Oberhessische Gartenschaukommunen als Entdeckerregion verstehen

Foto: Stadt Büdingen

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Nachdem im vergangenen Herbst Bürgerinnen und Bürger aller sechzehn Büdinger Stadtteile kreativ und tatkräftig an Workshops zum Thema der interkommunalen Landesgartenschau Oberhessen teilnahmen, stellten sie sich nun ihre Ideen untereinander vor. In kurzweiligen fünf Minuten pro Stadtteil präsentierten die Ideengeber die in engagierten Kleingruppen erarbeiteten Projekte und Impulse. Die Maßnahme der Zeitbeschränkung erwies sich als weise, denn von „B“ wie Büches bis „W“ wie Wolferborn ergoss sich ein wahres Füllhorn an guten Vorschlägen und Initiativen über die aufmerksamen Zuhörer.

Interessant dabei: Von Blumen war gar nicht so viel die Rede. Vielmehr ging es in fast allen Vorträgen um nachhaltige Verbesserungen, die weit über das Jahr 2027 hinausreichen und für die in der Mehrzahl die Gartenschau zwar der Anlass sein könnte, die aber ganz unabhängig davon erstrebenswert erscheinen. Die Aufenthaltsqualität im Dorfmittelpunkt wurde immer wieder genannt, dabei handelte es sich um Bürgerhäuser, Backhäuser, Dorfplätze, Spielplätze und Mehrgenerationenplätze, die nicht nur 2027 für Veranstaltungen und Feste aller Art zu nutzen wären.

Den zweiten großen Themenschwerpunkt bildeten die Wünsche nach verbesserten Spazier-, Wander- und Radwegen mit den zugehörigen Zielen, also Rastplätzen mit Ruhebänken, Hinweistafeln auf Sehenswertes in der Natur oder aus der Geschichte. Nicht nur stadtteilübergreifend, sondern oberhessenweit ließe sich die Idee eines Musikfestivals an kleinen, feinen Orten umsetzten. Der Herrnhaag, eine besondere Geotop-Lage und schmucke Fachwerkhöfe könnten solche Orte sein. „Wie wird dieser Spirit und der Tatendrang, der heute Abend deutlich wurde, weitergetragen?“ fragte Landschaftsarchitektin Anette Schött. Sie sprach den Engagierten aus dem Herzen: Wie geht es weiter? Wie können aus inspirierenden Ideen umsetzbare Projekte werden?

Quasi nahtlos fand am darauf folgenden Tag die von der Wirtschaftsförderung Wetterau (wfg) organisierte Förderwerkstatt der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen zur Landesgartenschau Oberhessen 2027 in der Willi-Zinnkann-Halle in Büdingen mit über 120 Teilnehmern statt. Silvia Kirmis, Projektmanagerin bei der wfg, führte mit Charme durch den Abend. Zur Verdeutlichung, dass Fördermittel Werkzeuge für die durch die Landesgartenschau angestoßene Regionalentwicklung sind, nutzte sie die Analogie zu einem Schubkarren, der sich nach jedem Kurzvortrag mit Handwerkszeug zur Umsetzung von Gartenschauprojekten füllte. 

Klaus Karger, Geschäftsführer der wfg, betonte die Chancen des einmaligen Großprojektes der interkommunalen Landesgartenschau in elf Kommunen mit 87 Ortsteilen. Als vorbildhafte Bürgerbeteiligung würdigte Thomas Hellingrath, Geschäftsführer der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH (LGS gGmbH), den Beteiligungsprozess in Büdingen als größte der elf Gartenschaukommunen und schlug damit die Brücke zwischen Bürgerengagement und den vorgestellten Fördermöglichkeiten. Er stellte zudem das Projekt der „Entdeckerorte“ vor. In Kürze bekommen alle Oberhessinnen und Oberhessen die Möglichkeit Orte, die sie gerne Besuchern zeigen, an die LGS gGmbH zu melden. Diese Orte fließen in das Konzept der „Entdeckerregion“, als welche Oberhessen im Jahr 2027 vermarktet wird, ein.

