In einem Offenen Brief an die Städte Bad Nauheim und Friedberg sowie an die Geschäftsführung der Usa Wellenbad GmbH kritisiert der FDP-Bundestagsabgeordnete Peter Heidt in seiner Funktion als Vorsitzender des VfB Friedberg die Erhöhung der Nutzungsgebühren für das Usa Wellenbad.
"Sehr geehrter Herr Dahlhaus, sehr geehrter Herr Kress, sehr geehrte Frau Götz, sehr geehrter Herr Krank, sehr geehrte Damen und Herren,
die verschiedenen Vereine der beiden Städte Friedberg und Bad Nauheim, die das Usa-Wellenbad nutzen, haben seit Oktober 2023 teilweise mehr als verdoppelte Nutzungsgebühr zu bezahlen. Diese erhöhten Gebühren sind für die Vereine dauerhaft nicht zu stemmen. Es geht also ganz klar die Frage, inwieweit es zukünftig noch Vereinssport im Usa- Wellenbad geben wird. Wir schreiben jetzt diesen offenen Brief, um eine breitere Öffentlichkeit auf die verzweifelte Lage unserer Vereine aufmerksam zu machen und hoffen damit in eine lösungsorientierte Kommunikation mit den Verantwortlichen der beiden Städte zu kommen.
Die Vereine Triathlon Wetterau-Friedberg, Tauchclub Wetterau, Schwimmclub Bad Nauheim DLRG Friedberg-Bad Nauheim, DLRG Dorheim und VfB Friedberg nutzen das Schwimmbad seit vielen Jahrzehnten. Auf reiner Ehrenamtlicher Basis werden seit Jahrzehnten mittlerweile zehntausende von Kindern und Jugendlichen trainiert, den Menschen das Schwimmen beigebracht und neben dem Breitensport auch sehr viel Leistungssport betrieben. So spielt beispielsweise der VfB Friedberg mit seiner Wasserballmannschaft sehr etabliert in der 2. Wasserball Bundesliga.
Der Tauchclub Bad Nauheim e.V. hat in der Vergangenheit unter anderem für die Sicherheit bei bestimmen Veranstaltungen wie beispielsweise Kinoabende oder Schaumpartys gesorgt, wo der Verein mit Sicherungstauchern ehrenamtlich im Einsatz waren. Der Schwimm Club Bad Nauheim (Schwimmausbildung & Breitensport) und der SG Wetterau (Leistungssport) nutzt das Schwimmbad sehr intensiv. Die Schwimmer und Schwimmerinnen der SG Wetterau treten regelmäßig bei den Hessischen Meisterschaften, Süddeutschen Meisterschaften und Deutschen (Jahrgangs)-Meisterschaften an. Sportlicher Höhepunkt 2023 der Master war die WM-Teilnahme in Fukuoka. Der SCBN baut gerade aktiv eine Gruppe für Schwimmer/innen mit Behinderung auf. Hier gibt es Anfragen auch über den Wetteraukreis hinaus. Erste sportliche Erfolge wie Meistertitel und Vizemeistertitel bei Teilnahme an Süddeutschen Meisterschaften und Deutschen Meisterschaften im Paraschwimmen wurden erreicht.
Die DLRG Ortsgruppen bilden Rettungsschwimmer aus und nehmen u.a. die Rettungsfähigkeit für Lehrer ab. Das ist ein notwendiger Faktor für:
- Lehrkräfte die Schwimmen ausbilden wollen
- Lehrkräfte die beim Schwimmen und Fahrten beaufsichtigen wollen
- Aus- und Fortbildung von Angestellten des Usa Wellenbades und weiterer Schwimmbäder
- Aufsichtspersonen bei Jugendpflegerischen Maßnahmen an und im Wasser
u.a. für die besden Städte und den Kreis
- Einsatzkräfte der Katastrophenschutzeinheiten, der Feuerwehren und der Polizei.
