Frühjahrsstimmung auf den Streuobstwiesen

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Der 30. April wird erstmals europaweit als „Tag der Streuobstwiese“ begangen und soll sich künftig am jeweils letzten Freitag im April wiederholen. Die Streuobstwiese wurde Ende März in das Bundesverzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission zum Immateriellen Kulturerbe aufgenommen.

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Die üppige Blütenpracht, die sich jetzt vielerorts auf den kleinen und großen Streuobstwiesen im Wetteraukreis zeigt, lässt viele Herzen höher schlagen.

Trotz der frühen Jahreszeit kann man bei einem Streifzug über die Streuobstwiesen die Vielfalt des Lebensraumes gut erahnen. Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen bieten optimale Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt und zählen zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas. Mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten können auf einer Streuobstwiese leben. Die großen Baumhöhlen alter Bäume sowie angebrachte Nisthilfen dienen insbesondere Steinkauz, Wendehals und verschiedenen Specht-Arten zum Brüten. In den Baumkronen nisten viele Singvogelarten wie z.B. Gartenrotschwanz, Stieglitz, Wacholderdrossel, Goldammer & Co.; am Boden sucht der Grünspecht nach seiner Lieblingsspeise, den Ameisen.

Zahlreiche Insekten, wie zum Beispiel die Hornisse, nutzen Spalten in der Rinde als Zuhause. Die Bestäubung der Obstblüten wäre ohne den unermüdlichen Einsatz von Wild- und Honigbienen sowie Hummeln fast unmöglich. Auch die Wiese unter den Bäumen kann bei extensiver Nutzung ohne Einsatz von Düngemitteln eine große Artenvielfalt an Blumen und Gräsern zutage bringen, die wiederum vielen heimischen Insektenarten Nahrung und Zuhause bieten.

Rückgang der europäischen Streuobstwiesen seit 1850
Nachdem heute größere Rodungen von Streuobstwiesen wie im 20. Jahrhundert für Bauvorhaben kaum noch stattfinden, sind diese artenreichen Biotope zunehmend durch die vielerorts zurückgehende Pflege in Gefahr. Hervorgegangen aus einer landwirtschaftlich-kulturellen Entwicklung sind die Streuobstwiesen unmittelbar an menschliches Wissen und Engagement gebunden.

Neben einem regelmäßigen Schnitt der Bäume, Nachpflanzungen von abgestorbenen Bäumen - wobei auch Totholz wertvolle Strukturen darstellt - ist die regelmäßige Nutzung der Wiese durch Beweidung und/oder zweimaliges Mähen im Jahr unerlässlich zur Erhaltung der Biodiversität. Bei ausbleibender Nutzung sterben die Bäume nach und nach ab und auch die Artenvielfalt der Wiesen wird mit zunehmender Verbrachung deutlich reduziert.

Der Landschaftspflegeverband Naturschutzfonds Wetterau e.V. setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Streuobstwiesen ein. „Neben dem BioApfel-Projekt, welches eine ökologische Bewirtschaftung der Flächen in Verbindung mit einem guten Gewinn beim Verkauf der Bio-Äpfel zusammenführt, ist es für uns eine Herzensangelegenheit, die naturschutzfachliche Bedeutung dieses Lebensraumes immer wieder zu betonen, um einer breiten Öffentlichkeit den Schutz der wertvollen und wunderschönen Streuobstwiesen ebenfalls ans Herz zu legen“, sagt Franka Hensen, Geschäftsführerin des Naturschutzfonds. Mit der Auszeichnung zum immateriellen Kulturerbe und der Festlegung eines internationalen „Tag der Streuobstwiese“ wird der Fokus auf dieses hochwertige Natur- und Kulturgut deutlich erweitert und die Bedeutung und Schutzwürdigkeit noch einmal unterstrichen.

„Die Realität zeigt uns, dass sich das Zeitfenster für die Rettung der Streuobstwiesen stetig verkleinert. Für den Erhalt der Streuobstwiesen bedarf es der Zusammenarbeit aller Akteure. Nur so kann die Sicherung des komplexen Gefüges von Natur, Artenvielfalt, Produkterzeugung und Erholungsraum gewährleistet werden“, so Landrat Jan Weckler, Vorsitzender des Naturschutzfonds Wetterau e.V.
Über neue Projektideen hierzu wird bereits beim Naturschutzfonds in Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren getüftelt.

Foto: Prächtiger Apfelbaum in voller Blüte. Foto: Naturschutzfonds

Foto: Ein Steinkauz hat sein Zuhause in einer großen Baumhöhle gefunden. Foto: J. Wilhelm, Naturschutzring Waldsiedlung



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