UNESCO-Welterbe vor der Haustür: der Wetteraulimes - Teil 2

Ein Teil des Grundrisses der römischen Therme Echzell ist mit Pflastersteinen gekennzeichnet. Fotos: Wetteraukreis

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Der „Limesmarsch 2023“ ist eine gute Gelegenheit, um den Verlauf der Grenze des römischen Reiches in unserer Region, den sogenannten „Wetteraulimes“, in einer kleinen dreiteiligen Serie zu beschreiben. Der Wetteraulimes, Teil des obergermanisch-rätischen Limes, gehört zum UNESCO-Welterbe "Grenzen des Römischen Reiches" und gilt als größtes Bodendenkmal Europas.

Der Limesmarsch 2023 – eine Privatinitiative, die Abenteuer und Reenactment miteinander verbindet – führt die Gruppe während ihres 750 Kilometer langen Marsches vom Start Eining an der Donau und dem Ziel Rheinbrohl bei Koblenz auch einmal entlang des prägnanten Limesbogens um unsere zentrale Wetterau herum. Er bietet die Gelegenheit, „römische Legionäre“ in Aktion vor der eigenen Haustüre zu erleben. Am 21. August (Montag) macht die Gruppe voraussichtlich gegen 13 Uhr Halt am Limesturm in Limeshain. Die Gemeinde Limeshain und der örtliche Geschichtsverein organisieren vor Ort ein kleines Programm. Interessierte können den Marsch per Live-Tracking im Internet unter www.limesmarsch2023.de/livestandort/ verfolgen.

Im ersten Teil der Artikelserie wurde die Etappe bis Limeshain mit einem Ausblick nach Altenstadt beschrieben. Von hier aus geht es weiter in nördliche Richtung. Zwischen Altenstadt und Florstadt ist der Limesverlauf nochmals über eine kurze Strecke im Wald oberirdisch sichtbar; Ansonsten ist er weitgehend durch den Ackerbau vollkommen verpflügt. Lediglich der eingeebnete Graben kann noch bei Grabungen als Erdverfärbung erkannt werden. Im Zuge des Ausbaues des Radweges der „Regionalparkroute Limes“ wurde auf diesem Abschnitt der Verlauf der ehemaligen römischen Grenze durch weiß gekalkte Stämme gekennzeichnet. So auch östlich von Stammheim: Hier lag oberhalb des Ortes ein weiteres Kleinkastell.

In Staden wiederum durchschneidet der Limes ähnlich wie in Altenstadt auch die Ortslage. Hier sicherte ein Kleinkastell direkt am Limes die Querung des Flusses Nidda. Das wesentlich größere Kohortenkastell mit 500 Mann Besatzung lag etwas zurückversetzt am östlichen Ortsrand von Ober-Florstadt. Der weitere Verlauf ist wiederum mit einzelnen weißen Stämmen zu fluchten. Er führt bis zu dem ehemaligen Kleinkastell „Lochberg“ südlich von Bingenheim. Von hier zieht der Limes weiter durch Bingenheim nach Echzell.

Auch in Echzeller Gemarkung lag ein Kleinkastell direkt am Limes, während sich das 5,4 Hektar große Alenkastell mit einer Besatzung von 1000 Mann etwas abgesetzt am Nordwestrand des heutigen Ortes befand. Die zugehörige zivile Siedlung, der Vicus, ist heute weitgehend überbaut. Direkt hier auf den unterirdischen Resten des römischen Ortes steht die „Echzeller Iupitersäule“. Die Säule wurde von einem ehemaligen römischen Soldaten gestiftet, der in der Reitereinheit Ala Indiana seinen Dienst tat.

Bei den Soldaten, die für die Bewachung des Limes zuständig waren, handelte es sich um sogenannte Hilfstruppen. Die Legionäre waren in großen Standlagern, in unserem Fall in Mainz, der Provinzhauptstadt von Obergermanien, stationiert. Gut zu unterscheiden waren Hilfstruppensoldaten und Legionäre anhand ihrer Ausrüstung: Im Gegensatz zu dem markanten rechteckigen Schild und dem Schienenpanzer der Legionäre waren die Hilfstruppen in der Regel mit ovalem Schild und Kettenhemd ausgestattet.

Von Echzell aus führt der Verlauf des Limes nach Norden weiter bis zum Kleinkastell „Die Burg“ oberhalb von Nidda-Unter-Widdersheim am östlichen Rand der Horloffaue. Hier wurde kürzlich ein neuer Rundweg eingerichtet, der sich neben historischen Themen vor allem mit naturkundlichen Fragen beschäftigt. In Richtung Inheiden verlässt die Tour zunächst den Wetteraukreis. Im Kreis Gießen führt die Route dann entlang mehrerer Kleinkastelle – dem ehemaligen Standort des Kastells Inheiden sowie das Kohortenkastell Ansburg – und des rekonstruierten Steinturms „Am Sandberg“ bei Pohlheim.

Initiator gibt Einblicke ins Leben der Römer

Tommes Rute, Initiator des Limesmarschs, wird am 22. August (Dienstag) von 12 bis 15 Uhr am Heimatmuseum in Echzell Station machen. Er bringt seine Ausrüstung mit und berichtet über seinen Marsch und das Leben der Römer. Die aktuellen Stationen der „Legionäre“ und weiterführende Informationen zur Gruppe finden Interessierte im Internet unter www.limesmarsch2023.de/.

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Der Wetterauer Limesbogen hervorgehoben Abschnitt Teil I

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Als Landmarke kennzeichnen weiß gekalkte Stämme den Verlauf des östlichen Wetteraulimes.

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Detail der Lupitersäule vor dem Museum Echzell.



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