Dies ist neben der Anfängerschwimmausbildung und den sportlichen Aspekten ein weiterer wichtiger Bestandteil der Öffentlichen Daseinsvorsorge und Sicherheit. Aus dieser kurzen Beschreibung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, wird deutlich, wie vielfältig die Aktivitäten der verschiedenen Vereine sind. Sämtliche Vereine haben nach der Erhöhung der Nutzungsgebühren zum einen die Mitgliedsbeiträge erhöht, die Kursgebühren für das „Seepferdchen“ usw. erhöht und auch versucht Kosten einzusparen. Viele der angebotenen Schwimmkurse sind für die Vereine nicht mehr kostendeckend durchzuführen. Der VfB Friedberg hat darüber hinaus im Schwimmbereich die Konsequenz gezogen und sich aus dem Leistungssport komplett zurückgezogen, da die Gebühren nicht mehr zu finanzieren sind. Sämtliche Vereine haben damit begonnen, Rücklagen aufzulösen. Hier ist sprichwörtlich das Ende der Fahnenstange erreicht und all diese Maßnahmen reichen nicht aus, um die stark erhöhten Nutzungsgebühren dauerhaft zu bezahlen.
Da sämtliche Vereine keine besonderen Einnahmequellen haben und auch keinen wirtschaftlichen Betrieb führen, ist nachvollziehbar, dass bei einer dauerhaften Erhöhung der Nutzungsgebühren und eine nicht durch die Städte getragene Refinanzierung dieser Gebühren sämtliche der hier genannten Vereine im Usa-Wellenbad in ihrer Existenz bedroht sind. Nach der Gebührenerhöhung ist von beiden Städten mitgeteilt worden, dass man sich grundsätzlich bewusst ist, dass dies Gebührenerhöhung für die Vereine nicht getragen werden könne. Aus diesem Grunde wolle man auch die Förderung der Vereine entsprechend den durchgeführten Erhöhungen der Gebühren auch erhöhen.
Es war der ausdrückliche Wunsch der hauptamtlichen Stadträte bzw. der Bürgermeister der beiden Städte die frühere Rechtsform des Usa-Wellenbades aufzugeben und den bisher vorhandenen Eigenbetrieb in eine GmbH umzuwandeln. Die Vereine haben damit die früher vorhandene Möglichkeit der Mitsprache in der öffentlichen Verbandsversammlung verloren. Die Wandlung der Rechtsform des Bades bei Beibehaltung der Eigentumsverhältnisse entbindet die beiden Städte aber in keiner Weise von Ihrer Verantwortung den Bürgern und Vereinen gegenüber.
Herr Stadtrat Peter Krank aus Bad Nauheim hat in einem persönlichen Gespräch expliziert gegenüber dem Unterzeichner erklärt, dass es keine Aufgabe der Usa-Wellenbad GmbH sei, eine Vereinsförderung durchzuführen. Dies sei eben Sache der Kommunen und deshalb spreche er sich auch klar dafür aus, dass nun die beiden Städte Bad Nauheim und Friedberg ihre Sportförderung für die im Schwimmbad tätigen Vereine erhöhen müssten. Herr Stadtrat Krank und der Unterzeichner waren sich einig, dass dann eigentlich auch die Förderungs-grundsätze der beiden Städte sich angeglichen werden müssten. Hier sagte der Stadtrat Peter Krank zu, sich bei der Stadt Friedberg entsprechend dafür zu verwenden. Die Thematik der Gebührenerhöhung war auch Thema des Haupt- und Finanzausschusses der in Friedberg und zu dieser Sitzung waren Vereinsvertreter des VfB Friedberg anwesend.
