Bündnis startet Ideenwettbewerb #AbenteuerKonfirmation

Hessen
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Nordhessen steckt voller Erfindergeist - Ahle Wurscht, die Dampfmaschine oder die Parkscheibe sind dafür beste Beispiele.

Nordhessen ist aber auch die Wiege der Konfirmation: Im Schwalmstädter Ortsteil Ziegenhain wurde vor fast 500 Jahren die „Ziegenhainer Zuchtordnung“ ausgerufen. In Windeseile verbreitete sich von dort aus diese radikale Glaubens- und Bildungsoffensive unter dem Namen Konfirmation auf der ganzen Welt.

Heute sind frische und kreative Ideen für die Konfirmation gefragt. Ein breites Bündnis um den Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt hat den Ideenwettbewerb #AbenteuerKonfirmation ausgerufen. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) sowie Gemeinden aus ganz Deutschland, Gruppen der Evangelischen Jugend, die Konfirmationsstadt Schwalmstadt, der CVJM und die Hephata Diakonie sind Kooperationspartner. „Die Idee der Konfirmation war ein Aufbruch für die Kirche. Die Konfirmandenarbeit ist heute ein Raum für Innovation und Erneuerung“, sagt EKKW-Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Die sich im Strukturwandel befindliche evangelische Kirche mit schwindenden Mitgliederzahlen könne in dieser Phase kreative und engagierte Vorschläge von jungen Menschen gut gebrauchen.

„Die Corona-Pandemie hat auch für Konfigruppen vieles auf den Kopf gestellt. Besonders junge Menschen mussten sich stark einschränken“, erklärt der Schwalmstädter Sebastian Vogt vom Ideenwettbewerb und ergänzt: „Die Zeit sollte eigentlich die Lebensphase sein, in der junge Menschen lernen, sprachfähig zu werden, ihr „Ja“ zum Glauben zu finden. Sie erleben sich als mündige Mitglieder der Kirchengemeinde und werden erwachsen.“ Deshalb sei der Ideenwettbewerb #AbenteuerKonfirmation genau jetzt wichtig, sagt Vogt.

Preise im Gesamtwert von 3500 Euro zu gewinnen
Kreative Ideen – nicht nur aus Nordhessen, sondern aus ganz Deutschland – werden noch bis zum 31. Dezember gesammelt. Jeder kann mitmachen, ob Konfigruppe, CVJM, Jugendkreis oder Einzelpersonen, und Ideen einreichen in drei Kategorien: 1. Sport & Outdoor, 2. Media und 3. Kunst & Kreativ. Es ist alles erlaubt: „Ein Gedicht über die Konfirmation, ein Tanz, ein Konfi-Haus, das nächste 3D-Adventuregame oder eine coole Sportidee. Hauptsache es gibt eine Verbindung zur Konfirmation“, beschreibt Vogt weiter.

Die Ideen werden dann von einer Jury bewertet und mit Preisen im Gesamtwert von 3.500 Euro prämiert. Die kreativsten Ideen – egal wie verrückt – kommen in Ziegenhain zur Umsetzung, verspricht Vogt. So entstehe ab 2022 nach und nach das #AbenteuerlandKonfirmation. „Für uns sind der Wettbewerb und die Ideen ein sprichwörtlicher Segen, denn wir wollen als Konfirmationsstadt für junge Menschen attraktiv sein“, freut sich Schwalmstadts Bürgermeister Stefan Pinhard.

Die Jury ist bunt gemischt: Ein junger Mensch aus dem CVJM, eine Studentin der Hephata-Diakonie, ein Jugendvertreter aus der evangelischen Kirche, der Bürgermeister der Stadt Schwalmstadt, die Bischöfin der EKKW und die Co-Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Konfirmation bewerten die Projektideen. Die besten Ideen werden am 6. Februar um 18:30 Uhr bei einer Preisverleihung geehrt.

Jugendliche finden schöne Worte für die Konfirmation
Eine der Konfirmandengruppen, die sich am Wettbewerb beteiligt, ist die des Kirchspiels „BONWAI“ im Wolfhager Land. Gemeinsam mit Pfarrerin Anja Fülling diskutierte sie zunächst über ihre Kirche. „Dabei ist den Jugendlichen klargeworden, dass Kirche mitten im Leben ist und es eigentlich kaum etwas gibt, was dort keinen Platz hätte“, schildert Pfarrerin Fülling. Was ist für euch ein Abenteuer? Und was verbindet ihr mit Konfirmation? Diese beiden Fragen führten zu der Idee, mit der die Konfi-Gruppe nun in den Wettbewerb startet. Pfarrerin Anja Fülling ist beeindruckt von der Vielfalt der Ideen: „Die Jugendlichen haben schöne Worte für die Konfirmation gefunden, zum Beispiel Freiheit, neue Wege gehen, sich verbunden fühlen. Sie haben diese Begriffe auf überraschende Weise mit den Abenteuern verbunden. Es hat richtig Spaß gemacht, mit ihnen darüber nachzudenken.“

