Studie belegt unterdurchschnittliche Kriminalitätsrate in Bad Nauheim

Sie sorgen für die Sicherheit in Bad Nauheim (von links): Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Peter Krank, Stefan Reichert, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit, Brandschutz und Mobiltiät und Bernd Büthe, Schutzmann vor Ort.

Bad Nauheim
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Zur zweiten Sicherheitskonferenz im Rahmen des Präventionprojektes KOMPASS hatte die Stadt Bad Nauheim kürzlich gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen in die Trinkkuranlage eingeladen. Die Gesundheitsstadt nimmt seit 2019 an der Sicherheitsinitiative KOMPASS (Kommunalprogramm Sicherheitssiegel) des hessischen Innenministeriums teil. Das Projekt hat zum Ziel, die Kriminalität und Unsicherheitsgefühle in den hessischen Kommunen einzudämmen.

Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Peter Krank und Stefan Reichert, städtischer Fachbereichsleiter für Öffentliche Sicherheit, Brandschutz und Mobilität sowie Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Polizeistation Friedberg Christof Stark begrüßten dazu Vertreter:innen der Bad Nauheimer Schulen, der Kirchengemeinden, der Fraktionen, der Ortsbeiräte, des Jugend-, Familien- und Seniorenbeirats, des Ausländerbeirats, des Kreispräventionsrats, von Erlebnis Bad Nauheim e.V., von Wirtschaft für Bad Nauheim sowie weitere Stakeholder. Im Fokus der zweiten Sicherheitskonferenz stand die Darstellung des aktuellen Sachstandes zu KOMPASS, die Vorstellung der Ergebnisse der repräsentativen Bürgerbefragung der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie die Darstellung der getroffenen städtischen und polizeilichen Maßnahmen zur Wahrung und Optimierung der Sicherheitsinfrastruktur.

Wenig Kriminalität in Bad Nauheim

Aus dieser repräsentativen Sicherheitsbefragung hat sich ergeben, dass das Sicherheitsgefühl der in Bad Nauheim lebenden Menschen nicht mit der tatsächlichen unterdurchschnittlichen Kriminalitätsrate einhergeht. Die Befragten wurden durch eine proportional geschichtete Zufallsstichprobe, von allen Menschen über 14 Jahren mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Bad Nauheim, ausgewählt. Es wurden also 3.800 zufällig ausgewählte Bürger:innen eingeladen, an der 110 Fragen umfassenden Umfrage teilzunehmen. Der Rücklauf lag mit fast 900 Teilnehmenden bei 23,05 Prozent. Die Studie untersucht das Sicherheitsempfinden der Bürger:innen. Das gefühlsbezogene (affektive), verstandsbezogene (kognitive) und verhaltensbezogene (konative) Sicherheitsempfinden wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst Dazu zählen die objektive Kriminalitätsbelastung, personenbezogene und raumbezogene Aspekte sowie die Medien und auch die Politik. „Die Faktoren bedingen sich gegenseitig und bilden einen negativen Kreislauf“, erläutert Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Peter Krank. Studien belegen, dass diese Kriminalitätsfurcht und das damit verbundene Vermeidungsverhalten beziehungsweise Schutzverhalten von sogenannten Angstorten dazu führen, dass die soziale Kontrolle abnimmt und somit die Kriminalitätsrate objektiv zunimmt. „Denn diese Angstorte sind eher von Vandalismus und Vermüllen betroffen, was wiederrum zu einem höheren persönlichen Unsicherheitsgefühl führt“, sagt Krank. Statistisch gesehen weicht das persönliche Sicherheitsempfinden jedoch deutlich von der tatsächlichen Kriminalitätsrate an solchen Orten ab.

