Seltene Bläulingsart verschwunden

Landkreis Gießen
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Der Versuch, in Gießen-Rödgen zwei seltene, zu den Bläulingen gehörende Tagfalterarten von der Fläche „In der Roos“ wegzufangen und auf die „Krebswiesen“ umzusiedeln, hat wohl zum Erlöschen der Population einer der Arten, des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings geführt, berichtet der NABU Hessen.

Der Naturschutzverband beruft sich dabei auf ein im Januar vorgelegtes Gutachten der Stadt Gießen. Auch der Erfolg der Umsiedlung für die zweite Art, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ist eher unwahrscheinlich: 2020 waren insgesamt 396 Schmetterlinge gefangen und zu den „Krebswiesen“ verbracht worden, wo es bereits 384 Tiere gab. Eine Nachkontrolle 2021 zeigte dort aber keinen Anstieg der bereits vorhandenen Population, sondern einen Rückgang auf 246 Tiere. 

Die Fläche „In der Roos“ ist für ein Baugebiet vorgesehen. Im Jahr 2020 wurden dort noch fünf Exemplare der Hellen Bläulinge gefangen und umgesiedelt. Aber 2021 war auf den Krebswiesen kein einziges Individuum dieser Art nachzuweisen. Der Rückgang der Dunklen Bläulinge auf der Ersatzfläche wird in einem Gutachten mit dem regenreichen Sommer erklärt. „Auf jeden Fall ist kein Anstieg der Falterzahlen sondern stattdessen ein Rückgang und somit keine erfolgreiche Umsiedlung erkennbar“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU. Es müsse endlich Schluss gemacht werden mit dem Umsiedlungsexperiment. Er forderte die Stadt auf, von der Planung des Baugebietes abzusehen.

Natur ließe sich nicht einfach so verpflanzen, betont der NABU. Dafür seien gerade bei diesen beiden geschützten, hochspezialisierten Bläulingen die Ansprüche an den Lebensraum viel zu hoch. Die Arten brauchen Blütenköpfe der heimischen Wildpflanze „Großer Wiesenknopf“ als Nahrungsquelle, zur Eiablage und Raupenentwicklung. Außerdem müssen Nester von bestimmten Wiesenameisen in ausreichender Zahl vorkommen, da dort die Schmetterlingsraupen überwintern und erst im Folgejahr die jungen Falter schlüpfen. Beides setze eine bestimmte Bodenfeuchtigkeit und auf den Entwicklungszyklus der Falter abgestimmte Mahd-Zeitpunkte voraus. „Natur lässt sich nicht einfach nachbauen“, so Eppler. Deshalb habe der Schutz bestehender Art-Vorkommen am ursprünglichen Standort absolute Priorität.



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