Auch die Jugendlichen sind begeistert und motiviert: „Die Aktion ist eine sehr gute Idee. Uns hat es super Spaß gemacht. Erst mussten wir schwer überlegen, aber dann sind uns richtig viele Sachen eingefallen“, berichtet Charlotte Maid, und Sophia Chrapek ergänzt: „Ich finde es toll, dass wir unsere Idee auch umsetzen dürfen, das ist nicht selbstverständlich“. Sie sind gespannt, ob ihre Idee am Ende die Jury überzeugt.

Zahlen und Fakten

Wie viele Konfirmationen gibt es pro Jahr?
2019: 157.368 Konfirmationen deutschlandweit, davon in der EKKW: 6.116 (Kurhessen-Waldeck hat 767.149 Mitglieder in 690 Kirchengemeinden) und der EKHN: 12.400 (Hessen und Nassau hat 1.446.971 Mitglieder in 1111 Kirchengemeinden) (Quelle und weitere Zahlen https://www.ekd.de/statistik-amtshandlungen-44290.htm)
2020: waren es in der EKKW 5203 Konfirmierte. Allerdings bildet diese Zahl nicht den Jahrgang ab. Denn es wurden auch 2021 noch Konfirmationen nachgeholt. Diese Zahl liegt allerdings noch nicht vor.

Wie viele Konfirmationen mussten 2020 wegen Corona abgesagt werden?
Null, denn dezidiert „abgesagt“ wurden keine Konfirmationen. Sie wurden zu späterem Zeitpunkt nachgeholt.

Wie viele Getaufte lassen sich konfirmieren?
Durchschnittlich 84% der Getauften eines Jahrgangs werden konfirmiert in beiden hessischen Landeskirchen (EKKW und EKHN).

Wie alt sind Konfirmanden im Durchschnitt?
13-15 Jahre

Wie viele Ehrenamtliche sind an der Konfi-Arbeit beteiligt?
Rund 62.000 Ehrenamtliche sind in Deutschland regelmäßig oder punktuell an der Konfirmandenarbeit (KA) beteiligt. Rund 2/3 von ihnen sind jünger als 21 Jahre, rund 25% unter 16 Jahre. (Quelle: https://konfi-arbeit.de/wp-content/uploads/sites/293/2019/06/Teamer_ALPIKA_DEKT2017.pdf )

Das sagt die Expertin Pfarrerin Katja Simon, Studienleiterin für Konfirmandenarbeit am Religionspädagogischen Institut der EKKW und EKHN
Für Jugendliche ist wichtig, dass sie an der Konfi-Zeit Spaß haben und Freude daran, gemeinsam auf Gottsuche zu sein. Dabei lernen sie andere Jugendliche kennen, erleben sich als Teil einer Gemeinschaft und merken, Kirche ist anders als Schule. Hier gibt es einen bewertungsfreien Raum. Jede und jeder kann sich einbringen und ist akzeptiert. Und sie erleben: Du bist hier richtig. Du bist mit Deiner Meinung gefragt. Im Gottesdienst geht es auch um dich und daran kannst du dich beteiligen! In deiner Gruppe darfst du kritische Fragen stellen und Zweifel äußern.

Bei einer Befragung von mehr als 10.000 Konfis in den Jahren 20172018 hat sich gezeigt, dass eine große Mehrheit der Jugendlichen sehr zufrieden mit der Konfizeit ist. Besonders einprägsam waren dabei die Freizeiten und KonfiCamps. Dabei ist es wichtig, dass ehrenamtliche Teamer und Teamerinnen aus der Jugendarbeit mit dabei sind. So kann die Konfi-Zeit auch von Jugendlichen für Jugendliche gestaltet werden.

Mündiges Christsein und Familienfest
Die Konfirmation ist ein Erfolgsmodell. Im Bewusstsein vieler Jugendlichen und Erwachsenen ist die Konfirmation nach wie vor der Abschluss der Kindheit und der Eintritt ins Erwachsenenleben. Die Konfirmation wird als Schritt zum mündigen Christseins gesehen. Die Jugendlichen selbst erfahren durch das für sie ausgerichtete Familienfest und die vielen Geschenke Anerkennung und Bestätigung ihrer Person. Für die Eltern und die Jugendlichen steht die Konfirmation nach wie vor an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Allerdings haben sich die Bedingungen zu diesem Übergang gewandelt: Selten verlässt heute ein Jugendlicher mit der Konfirmation die Schule und beginnt eine Ausbildung. Dennoch: Aus Kindern werden junge Erwachsene. Diesen Abschluss der Kindheit macht die Konfirmation bewusst.



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