Training unter Pandemiebedingungen für Menschen mit MS

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„Wir diskutieren nicht mehr, ob Sport positive Effekte hat, sondern welche Bewegungs- und Trainingsformen besonders positive Effekte für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) haben!“

Die DMSG Hessen hat in den Räumen der Handwerkskammer Wiesbaden die Ergebnisse des vierjährigen Projektes „Funktionstraining in Hessen“ vorgestellt. Maßgeblich gefördert von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und unterstützt durch Mittel aus der Hessischen MS-Stiftung sowie der Deutschen MS-Stiftung konnte ein erfolgreiches Sportkonzept, gemeinsam mit der wissenschaftlichen Begleitung durch die Hochschule Fresenius, Prof. Christian Haas und Team, entwickelt und umgesetzt werden. Im Vordergrund stand das Ziel, ein qualitativ hochwertiges, wöchentliches Training für Menschen aller Altersgruppen und Krankheitsgrade mit speziell fortgebildeten Trainern anzubieten, welches per Rezept verordnet und durch die Krankenkassen vergütet wird.

Die Herausforderungen an das dreiköpfige Team unter der Leitung von Frau Dr. Stephanie Woschek mit Nadine Scholl und Charlotte Klump waren groß. Eine chronische neurodegenerative Krankheit wie MS verläuft von Patient zu Patient verschieden und das Tagesbefinden ist höchst unterschiedlich. MS-erkrankte Sportler brauchen deshalb einen geschützten Trainingsraum und eine vertraute Gruppe, in welcher man sich nicht für spezifische Symptome wie Fatigue oder Leistungsschwankungen rechtfertigen muss. Zudem müssen die Trainer speziell fortgebildet sein, um eine sensible, individuelle Trainingssteuerung – auch im Gruppentraining - vollziehen zu können. Nach 3 Jahren intensiven Trainings mit mehr als 400 Menschen mit MS und anderen neurodegenerativen Erkrankungen können wir stolz von einem großen Erfolg sprechen.

Nach dem Start im Oktober 2019 trainierten bis Februar 2020 bereits 12 Trainingsgruppen in Hessen. Der Lockdown im März 2020 führte zu einem Stopp - geschlossene Trainingshallen und plötzliche Isolation. Doch die Krankenkassen genehmigten schnell die Tele-Umsetzung und das Sportkonzept konnte kreativ angepasst werden. So fanden bald die ersten Trainings per Videoübertagung in den eigenen Räumen der Teilnehmenden statt. Menschen, die bisher wenig PC-Erfahrung hatten, wurden ehrenamtlich unterstützt, es bildeten sich neue virtuelle Gemeinschaften und so wurden die regelmäßigen Tele-Funktionstrainingseinheiten zu einem Lichtblick während der Pandemiejahre 2020/2021. Der Teilnehmerkreis erweiterte sich über die hessischen Landesgrenzen hinaus und Online-Schnupperangebote über den Bundesverband der DMSG hatten in der Spitze über 100 Teilnehmende.

Problematisch waren die schwer zu kalkulierenden Rahmenbedingungen seitens der Krankenkassen, die die Genehmigung der Tele-Trainings stark an dem Verlauf der Coronazahlen ausrichtete. Regelmäßige Befragungen der Teilnehmenden zeigen die hohe Zufriedenheit und die zu 80 % bejahte gestiegene Lebensqualität in Bezug auf die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit. Insgesamt zeigt sich, dass die Erweiterung des Präsenzangebots um die Tele-Funktionstrainings eine deutlich größere Zielgruppe erreicht und damit die Gesundheitsversorgung von MS-Patienten maßgeblich beeinflusst werden kann.

Zurzeit trainieren 22 Gruppen bundesweit, davon 17 Gruppen in Hessen. Sowohl in der DMSG Hessen wie auch in den anderen Landesverbänden der DMSG wird das Angebot ausgeweitet. Dafür garantiert Dr. Stephanie Woschek, welche zum 1.1.2023 im Bundesverband der DMSG die Verantwortung für „Sport und Bewegung“ übernehmen wird. Die DMSG Hessen holt Sabine Kühn, eine Physiotherapeutin mit einem Master in Gesundheitspädagogik, an Bord. Sie wird ab Januar 2023 gemeinsam mit Nadine Scholl das Sportkonzept in Hessen zu einem von den Krankenkassen unabhängigen Angebot weiterentwickeln.



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