Lisa Gnadl zu Besuch in der Beruflichen Schule Bad Nauheim

Foto: SPD Hessen

Ausbildung
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Um über die aktuellen Entwicklungen der beruflichen Schule in Bad Nauheimer zu sprechen, war Landtagsabgeordnete und Ausschussvorsitzende des Wetterauer Bildungsausschusses Lisa Gnadl vor Ort. Schulleiter Andreas Stolz begrüßte gemeinsam mit dessen Stellvertreterin Anne Hartmann, Abteilungsleiter Ralf Müller, Personalratsvorsitzender Bettina Decker und Abteilungsleiterin Ria Ruppert die Landtagsabgeordnete, berichtete aus dem Schulalltag und zeigte das neu entstandene „Selbstlernzentrum".

Über die Schulbaumaßnahmen mit Erweiterungsbauten, Sanierungsarbeiten und dem neu entstandenen Selbstlernzentrum ist man insgesamt trotz der Beeinträchtigungen während der Bauphase sehr froh. Das neue Selbstlernzentrum dient dem Kompetenzerwerb und der Förderung der Schülerinnen und Schüler.

Die BSG Bad Nauheim bietet in den fünf verschiedenen Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen, Informationsverarbeitung, Gesundheit und Pflege sowie Ernährung und Hauswirtschaft zahlreiche Ausbildungsberufe an. Die IT-Ausbildungsberufe werden zusammen mit der Johann-Philipp-Reis-Schule ausgebildet, ebenfalls im Bereich des beruflichen Gymnasiums kooperieren die beiden Schulen langjährig. Außerdem gibt es eine Kooperation mit der Mittelstufenschule Solgrabenschule, in den letzten 2. oder 3. Schuljahren haben die Schülerinnen an einem Tag Unterricht in der BSG.

Besonders interessierte sich Lisa Gnadl, die auch sozial- und familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion ist, für die Entwicklungen an der Fachschule für die Erzieher*innenausbildung. Im Bereich der Sozialpädagogik erfreut sich die Schule an einer steigenden Zahl der Studierenden. Die Praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA) steigere die Attraktivität der Erzieher*innenausbildung.  „Wir sehen die Notwendigkeit, dass es dauerhaft eine Förderung der PivA-Plätze durch das Land gibt. Nach und nach kommen immer mehr Träger hinzu, die die PivA anbieten. Sie ist ein ergänzender Baustein in der Bekämpfung des Fachkräftemangels im sozialpädagogischen Bereich. Die Angebote der Vollzeitausbildung werden aber nach wie vor nachgefragt und gebraucht für die Fachkräftesicherung", erklärt Schulleiter Stolz. Derzeit habe man im neuen Ausbildungsjahrgang mit zwei vollzeitschulischen Ausbildungsklassen und zwei Klassen in der PivA-Ausbildung gestartet. Eine Teilzeitausbildung wird aktuell nicht angeboten, hier sei seit Jahren die Nachfrage zu gering, um eine Klasse bilden zu können. Perspektivisch seien Möglichkeiten zu diskutieren, auch die PivA in Teilzeit anzubieten. Das könnte für Quereinsteiger*innen mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen möglicherweise eine gute Möglichkeit zu sein, sich für eine Erzieher*innenausbildung zu entscheiden. Allerdings seien im Bereich der Sozialassistentenausbildung in diesem Schuljahr nur zwei –  statt wie bisher drei - Klassen zustande gekommen.

Die Nähe zur Solgrabenschule und die Kooperation im Mittelstufenbereich sieht er als gute Möglichkeit, junge Menschen für die Sozialpädagogik und eine duale Ausbildung zu begeistern. Genug Lehrkräfte weist die Schule auf und man könne gut mehr Klassen ausbilden. Hürden sieht die stellvertretende Schulleiterin Anne Hartmann bei den Zugangsvoraussetzungen der Sozialassistentenausbildung: „Wir haben oft Interessierte, denen wir keinen Platz anbieten können, weil ihre Schulnoten nicht ausreichen, insbesondere im Bereich Mathematik. Bisher ist der qualifizierte Realschulabschluss eine große Hürde. Da sollte man den Zugang durchlässiger machen. Gut in Mathe zu sein, stellt aus meiner Sicht keine Voraussetzung für den Beruf dar, zumal Mathematik innerhalb der Ausbildung und später im Beruf gar keine Rolle spielt." Weiteren Bedarf sehe man in der Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse.