Maßnahmen zur Steigerung des Sicherheitsgefühls

Im Anschluss daran wurden die bereits getroffenen städtischen und polizeilichen Maßnahmen vorgestellt, die zur Steigerung des Sicherheitsgefühls für die Menschen in Bad Nauheim beitragen sollen, wie das Mobilitätskonzept der Stadt Bad Nauheim, verschiedene Projekte für mehr Sicherheit in der Dunkelheit und mehr Sicherheit für Frauen und das polizeiliche Präventivprogramm „Wachsamer Nachbar“.

Es zeigt sich, dass die Stadt Bad Nauheim bereits an einigen Stellschrauben dreht, um die Kriminalitätsfurcht der Bürger:innen zu verringern. Die Befragten, die sich allein zu Fuß in ihrer eigenen Wohngegend zu 94,7 Prozent sicher fühlen, fühlen sich nachts nur zu 60,2 Prozent sicher. Das lässt den Rückschluss zu, dass Dunkelheit zu einem enormen Verlust des Sicherheitsgefühls führt. „Wir arbeiten an verschiedenen Lösungsmöglichkeiten, um die Beleuchtungssituation in Bad Nauheim zu optimieren, unter Berücksichtigung des Ressourceneinsatzes“, berichtet Peter Krank. Ein weiterer Faktor, der in Bad Nauheim zu erhöhter Unsicherheit führt, ist der Verkehr. Demnach ist das für die Bürgerinnen und Bürger mit bis zu 90,9 Prozent bedeutende Problemfeld mit dem Thema Mobilität, expliziter mit Kraftfahrzeugen, verbunden. Denn die repräsentative Bürgerbefragung hat ergeben, dass 39,9 Prozent der Befragten ein Problem in falsch oder behindernd parkenden Autos und 51 Prozent in undisziplinierter Fahrweise sehen. „Das zeigt uns, dass das Mobilitätskonzept für Bad Nauheim ein wichtiger und richtiger Schritt war“, sagt Stefan Reichert, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit, Brandschutz und Mobilität.

Ein wichtiger und zukunftsorientierter Baustein ist dabei auch das “Digitale Innenstadtmanagement”. Die auf Bad Nauheim zugeschnittene und vom Digitalministerium des Landes Hessen geförderte Smart-City-Lösung hilft dabei, die Ressourcen in den Handlungsfeldern Sicherheit, Ordnung und Stadtbild zielgerichteter einzusetzen. Hier kommen Geräuschsensoren zum Einsatz, mittels derer Lärmüberschreitungen und sicherheitskritische Situationen unmittelbar erfasst werden. Im Handlungsfeld Verkehr und Mobilität sorgen Sensoren und eine Datenplattform für bessere Grundlagen bei Steuerungsentscheidungen.

Patricia Mayer, städtische Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, stellte während der Konferenz verschiedene Projekte zur Steigerung der Sicherheit von Frauen vor, die in Bad Nauheim implementiert werden sollen. Darunter das Heimwegtelefon, eine Telefonhotline in Deutschland und Österreich, die Anrufenden mehr Sicherheit auf Heimwegen, die bedrohlich wirken, vermitteln soll. Oder auch das Projekt „Luisa ist hier“, ein Code um bei Belästigung, Bedrohung oder Angst vor Übergriffen ohne weitere Erklärung Hilfe zu erhalten.

„Als Teil der Bad Nauheimer Sicherheitsarchitektur werden die Sicherheitskonferenzen künftig jährlich stattfinden. Die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung nehmen wir als Anlass die Beleuchtungssituation in der Stadt zu verbessern, die Ordnung zu wahren und den Verkehr stärker zu kontrollieren. Die weiteren Entwicklungen werden wir beobachten. Mit der Polizei im Wetteraukreis haben wir einen starken Partner an unserer Seite“, resümiert Erster Stadtrat Krank.

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Sie sorgen für die Sicherheit in Bad Nauheim (von links): Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Peter Krank, Stefan Reichert, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit, Brandschutz und Mobiltiät und Bernd Büthe, Schutzmann vor Ort.



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