Eröffnung der Ausstellung „Was bleibt.“

Bad Nauheim
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Was bleibt. Dahinter steht ein Punkt und kein Fragezeichen; kein Ausrufezeichen und kein Doppelpunkt. Es ist eine Formulierung über die man zunächst stolpert. So empfinden es Pfarrerin Susanne Pieper und Dekan Volkhard Guth, die den Eröffnungsgottesdienst zur Ausstellung „Was bleibt.“ in der Bad Nauheimer Dankeskirche gefeiert haben.

Die Ausstellung lädt ein, darüber nachzudenken, was bleibt - im eigenen Leben, im Alltäglichen und über dieses Leben hinaus. Was möchte ich persönlich weitergeben? Was bleibt von mir? „Das muss jeder selbst für sich herausfinden“, weiß Pfarrerin Pieper. Eine Frage, die man sich im Alltag selten stelle, behandelt sie doch eine Perspektive, die man selbst nicht überblicken kann. Manche Menschen haben das Bedürfnis, etwas Materielles zu erschaffen, das bleibt. Eine Zeitkapsel im All, ein virtueller Erinnerungskosmos im Internet, die eigene Asche gepresst zu einem Diamanten. „Das alles hat etwas mit dem Wunsch zu tun, Resonanz zu erzeugen“, sagt Dekan Guth. Das materielle Erbe eines Verstorbenen, so wissen beide Seelsorger aus zahlreichen Trauergesprächen, kann Streit oder Segen sein. Doch bei der Frage „Was bleibt?“ geht es um mehr als materieller Besitz. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, so Guth. „Die Redewendung stimmt. Was immer wir haben, wie viel es auch ist, wir können nichts mitnehmen. Wir verlassen diese Welt mit leeren Händen.“ Was bleibt ist das, was uns im Innersten ausmacht. „Unsere Erinnerungen, unsere Vorstellungen, getroffene Entscheidungen, gemachte Erfahrungen.“ Unsere Begegnungen und unser Engagement, aber auch unsere Werte und unser Verhalten. „Es sind nicht immer Erfolgsgeschichten, aber es sind unsere eigenen Geschichten. Wir haben damit Resonanz erzeugt, haben Sinn gestiftet, im eigenen Leben und in der Begegnung mit anderen“, so Guth. „Wir gehen zwar mit leeren Händen, aber nicht mit leerem Herzen.“ Während der Predigt öffnet Guth eine grüne Blechdose, sein ganz persönliches „Schatzkästchen“ des Lebens. Darin befindet sich eine handgestrickte Puppe seiner Großmutter, die er als kleines Kind geschenkt bekommen hat. Ein Heft mit handgeschriebenen Rezepten seiner Mutter. Aber auch Dinge, die sich nicht in eine kleine Kiste packen lassen: Das handwerkliche Talent seines Vaters, die gepflanzten Obstbäume auf der Streuobstwiese oder seine Begeisterung für das Restaurieren alter Autos.

„Und dann ist da noch eine Resonanz die mir persönlich ganz besonders wichtig ist“, erzählt Guth. „Jesus sagt einmal: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Das ist mehr als ein Stück Erinnerungsgeschichte in den Weiten des Internets. Da spielt es keine Rolle, was ich geleistet oder erreicht habe. Es zählt einzig meine Beziehung zu Gott. Von Anfang an ist mein Name in seinem Buch des Lebens eingeschrieben. Und er bleibt dort, egal wie mein Leben verläuft. Fast alles im Leben kann man gewinnen und verlieren. Diesen himmlischen Eintrag nicht.“ Was bleibt? Was gehört ins ganz persönliche Schatzkästchen des Lebens? Die Ausstellung lädt ein, darüber nachzudenken und sich inspirieren zu lassen. Was war und was ist besonders wertvoll? Freundschaften, die erste große Liebe? Dinge die man geschafft, gearbeitet, überstanden hat, der eigene Glaube? „Es lohnt sich darauf zu schauen - in jeder Phase des Lebens“, sagt Guth. Die Ausstellung wird mit dem Standort in Bad Nauheim zum ersten Mal in der EKHN gezeigt. Ein Dank dafür gilt dem Organisationsteam um Elke Schulze, Franziska Schmidt und Gabriele Freyer sowie Katrin Lindow-Schröder, die per Video zugeschaltet ist. Laura Gleichmann, Referentin für Mitgliederorientierung der EKHN, wirbt zum Ende des Gottesdienstes für eine Enttabuisierung der Themen Tod und Sterben. Dazu sollen die Ausstellung und die Begleitveranstaltungen anregen. Durch ein offenes Gespräch könne dem Thema der Schrecken genommen werden. „Dann wird der Tod weniger zu einer Bedrohung, sondern vielmehr zu einem Motivator, das Leben noch intensiver zu leben.“

Die Ausstellung „Was bleibt.“ über das Weitergeben, Schenken, Stiften und Vererben in der Bad Nauheimer Dankeskirche ist bis 12. März täglich von 9-11 Uhr und von 15-17 Uhr geöffnet. Donnerstags zusätzlich von 19-21 Uhr. Das Begleitprogramm zur Ausstellung sowie eine Aufzeichnung des Eröffnungsgottesdienstes sind zu finden unter: https://www.evangelisch-in-bad-nauheim.de/inhalt/Aktuelles-Ausstellung/

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