Sina Happel, Projektmanagerin von „DORFundDU – Die Dorf-Akademie der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen“, stellte das Unterstützungsangebot für Bürgerinnen und Bürger durch die Akademie vor. Über das Projekt fand auch das kooperative Studienprojekt „Geomarketing“ mit der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen statt. Dieses hatte zum Ziel, eine nachhaltige Dorfentwicklung im Kontext der Landesgartenschau aufzuzeigen sowie die Potenziale der ausgewählten Bewerber-Dörfer herauszuarbeiten. Sie zeigte einen bunten Blumenstrauß an kreativen Ideen, welche die Studierenden erarbeitet haben. Nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“ wird die erfolgreiche Kooperation zwischen JLU und wfg auch im kommenden Wintersemester 2024/2025 in eine dritte Projektrunde gehen – allerdings mit einer etwas abgewandelten Aufgabenstellung. Stadt-/Ortsteile aus der Gebietskulisse der Landesgartenschau 2027 können ihr Interesse bei der Projektmanagerin bekunden.

Es folgten Kurzvorstellungen unterschiedlicher Förderprogramme. Britta Schellhammer (wfg) präsentierte das LEADER-Programm. Für Projekte, die sich in der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) wiederfinden, stehen 5.985.000 Euro für den Zeitraum von 2023 bis 2027 zu Verfügung. Antragsberechtigt sind Gemeinden und Gemeindeverbände, öffentlich nicht-kommunale Träger, private Träger (z. B. Vereine) sowie Klein- und Kleinstunternehmen. Abhängig vom Antragsteller und von der Förderkennziffer liegt die Förderquote zwischen 25 bis 80 Prozent auf die förderfähigen Netto-Ausgaben. Ähnlich dem LEADER-Programm, fördert das Regionalbudget Kleinst-Projekte, die auf der LES basieren, mit einer Förderquote von 80 Prozent. Mit dem Unterschied, dass die Gesamtinvestitionssumme maximal 20.000 Euro brutto betragen darf. Christina Braum von der Strukturförderung des Wetteraukreises stellte die Förderprogramme Unser Dorf hat Zukunft, Dorfentwicklung und Dorfmoderation vor. Sie ließ Bilder sprechen, welch beeindruckende Schmuckstücke aus alten Leerstandsgebäuden dadurch bereits hervorgebracht wurden. Die Regionalbeauftragte Annelie Emminger umriss das Programm Starkes Dorf. Vor allem interessant für ehrenamtlich umgesetzte Kleinst-Projekte, die beispielgebend den gesellschaftlichen Zusammenhalt eines Dorfes stärken, das Miteinander der Generationen fördern und die Lebens- und Aufenthaltsqualität dörflicher Zentren verbessern. Förderanträge zu Projekten mit Kultureller Bildung können über das Programm LandKulturPerlen gestellt werden.

Um Wissen zu konzentrieren, Ideen zu bündeln und voranzubringen lädt das Regionalmanagement Wetterau/Oberhessen alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich aktiv in der Projektgruppe Landesgartenschau zu beteiligen. Jürgen Stelter als Erster Vorsitzender des Freundeskreises Landesgartenschau 2027 Oberhessen e.V. ist Pate dieser Projektgruppe. Los geht es am 18. April. Er betonte, dass Bürgerinnen und Bürger oberhessenweit für ihr Dorf brennen und führte ehrenamtliche Beteiligungsformen beispielsweise als Botschafter oder Gästeführer aus.

Die Antwort auf die Frage „Wie geht es weiter?“ stellte Sina Happel von der wfg vor. Sie präsentierte die Systematik der Ansprechpartner in den elf Gartenschaukommunen für Ideen zur Landesgartenschau. Angelehnt an den LEADER-Prozess muss eine durchdachte Projektidee in Form einer von der wfg vorgegebenen Projektkurzbeschreibung an den jeweiligen Ansprechpartner in der Kommune eingereicht werden, alle Ideen dort gebündelt zusammenlaufen und als Ganzes in das Gesamtkonzept zur Landesgartenschau eingebettet werden können.

Abschließend wies Bernd-Uwe Domes als Geschäftsführer der wfg auf zwei anstehende Schulungen der Dorf-Akademie zum Thema „Klimaangepasste Begrünung“ im Juni 2024 für die 19 Kommunen der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen und Schotten hin: „Bunt, klimaangepasst und pflegereduziert: Neue Wege im Kommunalen Grün“ für Kommunalverwaltungen am 07. Juni sowie „Bunt, attraktiv und pflegereduziert: Klimaangepasste Pflanzungen im Hausgarten“ für Privatpersonen am 08. Juni. Die Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahme mit dem Fokus „Gärtnern“ findet in Büdingen statt und vermittelt sowohl theoretische als auch praxisorientierte Informationen zu klimagerechten Baum- und Staudenpflanzungen.

Alle Informationen und fördertechnischen Details des Abends sind nachzulesen unter: https://www.wfg-wetterau.de/regionalentwicklung/aktuelles.html

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Fotos: Stadt Büdingen



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