Flüchtlingszahlen steigen wieder: Ehrenamtliche um Unterstützung gebeten

Politik
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Allabendlich kann man es in den Nachrichten sehen, die Zahl der Flüchtenden nimmt wieder zu. Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und die Lage an der belarussischen Grenze zur Europäischen Union haben auch konkrete Auswirkungen auf Deutschland, Hessen und den Wetteraukreis. „Die Erstaufnahmekapazitäten des Landes sind nahezu erschöpft und den Landkreisen werden spürbar mehr Personen zugewiesen“, berichtet die Wetterauer Sozialdezernentin Becker-Bösch (SPD).

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Für das IV. Quartal 2021 wurde dem Wetteraukreis die Aufnahme von 345 Personen angekündigt. Das sind mehr Menschen als in den drei Vorquartalen zusammen. Für das kommende Jahr wurden ebenfalls hohe Zuweisungszahlen prognostiziert. Das bedeutet, dass auch der Wetteraukreis absehbar an die Grenzen seiner Unterbringungskapazitäten gerät. „Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung arbeiten mit Hochdruck daran, weitere Unterbringungsplätze zu schaffen. Gleichzeitig ist ein erheblicher Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung mit der Bewältigung der Corona-Pandemie beschäftigt. Die Infektionszahlen steigen immer weiter. Das Gesundheitssystem steht vor einer großen Belastungsprobe. Das einzig wirksame Mittel, um die Pandemie zu überwinden, ist im Verbund mit den bekannten Regeln das Impfen. Hier gibt es noch einen erheblichen Nachholbedarf in vielen Teilen der Bevölkerung“, stellt die Sozialdezernentin fest.

Die Flüchtlingsentwicklung und die Pandemie stellen große Herausforderungen für uns alle dar. Gemeinsam mit den Verwaltungen in den Städten und Gemeinden arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Limit. „Die Bewältigung dieser großen Aufgaben wird den Behörden alleine nicht gelingen. Hier müssen alle sozialen Netzwerke greifen und dabei kommt den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsbetreuung eine zentrale Funktion zu“, so Becker-Bösch.

Im Wetteraukreis gibt es viele Menschen, die seit Jahren in die Arbeit mit Geflüchteten eingebunden sind, sie sind Vertrauenspersonen für diese Menschen. Sie haben sie zu Behördengängen begleitet, die Kinder bei den Hausaufgaben betreut, mit ihnen die deutsche Sprache gelernt und vieles mehr. „Ich bitte alle, die in der Flüchtlingsbetreuung tätig sind, in ihrem Engagement unbeirrt fortzufahren und würde mir wünschen, dass weitere Menschen ihrem Beispiel folgen.“ Becker-Bösch schreibt in einem Brief an die in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Tätigen, auf die von ihnen betreuten Personen einzuwirken, um die vorhandenen Impfangebote zu nutzen.

„Wir stehen vor großen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam meistern können“, so abschließend Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch.

Interview mit Erster Kreisbeigeordneten Stephanie Becker-Bösch

Frau Becker-Bösch, die hohe Zahl der Zuweisungen von Flüchtlingenstellt die Verwaltung vor Probleme. Kam das jetzt so plötzlich?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Nein. Wer in den letzten Monaten regelmäßig die Nachrichten verfolgt hat, konnte ja schon sehen, dass die Zahl der Flüchtenden wieder zunimmt. Das hat erst jetzt die Landkreise und die Städte und Gemeinden erreicht, weil das Land seine Erstaufnahmeeinrichtungen maximal genutzt hat.

345 Geflüchtete sollen jetzt noch im letzten Quartal untergebracht werden. Wie viele sind bisher gekommen?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Bis Ende November sind 159 Geflüchtete gekommen, das heißt, wir müssen für dieses Jahr noch knapp 200 Menschen unterbringen. Dann sind aber die Kapazitäten des Kreises weitgehend ausgeschöpft. Deshalb suchen wir mit Nachdruck nach Möglichkeiten, Geflüchtete angemessen unterzubringen.

Sie haben schon mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Wetteraukreis gesprochen?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Ja. Ich habe das Thema in der Telefonkonferenz mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern Mitte der Woche schon angesprochen. Die meisten wissen um die Bedeutung dieser Aufgabe.

Wo kommen denn die Flüchtlinge derzeit her?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Die Hauptherkunftsländer sind: Afghanistan, Syrien, Somalia, Iran, Äthiopien, Eritrea, Pakistan, Türkei, Irak und es gibt auch eine ganze Reihe von Menschen, die staatenlos sind.

Sind auch schon afghanische Ortskräfte in die Wetterau gekommen?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Ja. Für diesen Personenkreis haben wir eine besondere Verantwortung, weil sie durch ihre Zusammenarbeit mit der Bundeswehr im eigenen Land gefährdet sind.

Die Kreisverwaltung ist ja schon durch die Corona-Pandemie stark beansprucht. Wie schaffen Sie jetzt diese zusätzliche Herausforderung?

Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch: Ich habe die in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich Tätigen angeschrieben und um deren Mithilfe gebeten. Alleine können wir diese Aufgabe nicht schultern. Im Übrigen hätten wir sie auch im Jahre 2015 nicht schultern können. Dass das alles so gut gelaufen ist, ist ganz wesentlich auf die großartige Arbeit all der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zurückzuführen. Ihnen kann gar nicht genug gedankt werden.



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