Wetterauer Ökolandbau auf einem guten Weg

Foto: Bündnis 90/ Die Grünen

Politik
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Der Wetteraukreis ist seit 2016 Ökolandbau-Modellregion des Landes Hessen. Auslöser war damals eine engagierte Bewerbung, verfasst von einem kompetenten Team aus Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel, Bioverbänden und Kreisverwaltung. Von diesem immer noch gemeinsam agierenden Team werden zurzeit wieder die ‚Biowochen in der Wetterau‘ angeboten und Verbraucherinnen und Verbraucher können sich über ökologisch erzeugte Lebensmittel, Ernährungshandwerk und Landwirtschaft informieren.

„Zu diesem Glücksgriff können wir als Grüne in der Wetterau allen Akteuren immer wieder nur gratulieren“, sagt Thomas Zebunke, Kreistagsmitglied und Co-Vorsitzender der Wetterauer Grünen,“ die Zahl der ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe ist zu recht seit 2015 auf nun 66 gestiegen und die so bewirtschaftete Fläche auf über 5.000 ha angewachsen, das ist gut, aber um das Ziel zum Beispiel der EU von 25% oder gar das der Bundesregierung von 30% zu erreichen, kann es gerne noch ein bisschen mehr sein“.

„Bei dieser Entwicklung gibt es nur Gewinner“, sagt auch Christoph Förster, Biobauer aus Büdingen-Eckartshausen, deshalb freuen wir uns über jeden Betrieb und jeden Hektar mehr. Wir Biobauern und -bäuerinnen schätzen darüber hinaus die Gemeinsamkeiten und den Austausch innerhalb des ganzen Berufstandes“. „Verbraucherinnen und Verbraucher wissen das heimische Bioangebot zu schätzen, derzeit gibt es aber für einige Betriebe Absatzprobleme, weil der Lebensmittelmarkt auf die aktuellen Krisen irrational reagiert“ sagt auch Bettina Dascher, Kreistagsabgeordnete der Grünen aus Nidda und weiter: „Für uns Grüne in der Wetterau ist Bio weiterhin das Leitbild, auch wenn vermutet wird, dass weniger Landwirtinnen und Landwirte umstellen wollen.“

Laut einer aktuellen Analyse der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) haben sich Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft im ersten Halbjahr 2022 um 5,2 % verteuert. Frisches Rindfleisch etwa war 15 % teurer, Kartoffeln wegen der schlechten Ernten sogar 22 % teurer, doch Bio-Schweinefleisch oder Käse verteuerten sich nur um 3,3 %. Bio-Möhren und Bio-Paprika waren bis zur Jahresmitte sogar günstiger als im Vorjahr, zeigen die Daten von AMI. Bei konventionellen Lebensmitteln sprangen die Preise im gleichen Zeitraum um 8 % nach oben – und stiegen damit stärker an als die der Biowaren. Die Erzeugerpreise für bio- und konventionelle Milch haben sich angeglichen. Als Gründe werden immer wieder die gestiegenen Energie- und Düngerpreise in der konventionellen Landwirtschaft genannt. Mineraldünger brauchen die Biolandwirte aber nicht. An den gestiegenen Preisen für ökologische Erzeugnisse liegt es also nicht, wenn einige Handelsunternehmen und aktive Biobetriebe über mangelnden Absatz klagen, denn die konventionellen Kollegen werden zur Zeit härter getroffen. Spezialisierte Erzeugerbetriebe und Bioläden, die ausschließlich Bioware anbieten spüren allerdings deutliche Umsatzeinbußen von 15% bis zu 38%, die Discounter mit ihrem begrenzten Angebot an Bioprodukten, aber viel Masse profitieren davon. Dort steigen die Umsätze mit Bio-Eigenmarken bis zu 10%. Die gesamte Biobranche verlor bis etwa Jahresmitte unterm Strich mit -3,2 % deutlich weniger als die Konsumgüterindustrie.

„Die gesamte Landwirtschaft leidet unter der Dürre. Trotz guter Getreideernte müssen wir das als "Warnung in der Klimakrise" akzeptieren. Wer den klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft bremsen will, schadet vor allem Landwirtinnen und Landwirten“, sagt Christoph Förster, und weiter: “ Wir müssen mehr für die Selbstversorgung produzieren, dazu gehört unabhängiger von mineralischem Dünger und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel zu werden, die energieintensiv hergestellt werden und so auch von Gas und Öl abhängig machen“.

„Für die Ökolandbau-Modellregion Wetterau heißt das, die Bemühungen müssen fortgesetzt werden. Einzelnen Betrieben geht es im Moment wirklich schlecht, das heißt aber nicht, dass die ganze Branche zusammenbricht. Diejenigen, die zur Zeit alles schlecht reden, verbinden damit oft eigene Interessen und unterstützen damit den von Rechten angekündigten ‚Heißen Herbst‘, warnt Zebunke. „Faktisch ist Ökolandbau resilienter in der aktuellen Krise und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz und damit gegen zukünftige Krisen“.
„Besonders konzentrieren soll sich die Kreispolitik auf eine Stabilisierung der Nachfrage. Das kann durch höheren und verlässlichen Einsatz von Bioerzeugnissen in der Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen und Mensen des Kreises) geschehen“, fordert Zebunke.

Zu diesem Zweck bereitet die Bundesregierung nicht nur ein Kontrollsystem und Qualitätssiegel für Gemeinschafts-Verpflegung vor, sondern hat im Koalitionsvertrag auch eine Ausschreibung von Modellregionen für ökologische Ernährung angekündigt. Der Wetteraukreis hat mit seiner Erfahrung als Ökomodellregion, dem Ernährungsrat Frankfurt, Vereinen wie ‚Bionales e.V.‘ und seinen aktiven Bäuerinnen und Bauern sehr gute Chancen davon zu profitieren, sagen Dascher,Förster und Zebunke.


Bildunterschrift: Thomas Zebunke, Bettina Dascher, Christoph Förster Gut Marienborn, Büdingen



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