Offener Brief zur Zukunft der Schülerbeförderung im Wetteraukreis

Leserbriefe
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Mit den Perspektiven der Schülerbeförderung im Wetteraukreis beschäftigt sich der Offene Brief des Schulelternbeirates des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums Büdingen.

Aufgrund erheblicher Probleme bei der Schülerbeförderung seit Schuljahresbeginn gab es in den letzten Wochen Gespräche zwischen Elternvertretern, Landrat und VGO‐Geschäftsführung; zudem waren Eltern der am meisten betroffenen Schulen (Wolfgang‐Ernst‐Gymnasium Büdingen, Gesamtschule Konradsdorf, Maria‐Sibylla‐Merian Schule Ortenberg und Keltenbergschule Glauburg‐Stockheim) im Kreistag präsent und haben Gespräche mit Abgeordneten geführt. Es konnte zwar für die konkrete Situation eine temporäre Lösung gefunden werden; im Zuge der Gespräche wurde aber deutlich, dass die Verantwortlichen für die Zukunft noch deutlich größere Probleme bei der Schülerbeförderung aufkommen sehen als heute – und dass sie den Kreis nicht in einer verbindlichen Pflicht sehen, eine uneingeschränkte Schülerbeförderung sicherzustellen. Davon dürften perspektivisch alle Schulen im Wetteraukreis betroffen sein.

Die Schulelternbeiräte des Wolfgang‐Ernst‐Gymnasiums Büdingen und der weiteren mitunterzeichnenden Schulen beziehen dazu wie folgt Stellung:

1. Wir wünschen uns ein grundsätzliches Bekenntnis des Wetteraukreises zu seiner undelegierbaren (politischen) Verantwortung für die Schülerbeförderung und zum Beförderungsanspruch der Schülerinnen und Schüler, der im Sinne der freien Schulwahl weder an der nächstgelegene Schule gleicher Schulform, noch mit einer Beauftragung von VGO/RMV endet. Schon durch die Schulpflicht einerseits und die Schließung kleinerer Schulstandorte andererseits, die eine Schülerbeförderung nötig macht, sehen wir Politik und Verwaltung in der uneingeschränkten Verantwortung, eine zuverlässige Schülerbeförderung sicherzustellen.

2. Wir möchten wissen, welche Schlüsse der Wetteraukreis aus der bereits heute vielerorts schwierigen Situation bei der Schülerbeförderung sowie aus den absehbar noch schlechteren Perspektiven zieht und wie er darauf reagiert, um kurz‐, mittel‐ und langfristig eine zuverlässige Schülerbeförderung sicherzustellen.

3. Uns erscheint – zumindest in ländlichen Gegenden – eine Evaluation des Schülerbeförderungssystems im Rahmen des ÖPNV angebracht. Wir möchten wissen, ob eine Schülerbeförderung durch Linienbusse auch in Zukunft noch mit der nötigen Zuverlässigkeit möglich ist und wünschen uns ggf. eine ergebnisoffene Prüfung einer Rückkehr zum Schulbussystem.

4. Wir wünschen uns politische Vorgaben für eine Überarbeitung der Vergabebedingungen, wenn die VGO Beförderungsleistungen neu ausschreibt – auch wenn dadurch erstmal Kosten steigen; am billigsten ist unserer Überzeugung nach nicht immer am günstigsten. Wir wollen, dass bei der Auftragsvergabe auch im Sinne der Nachhaltigkeit die Ortsansässigkeit des Anbieters eine Rolle spielt und durch einen Regionalfaktor berücksichtigt wird, dass die Zuverlässigkeit bzw. Erfahrungswerte mit dem Anbieter in die Bieterbewertung einfließen, dass als Instrument gegen den Fachkräftemangel eine angemessene Bezahlung der Busfahrer nachgewiesen werden muss, ebenso wie der tadellose Zustand der eingesetzten Busse und deren GPS‐Überwachung im Sinne der Sicherheit unserer Kinder. Darüber hinaus wünschen wir uns kleinere Vergabevolumen, um kleineren Unternehmen einen Zugang zu ermöglichen, kürzere Laufzeiten, um langjährige Bindungen an Schlechtleister zu vermeiden, sowie die Prüfung von Bankbürgschaften zur Durchsetzbarkeit von Vertragsstrafen.