Leider wurden aus nicht näher kommunizierten Gründen dann die Öffentlichkeit und damit auch die Vereinsvertreter von der Sitzung ausgeschlossen. Es ist sehr bedauerlich, dass den Stadtverordneten und Mitgliedern des Aufsichtsrats der USA Wellenbad GmbH die Sicht der Dinge nur einseitig von der Geschäftsführung der Usa-Wellenbad GmbH dargestellt worden sind. Es ist insgesamt für die Vereine nicht nachvollziehbar, dass von den beiden Städten, der Geschäftsleitung der GmbH und auch dem Aufsichtsrat nicht das Gespräch mit den Vereinen gesucht wird, obwohl schon häufiger um ein klärendes Gespräch gebeten wurde. Es sei daran erinnert, dass schon Ende Oktober 2023 ein Schreiben unter anderem des VfB Friedberg an die Städte und die Geschäftsleitung der Usa-Wellenbad GmbH gegangen sind, ohne dass es darauf einer adäquate Reaktion gegeben hätte.
Die Stadt Friedberg hat von den Friedberger Vereinen sehr detaillierte Auflistungen über die Mitglieder der Vereine verlangt. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes haben die Vereine im Januar 2024 innerhalb der gesetzten Fristen diese Unterlagen bei der Stadt Friedberg eingereicht. Bis zum heutigen Tage haben die Vereine von der Stadt Friedberg erfahren, dass die Sache in der Prüfung sei und man nicht mitteilen könne, wann diese Prüfung abgeschlossen sei und wie es weitergehen soll und vertröstet die Vereine nach pünktlicher Lieferung der gewünschten Informationen aufgrund mangelnder Personaldecke.
Der VfB Friedberg hat jetzt für 2023/3. + 4. Quartal ein Zuschussbetrag in Höhe von 4.541,70 € angekündigt bekommen, der insgesamt aber deutlich geringer ist, als die von dem Verein diesen Zeitraum zu zahlen Gebühren für Trainings- und Spielbetrieb. Die Gebührenerhöhungen stehen im Übrigen auch nicht im Zusammenhang mit einer irgendwie gearteten Leistungserhöhung durch das Usa-Wellenbad. Ganz im Gegenteil ist unstreitig und auch allgemein bekannt, dass sich der Zustand des Schwimmbades in den letzten Jahren stetig verschlechtert hat. In diesem Zusammenhang haben die Vereine auch des Öfteren auf öffentliche Förderprogramme hingewiesen, u.a. auf das SWIM Programm und andere Fördermittel des Landes und des Bundes, aber hier waren keinerlei Bemühungen feststellbar, eine Förderung für den Erhalt des Bades zu akquirieren.
Der jetzige Zustand ist für die Vereine nicht mehr tragbar. Die Vereine müssen in wenigen Wochen den Sportverbänden mitteilen, welche Mannschaften sie jeweils für den Spielbetrieb und die Wettkämpfe melden. Sollte z.B. der VfB Friedberg keine angemessene Förderung durch die Stadt Friedberg oder die beiden Städte erhalten, müsste der VfB Friedberg im Ergebnis alle Mannschaften vom Spielbetrieb zurückziehen und die Schwimmabteilung schließen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch darauf aufmerksam machen, dass auch Vereinsvorstände, insbesondere 1. Vorsitzender und Kassenwart für Schulden eines Vereins persönlich haftbar gemacht werden können. Die Vereine in Friedberg erhoffen sich von der für den 4. Juni anberaumten gemeinsamen Besprechung die Erarbeitung von tragfähigen Lösungen. Die Vereine haben sich immer kooperativ gezeigt, zu all den Veränderungen nur intern Stellung genommen. Der jetzige Brief ist ein Hilferuf an die Vertreter der beiden Städte, das Schwimmen in Bad Nauheim und Friedberg nicht „untergehen“ zu lassen.
Für den VfB Friedberg, der dieses Jahr 120 Jahre Vereinsjubiläum feiert, wäre dies faktisch der Todesstoß der größten Abteilung des Vereins. Nur beiläufig sei erwähnt, dass kein anderer hessischer Wasserball Verein vergleichbare Kosten tragen muss. Alle anderen Städte feiern ihre ehrenamtlichen Vereine nicht nur in Sonntagsreden, sondern unterstützen sie auch tatsächlich. Es wäre sehr schön, wenn die beiden Städte Bad Nauheim und Friedberg auch hierzu bereit wären."
Peter Heidt
1. Vorsitzender
VfB Friedberg
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