Ein Glücksfall für die Wetterauer Archäologie

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Seit 24 Jahren sind Christina und Ernst Grabsch aus der Wetterauer Kreisarchäologie nicht wegzudenken. Als Auszeichnung für ihr Lebenswerk wurden sie nun für den Hessischen Denkmalschutzpreis in der Kategorie Ehrenamt vorgeschlagen. Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei Axel Wintermeyer hat gemeinsam mit Landrat Jan Weckler und Kreisbeigeordnetem Matthias Walther das Ehepaar Grabsch am „Arbeitsplatz“ besucht.

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Vorgeschlagen wurden Christina und Ernst Grabsch von Dr. Jörg Lindenthal, Kreisarchäologe des Wetteraukreises. Er kennt das Ehepaar seit 1996, damals war er noch Archäologiestudent und Leiter der Grabung in Rockenberg-Oppershofen. Das Ehepaar ging ihm bei der Feldarbeit zur Hand und sollten von da an seine Liebe zur Archäologie nie mehr verlieren.

„Christina und Ernst Grabsch sind ein Glücksfall für die Archäologie im Wetteraukreis“, sagte Staatsminister Axel Wintermeyer bei seinem Besuch in der Kreisverwaltung in Friedberg. Hier haben sie ihren ehrenamtlichen „Arbeitsplatz“, umgeben von Scherben und Knochen. Landrat Jan Weckler würdigte das jahrelange, ungebrochen hochmotivierte Engagement der beiden ehrenamtlich Tätigen und ihr großes Verdienst für die Wetterauer Archäologie.

Unentbehrliche Arbeit im Hintergrund

Christina und Ernst Grabsch kümmern sich verlässlich und mit größter Vorsicht um die ungeliebte Nacharbeit im Grabungsverlauf, wenn andere Hilfskräfte schon lange die spannenden Grabungsprojekte verlassen haben.

Sie unterstützten das gesamte Projekt Romanisierung, ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, reinigten das Fundmaterial der mehrjährigen Grabungen an der keltischen Saline in Bad Nauheim, räumten die Lagerbestände im Badehaus Bad Nauheim aus, in dem hunderte von Kisten aus 20 Jahren Grabungstätigkeit auf dem Dachboden in Vergessenheit geraten waren. Sie bereiteten die Funde der Grabung Echzell „Heinrichswiese“ auf, hier war eine merowingerzeitliche und urnenfelderzeitliche Siedlung vom Landesamt für Denkmalpflege gegraben worden. In Gambach bearbeiteten sie die zahlreichen Funde von zwei Grabungen nach römischen Villa rusticae, in Friedberg kümmerten sie sich um die Funde der Grabungen am Elvis Presley Platz nach den römischen und mittelalterlichen Vorbebauungen und am Steinernen Kreutz waren es Militärische Anlagen und Grabungen aus der Römerzeit, die versorgt werden wollten.

Das ist aber noch längst nicht alles. Christina und Ernst Grabsch begleiteten die mehrjährige Aktion des originalgetreuen Nachbaus eines römischen Wachturms in ihrer Heimatgemeinde Limeshain. Sie wuschen 450 Skelette der Grabung Wölfersheim-Berstadt, einem merowingerzeitlichen Gräberfeld, und gleichzeitig einem Renommierprojekt des Landes Hessen. Es wird derzeit beim Landesamt für Denkmalpflege wissenschaftlich ausgewertet.

Ehrenamtliche Arbeit, die sich nicht beziffern lässt

Der Wert, den das Ehepaar Grabsch in 24 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit geleistet hat lässt sich nicht beziffern. Auch nicht wie viele Tausende Scherben, Knochen, Steine und andere Funde durch ihre Hände gingen, gereinigt, beschriftet und sorgfältig verpackt wurden. Notdürftig im Feld geborgene Urnengräber, die in großen Erdblöcken in die Kreisarchäologie geliefert wurden, legten sie sorgfältig unter Aufsicht frei, dokumentierten und zeichneten jeden Arbeitsschritt, um am Ende die Urnen wieder zusammenzufügen. „Eigentlich handelt es sich hier sogar um Arbeiten von Restauratoren, die Christina und Ernst Grabsch aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in enger Zusammenarbeit mit Restauratoren und Archäologen ausführen konnten“, sagte Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal. Am wichtigsten ist aber die Kontinuität, mit der sie die Wetterauer Archäologie und die Landesarchäologie unterstützen.

Drei Kandidaten für Hessischen Denkmalschutzpreis

Der Hessische Denkmalschutzpreis in der Kategorie Ehrenamt ist mit 7.500 Euro dotiert. Drei Kandidaten sind für ihn vorgeschlagen. Das Ehepaar Grabsch, der Förderverein Bismarckturm in Gießen für den Erhalt des Bauwerks und das Projekt „Wiegehäuschen“ in Weilmünster. Der Hessische Denkmalschutzpreis wird seit 1986 vergeben. Die diesjährige Verleihung findet am 15. September im Wiesbadener Schloss Biebrich durch die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, statt. Über die Verleihung entscheidet eine fachkundige und unabhängige Jury. Zusammen mit diesem wird seit 2017 auch der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis verliehen. Bei ihm steht das ehrenamtliche Engagement für ein Kulturdenkmal im Vordergrund.

Foto: Christina Grabsch erläutert Axel Wintermeyer, Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei, ihre ehrenamtliche Arbeit für die Wetterauer Kreisarchäologie. In der Hand hält sie eine Tonscherbe aus der Eisenzeit. Von links: Landrat Jan Weckler, Staatsminister Axel Wintermeyer, Ernst und Christina Grabsch.



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