken auf eine gelungene Bürgerversammlung [v.l.n.r.].



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