Dialog zwischen Kirche und Politik

Foto: SPD Hessen

Politik
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Seit Herbst letzten Jahres steht Birgit Hamrich als neu gewählte Dekanin dem evangelischen Dekanat Büdinger Land vor. Das Dekanat reicht über die Kreisgrenzen des Wetteraukreises, des Vogelsbergkreises und des Main-Kinzig-Kreises hinweg von Langen-Bergheim im Süden bis nach Ulrichstein im Norden. Im Westen wird es durch Echzell, im Osten von Volkardshain abgegrenzt. 

„2015 schlossen sich die früheren Dekanate Büdingen, Nidda und Schotten zusammen. Unsere Verwaltung findet sich seitdem im Haus der Kirche und Diakonie in Nidda“, erklärt der Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes Rolf Hartmann. Für den Besuch der beiden Sozialdemokrat*innen hatte sich die Dekanin die Losung des Tages herausgesucht: „Wo auch immer wir sind, wir sind im Auftrag von etwas Größerem unterwegs. Ob im kirchlichen oder politischen Kontext: alle Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen eint der gesellschaftliche Auftrag“, erklärt Dekanin Hamrich dazu.

„Ich finde es sehr wichtig im Dialog mit der Kirche auf den verschiedenen Ebenen zu sein. Wir stehen vor vielen gesellschaftlichen Herausforderungen, welche wir nur gemeinsam bewältigen können“, betonte Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl. Landratskandidat Kötter stimmt seiner Wetterauer SPD-Kollegin Gnadl zu: „Ich bin überzeugt, dass wir hierzu einen breiten Schulterschluss in der Gesellschaft brauchen. Gerade beim Thema Unterbringung, Betreuung und Integration der Geflüchteten wird aktuell deutlich, dass dies nur gemeinsam gelingen kann. Schon 2015 hat sich gezeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist, um diese große Aufgabe zu bewältigen.“ Die gesellschaftlichen Veränderungen und wachsenden Unzufriedenheiten in der Bevölkerung aufgrund zunehmender Krisen spüre man auf allen Ebenen. Dekanin Hamrich plädierte: „Es heißt häufig: ‚Die da oben!‘ Aber: ‚Die da oben‘ - das sind auch nur Menschen wie du und ich. Wir brauchen wieder mehr Verständnis füreinander und das aufeinander zugehen“.

Auch der Fachkräftemangel im Bereich der Kindertagesstätten war Thema des Gesprächs. Die verschiedenen Kirchengemeinden führen vier Einrichtungen im Dekanatsgebiet, wie etwa die evangelische Kindertagesstätte Regenbogen in Wolferborn. „Die Gewinnung von Fachkräften ist ein Dauerthema für die Kirche und das Dekanat und das spürt man in allen Bereichen“, erklärte Dekanin Hamrich. Allerdings sei dies im benachbarten Dekanat Wetterau ein größeres Problem, da man hier mehr Einrichtungen habe. Einen anderen Aspekt betonte die Dekanin in diesem Zusammenhang jedoch noch: „Die Einrichtungen werden hauptsächlich durch die Kirchenvorstände der Gemeinden vor Ort betreut. Das ist eine sehr große Aufgabe für Ehrenamtliche, insbesondere, wenn man die stetig steigenden gesetzlichen Anforderungen betrachtet. Gerne setze ich mich dafür ein, die Ehrenamtlichen hier stärker von Dekanatsebene zu entlasten.“

„Arbeitszeit, Arbeitsintensität und Bezahlung, das sind die zentralen Stellschrauben, an denen wir in Hessen dringend im Sozialbereich drehen müssen. In den Schulen, den Kitas und Horten, den Krankenhäusern und bei den Beschäftigten in der Sozialen Arbeit“, bekräftigt die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Lisa Gnadl. „Wenn sich daran nichts ändert, werden wir auch den Personalmangel nicht in den Griff kriegen. Deshalb machen wir uns mit der SPD-Landtagsfraktion für strukturelle Änderungen im Sozial- und Gesundheitswesen stark“, so Lisa Gnadl.

Ein weiteres Thema war die Landesgartenschau in Oberhessen 2027. „Wir freuen uns schon auf die interkommunale Landesgartenschau und beteiligen uns als Kirche natürlich sehr gerne daran“, erklärt Rolf Hartmann. „Dafür haben wir auch schon die ersten Ideen in den Dekanatsarbeitsgruppen und Ausschüssen gesammelt. Fest geplant haben wir zum Beispiel die Lichtkirche, quasi eine Institution auf den Landesgartenschauen“, ergänzt Dekanin Hamrich. Im Zuge der Landesgartenschau thematisierte Landratskandidat Rouven Kötter das Thema Mobilität: „Für das Gelingen der Landesgartenschau in Oberhessen wird die Mobilitätsfrage ein Schlüsselbaustein sein. Aber auch darüber hinaus wollen wir eine nachhaltige Mobilität in Oberhessen sichern. Der ländliche Raum muss nachhaltig gestärkt und aufgewertet werden, damit er als Lebens- und Arbeitsregion attraktiv bleibt.“ Dekanin Hamrich stimmte ihm zu: „Auch für uns ist Mobilität ein großes Thema. Unser Dekanatsgebiet ist groß und wir wollen für unsere Mitglieder interessante Angebote schaffen. Damit jeder diese nutzen kann, ist es wichtig, dass sie gut erreichbar sind.“

Neben den gesamtgesellschaftlichen Veränderungen sprachen die Gesprächsteilnehmenden auch über die Weiterentwicklung der evangelischen Kirche. Die evangelische Landeskirche befindet sich inmitten eines großen Umstrukturierungsprozesses unter dem Namen EKHN 2030. „Mit dem Prozess EKHN2030 haben wir uns als Kirche zum Ziel gesetzt, die evangelische Kirche in unseren Strukturen und Ämtern, in unseren Räumlichkeiten und unserer vielfältigen Zusammenarbeit in Haupt- und Ehrenamt zukunftsfähig aufzustellen“, erklärt Dekanin Hamrich. 2019 wurde er durch die Landessynode, dem oberen Entscheidungsorgan der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, angestoßen. Der Prozess beinhalte auch, dass sich die Kirchengemeinden untereinander stärker vernetzen und man Synergieeffekte zwischen Kommunen, Kirche und Diakonie besser nutze. „Die Dorfmitte in Wallernhausen ist ein gutes Beispiel dafür, wie man zusammen für und mit den Menschen das Dorfleben gestalten kann. Diese Synergien wollen wir auch an anderen Stellen voranbringen und suchen hierfür auch den Dialog mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Region“, erklärte Hartmann.

„Trotz der großen Herausforderungen blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. Es gibt viele Beispiele für den bereits gelingenden Zukunftsprozess. Viele Menschen engagieren sich für die Kirche, die Kirchengemeinden und das Dekanat. Ganz besonders stolz sind wir auch, dass sich viele junge Menschen auf Landesebene in der Synode für unser Dekanat einbringen“, so Hamrich und Hartmann abschließend.

Alle Gesprächsteilnehmenden bedankten sich für den guten und offenen Austausch und bekräftigten den Wunsch, weiterhin in Kontakt zu bleiben und den Dialog zwischen Kirche und Politik aufrechtzuerhalten.



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