Sozialdemokratische Verdrängungen

Leserbriefe
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Zur Jubiläumsveranstaltung der SPD in Bad Nauheim mit dem Co-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil meldet sich Wetterau.news-Leser Erich Schleßmann mit diesem Leserbrief zu Wort.

"Aus verdrängten Erinnerungen können Neurosen entstehen, auch dann, wenn sie einem eigentlich bewusst sein sollten. Das gilt insbesondere für Jubelveranstaltungen sozialdemokratischer Provenienz. Ja, die SPD hat seit den späten sechziger Jahren einiges für die Bildungsreform getan, für Bildungschancen und -gerechtigkeit. Aber sie war es nicht alleine. In Hessen wird gerne auf Ludwig von Friedeburg in diesem Zusammenhang verwiesen, doch die eigentliche Mutter der Schulreform war Hildegard von Hamm-Brücher von der FDP als Staatssekretärin im Kultusministerium. Sie ist die eigentliche Initiatorin der Gesamtschule, die bei der Hasenfüßigkeit von Friedeburgs und seiner Genossen nicht so realisiert worden wäre. Die Gesamtschule heutzutsge heißt übrigens Gymnasium.

Vor dem Wallmann-Intermezzo mit Alexander Gauland als Leiter der Stastskanzlei durfte Rotgrün mit Holger Börner an der Spitze den permanenten Streit der heutigen Ampel schon mal vormachen. In der Bildungspolitik war Konsolidierung angessgt, also Sparkurs mit den bekannten Wirkungen: Lehrerarbeitslosigkeit, Stundenkürzungen, Unterrichtsausfall usw.

Das sollte aber nur das Vorspiel zu dem Drama sein, das dann von Eichel/Holzapfel auf der Landesbühne in den 1990er Jahren aufgeführt wurde. Eichel, der ehemalige Lateinlehrer aus Kassel, und der kurzzeitige Lehramtsreferendar Holzapfel schnürten dem Schulsystem endgültig die Luft ab: Mangelverwaltung ohne Ende. Gekürzt wurde an allen Ecken und Enden auf Kosten der Bildung der Schüler. Auch die Lehrer wurden betrogen, indem aus einem anfänglichen reduzierten Pflichtstundenumfang alsbald in der zweiten Amtsperiode unter fleißig-verlogener Beteiligung der Grünen kräftig draufgesattelt wurde. Die Grünen hatten im Wahlkampf hochheilig versprochen, dass es mit ihnen keine Arbeitszeitverlängerung geben werde. Funktionsstellen wurden gestrichen, die Atmosphäre in der Schule war am Boden.

Danach reparierte Karin Wolff als CDU-Kultusministerin in der Koalition mit der FDP einiges, während Notnagel-Bundesfinanzminister Eichel seine ökonomische Lehrlingsausbildung in der Form einer deplatzierten Austertätspolitik bei „Gas-Gerd“ (Bild-Zeitung) solange auf Kosten der gebeutelten Gesellschaft ausprobieren durfte, bis ein „Nu is mal gut, Hans!“ aus dem Mund des damaligen Kanzlers ihn auf sein Normalmaß zurechtstutzte. Nach Eichels Mitwirkung an der extrem und lange wirkungsvollen Agenda 2010 muss man mit der Lupe suchen.

Das alles verdrängt man in der SPD bei den großen Jahreszahlen und der Selbstbeweihräucherung. Allerdings sind die verdrängten Probleme als Neurosen der unterschiedlichsten Art umso größer wieder da und können weder weggefeiert noch im Scholz-Stil weggelächrlt werden."

Erich Schleßmann
Bad Vilbel

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