Um für berufliche Bildung zu werben, ist die Schule auf vielen Informationsveranstaltungen unterwegs und sucht immer Möglichkeiten, mit allgemeinbildenden Schulen ins Gespräch zu kommen. Das und die gute Lage der Berufsschule macht sich auch in den Schüler*innenzahlen bemerkbar, die in fast jedem Fachbereich ausreichend hoch sind und man daher aktuell nicht fürchten müsse, dass mehrere Ausbildungsberufe abgezogen werden, wenn die Hessische Landesregierung ein Ampelsystem einführe. Lisa Gnadl meint dazu, dass das von der Landesregierung angestrebte Konzept der „Zukunftsfähigen Berufsschule" nach ihrer Einschätzung eher die Standorte im ländlichen Raum gefährde: „Der Erhalt der Berufsschulstandorte in der Fläche ist aus unserer Sicht wichtig, um jungen Menschen und Ausbildungsbetrieben, gerade im ländlichen Raum, Perspektiven bieten zu können."

Im Bereich der pharmazeutisch kaufmännischen Ausbildung (PKA) sei die Nachfrage klar zu gering. Als möglicher Grund hierfür wird die Attraktivität des Berufes angeführt: „Pharmazeutisch-technische Assistenten dürfen viel mehr. Wenn man den Beruf der PKAs weiterführen will, braucht es eine deutliche Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes", führt Abteilungsleiterin Ria Ruppert aus.

Die IT-Berufe werden immer mehr nachgefragt. Probleme ergeben sich hier aber durch die unterschiedlichen Spezialisierungen: „Im ersten Ausbildungsjahr ist dies kein Problem. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr sind die unterschiedlichen Anforderungen komplex. Wir hoffen auf eine stabile Entwicklung und Fortsetzung für unsere Zusammenarbeit mit der Johann-Philip-Reis-Schule um den Fachkräftenachwuchs für die Region zu sichern", meint Abteilungsleiter Ralf Müller. Er sprach sich daher für weniger Differenzierung in der Ausbildung aus. Diese könne man auch im späteren Beruf noch erwerben.

Grundsätzlich sehe man besorgt die Entwicklung, dass die Anforderungen der Betriebe immer mehr gestiegen sind. Beispielsweise wird man ohne Abitur für die Ausbildung als Industriekaufmann von vielen Betrieben nicht genommen. „Wir müssen insgesamt die duale Ausbildung stärken", ist sich Lisa Gnadl sicher. „Ein Studium und eine berufliche Ausbildung müssen gleichwertig sein. Dafür müssen wir mehr für die duale Ausbildung werben und auch bereits in den allgemeinbildenden Schulen die Berufsorientierung stärken, ganz egal, welche Schulform man besucht", so die Landtagsabgeordnete, die sich auch auf Landesebene für die Stärkung der dualen Ausbildung einsetzt und im Sommer als ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion eine Ausbildungstour unternommen hat. „Die BSG geht hier bereits mit gutem Beispiel voran und sucht gezielt Kooperationen mit umliegenden Schulen. An zwanzig der umliegenden abgebenden Schulen sind wir unterwegs, um für die berufliche Bildung zu werben", so der Schulleiter Stolz.

„Eine Ausbildung soll sich lohnen. Dafür brauchen wir die Aufwertung, wir müssen aber auch klar kommunizieren, welche Chancen man durch eine berufliche Ausbildung erhält. Eine niedrigere Qualifizierung führt beispielsweise zu häufigeren Jobwechseln und weniger Aufstiegsmöglichkeiten", wirbt Schulleiter Stolz abschließend für die duale Ausbildung und Erzieherinnenausbildung.

Die Landtagsabgeordnete bedankte sich für das Gespräch und will auch künftig als Ansprechpartnerin für die BSG zur Verfügung stehen.



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