5. Wir halten die Definition eines Maßnahmenkataloges für den Fall, dass die Schülerbeförderung durch Beauftragung und Auftragsvergaben nicht funktioniert, für erforderlich. Mit Blick auf die Beförderer sollte dazu die Möglichkeit einer Ersatzbeauftragung auch während der Vertragslaufzeit zählen, bei der nicht nur ganze Linien oder Bündel, sondern auch einzelne Fahrten vergeben werden können, bei der nicht nur Linien‐, sondern ausnahmsweise auch Reisebusse eingesetzt werden können, und für die tagesaktuelle Preise bezahlt werden, um überhaupt Ersatzanbieter zu finden. Mit Blick auf die hilfsweise Beförderung durch Eltern, Fahrgemeinschaften oder Dritte müssen aber auch (Ersatz‐) Ansprüche bzw. eine Kostenübernahmeregelung definiert werden und es muss die Frage nach den Folgen für die Schulpflicht beantwortet werden, wenn die Schülerbeförderung gestört ist und Eltern nicht in der Lage sind, eine Ersatzbeförderung sicherzustellen.

6. Wir wünschen uns den Aufbau eines Informationssystems, das bereits frühmorgens zuverlässig über ausfallende oder erheblich verspätete Busse informiert, so dass Schülerinnen und Schüler nicht unnötig an den Haltestellen warten und Eltern die Möglichkeit einer Ersatzbeförderung haben. Erkrankungen von Fahrern, wetterbedingte Ausfälle etc. stehen früh genug fest.

7. Wir begrüßen die Existenz der Busschule und halten einen Ausbau für wünschenswert. Hier werden Schülerinnen und Schüler niedrigschwellig in die Abläufe der Schülerbeförderung eingewiesen. Allerdings besteht dieses Angebot bereits heute nicht flächendeckend, während die Fortsetzung über das Jahr 2023 hinaus unklar zu sein scheint.

Schulelternbeirat Wolfgang‐Ernst‐Gymnasiums Büdingen
Vorsitzender Tobias Greilich
Stellvertretende Vorsitzende Ramona Dörr, Marko Heun

Mitunterzeichner:
2. Dirk Gödicke, Berufliche Schulen am Gradierwerk Bad Nauheim
3. Jasmin Kaiser, Erlenbachschule Gedern
4. Dana Heitmann, Ernst‐Ludwig‐Schule Bad Nauheim
5. Jörg Bergamos, Georg‐Büchner‐Gymnasium Bad Vilbel
6. Bianca Finkernagel, Georg‐August‐Zinn Schule Büdingen‐Düdelsheim
7. Marina Newerla‐Marz, Justina Lindner, Gesamtschule Gedern
8. Manuela Prieß, Jessica Berdick, Gesamtschule Ortenberg‐Konradsdorf
9. Clemens Naumann, Geschwister‐Scholl‐Schule Niddatal‐Assenheim
10. Anna Hufnagel, Georg Schulz, Grundschule am Römerbad Karben‐Okarben
11. Sebastian Schöngen, Christian Bachert, Melanie Hameister, Katja Röder, Grundschule Büdingen‐Wolf
12. Andrea Nikolajew, Diana Pérez Gregorio, Gymnasium Nidda
13. Christian Zahrt, Haingrabenschule Butzbach‐Nieder‐Weisel
14. Klaus Tratzki, Herzbergschule Kefenrod
15. Jasmin Gemmer, Lisa Jusek, John‐F.‐Kennedy‐Schule Bad Vilbel
16. Michael Altvater, Keltenbergschule Glauburg‐Stockheim
17. Isabel Theis, Kurt‐Schumacher‐Schule Karben‐Groß‐Karben
18. Simone Voss, Maria‐Sibylla‐Merian‐Schule Ortenberg
19. Judith Garino, Jan Vogler, Otto‐Dönges‐Schule Nidda
20. Tanja Kaaden, Phillip‐Dieffenbach‐Schule Friedberg
21. Dana Heitmann, Rosendorfschule Bad Nauheim‐Steinfurt
22. Judith Müller, Sandrosenschule Rockenberg
23. Susanne Korol, Schrenzerschule Butzbach
24. Silke Kopec, Daniela Rinkenberger, Seementalschule Gedern‐Ober‐Seemen
25. Ira Bender, Selzerbachschule Karben‐Klein‐Karben
26. Claudia Rudolf‐Beyer, Karen Stiegemann, Solgrabenschule Bad Nauheim
27. Marion Storm, Dr. Rupert Pfeiffer, St.‐Lioba‐Schule Bad Nauheim
28. Danijela Bartscher, Anja Wöhner, Dorothee Weckmann, Kai Mengel, Ruth Bender, Sascha Drewnia, Weidigschule Butzbach
29. Heike Müller, Nina Bachmann, Wintersteinschule Ober‐Mörlen

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