A5: Autobahnpolizisten legen Sattelzug an die Kette

Blaulicht
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Es liegt in der Natur der Sache, dass sich LKW-Fahrer nicht unbedingt über eine Polizeikontrolle freuen. Die Fahrer haben Zeitdruck, Mängel bedeuten zeitliche und finanzielle Einbußen. Da kommt kaum Freude über das Signal "Stop Polizei - bitte folgen!" auf. Aber am Freitag, 5. Januar, ist es tatsächlich geschehen.

Und das kam so: Die Autobahnpolizei Mittelhessen kontrollierte an diesem Tag gegen 10.20 Uhr einen Sattelzug auf der A5. Der Truck fuhr gen Norden und fiel zunächst wegen zu geringem Abstand zum Vordermann auf. Das "Bitte folgen"-Signal leuchtete auf und lotste den Sattelzug auf den Hof des Polizeizentrums, um dort eine Kontrolle durchzuführen. Herbei erfuhren die Polizisten, dass der griechische LKW gerade 27.000 Liter italienischen Wein abgeladen hatte und sich auf der Weiterfahrt nach Bramstedt, zwischen Bremen und Bremerhaven befand.

Dem Fahrer schwante bereits, dass sich die Kontrolle aufgrund einer Vielzahl an Verstößen hinziehen würde und es schien ihn auch nicht zu stören. Die Auswertung der Lenk- und Ruhezeiten ergab, dass der Fahrer seit dem 20. Januar, der Tag an dem er mit der Fähre von Griechenland nach Italien übersetzte, keinen Pausentag einlegte. Nach 6 Tagen Fahrt, ist er laut Gesetz jedoch zu einer Pause von 45 Stunden verpflichtet. Eine Verkürzung der Pause auf 24 Stunden ist in manchen Fällen möglich.

Aber der griechische Fahrer hatte überhaupt keinen Pausentag eingelegt, sondern war 17 Tage durchgefahren. Auch die täglichen Ruhezeiten stimmten nicht hinten und nicht vorne, die wöchentlichen Lenkzeiten passten ebenso wenig. Letztlich hatte der Fahrer zu viele Stunden am Steuer verbracht, und kam so auf eine 62-Stunden-Woche.

Die kontrollierenden Polizisten rechneten ihm eine Ruhezeit von 45 Stunden aus und ordneten diese Pause an. Der Chefin des Griechen gefiel diese Anordnung gar nicht. Sie schlug vor, dass der Mann seine Ruhezeit ja nehmen könne, nachdem er noch den Tank gereinigt und Milch in Bramstedt geholt habe. Die Polizisten lehnten diese Bitte ab. Eine Fahrt bis nach Norddeutschland, ohne erforderliche Pausenzeiten zur Regeneration, birgt viele Risiken; für den Fahrer und alle anderen, die auf der Autobahn unterwegs sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fahrer mit Tausenden Litern Milch im Tank pausiert schien zudem nicht wirklich groß. Der Sattelzug blieb stehen und der Fahrer verpflichtet auszuruhen. Die Firma des Fahrzeughalters jedoch erhält eine Konventionalstrafe für die Vorteile, die sie durch die ausgelassenen Pausen erfuhr. Im Falle des kontrollierten griechischen Sattelzuges beläuft sich diese auf 20.000 bis 30.000 Euro.

Die Polizisten geleiteten den Sattelzug auf die nächste Raststätte. Dort hat der Fahrer sanitäre Anlagen zur Verfügung und kann seine verordnete Pause einnehmen. Den Sattelzug legten die Autobahnermittler an die Kette, um ihre Anordnung durchzusetzen. Dies geschah sehr zur Freude des Fahrers, der sich für die Maßnahmen bei den Beamten herzlich bedankte und sich endlich einmal erholen konnte.



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