Klimakrise schadet Hessens Wäldern

Hessen
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Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) hat im Forstamt Königstein den Waldzustandsbericht 2023 vorgestellt.

„Wetterextreme und voranschreitende Schäden durch Käfer und Pilze setzen dem hessischen Wald nach wie vor sehr stark zu. Wir machen den Wald klimastabil – diese Aufgabe hat angesichts der Ergebnisse für die Landesregierung höchste Priorität“, sagte die hessische Umweltministerin bei der Vorstellung des Berichtes.

11 Prozent der Waldbäume weisen starke Schäden auf

Als zentraler Indikator des Waldzustandes gilt die mittlere Kronenverlichtung. Diese zeigt den Verlust von Blättern und Nadeln in der Baumkrone und damit den Gesundheitszustand von Waldbäumen an. 2023 ist die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Hessen über alle Baumarten und Altersstufen hinweg um einen Prozentpunkt auf 29 Prozent angestiegen und erreicht somit den höchsten Wert seit dem Beginn der Erhebungen in 1984. Auch der Anteil starker Schäden ist gegenüber 2022 um zwei Prozentpunkte auf 11 Prozent gestiegen. 

In den Monaten Juli und August wurde der Zustand des Waldes in Hessen von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt nach bundeseinheitlichen Kriterien erfasst. Die Erhebung durch geschulte Teams fand auf einem für die hessischen Wälder repräsentativen 8 x 8 Kilometer-Dauerbeobachtungsnetz mit 145 Erhebungspunkten statt. Die Daten von rund 4.000 Bäumen ermöglichen repräsentative Aussagen.

Das Vegetationsjahr 2022/2023 (Oktober 2022 – September 2023) war mit einer Mittel-temperatur von 10,6 °C wieder eines der wärmsten seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1881. Der langfristige Erwärmungstrend setzt sich fort und bestätigt damit die beobachtete globale Erwärmung. Dabei waren alle Monate teilweise deutlich wärmer als im langjährigen Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Die Niederschlagssumme betrug im Flächenmittel von Hessen 820 mm und lag damit etwas über dem Niederschlagssoll.

Aufbau eines klimastabilen Waldes ist Generationenaufgabe

„Die Ergebnisse des Waldzustandsberichts führen uns erneut vor Auge: Die Klimakrise muss eingedämmt werden, um den Zustand des Waldes zu stabilisieren. Zugleich gilt es, jetzt den Wald der Zukunft aufzubauen. Unser Ziel ist ein klimastabiler und artenreicher Wald. Die hessischen Wälder zu schützen und für kommende Generationen zu bewahren, ist für die Menschen in Hessen, die Artenvielfalt, das Klima und unseren Wasserhaushalt zentral. Dafür braucht es jedoch einen langen Atem. Angesichts der Intensität und des Tempos der Veränderungen ist der Aufbau klimastabiler Wälder eine Generationenaufgabe“, erklärte die Ministerin.

Im Fokus der Landesregierung stehen weiterhin die Wiederbewaldung von Kahlflächen und der Waldumbau hin zu klimastabilen Wäldern. „Im Staatswald wurden seit 2018 knapp 7.000 Hektar Kulturen mit etwa 17 Millionen Pflanzen neu bepflanzt“, so Ministerin Hinz. Auf einem Großteil der Fläche wird sich der Wald natürlich verjüngen. Bei der Wiederaufforstung gilt, dass möglichst 4-5 klimaresiliente, standortgerechte und vorzugsweise heimische Baumarten verwendet werden. Wissenschaftliche Basis sind die Klimarisikokarten, die landesweit intensiv genutzt werden.

Mit dem Klimaplan Hessen werden maßgebliche Projekte zur Stabilisierung der hessischen Wälder vorangetrieben. Schwerpunkt ist hier die Verbesserung des Wasserrückhalts und damit auch der Wasserverfügbarkeit im Wald. Feuchtmulden werden angelegt, Asphaltdecken an Waldwegen entsiegelt, Gewässer und Waldmoore renaturiert. Zudem werden weitere Maßnahmen und Forschungsprojekte zum Aufbau klimastabiler Wälder unterstützt und der Modellbetrieb „Klimaschutz Plus“ im Forstamt Burgwald weiter ausgebaut.

Über die Extremwetterrichtlinie werden zudem kommunale und private Waldbesitzende seit 2019 bei der Bewältigung der Extremwetterfolgen unterstützt. Von 2019 bis Mitte Oktober 2023 hat das Land bereits rund 66 Mio. Euro Fördergelder an Waldbesitzende zur Unterstützung für Wiederbewaldung und Verkehrssicherung ausgezahlt.

„Nur gemeinsam werden wir Hessens Waldreichtum bewahren können. Hessen ist das waldreichste Bundesland und das soll es auch in Zukunft bleiben“, schloss die Ministerin. 

Zentrale Ergebnisse des Waldzustandsberichtes im Überblick:

  • Der Anteil starker Schäden liegt in 2023 mit 11 Prozent mehr als dreimal so hoch wie im Mittel der Jahre 1984 – 2023 (3,4 Prozent). Die Jahre 2019-2023 weisen weit überdurchschnittliche Werte auf.
  • Die jährliche Absterberate (alle Bäume, alle Alter), ein wichtiger Indikator für Vitalitätsrisiken, ist auf 1,4 Prozent angestiegen. Sie liegt dreimal so hoch wie im langjährigen Mittel (0,5 Prozent).
  • Die Buche ist die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern (über 30 Prozent Baumartenanteil). Diese Baumart beeinflusst daher das Gesamtergebnis zum Waldzustand deutlich.
  • Die mittlere Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen (alle Baumarten) hat sich geringfügig verschlechtert (2022: 17 Prozent und 2023: 18 Prozent).
  • Der Waldzustandsbericht ist abrufbar unter: https://umwelt.hessen.de/wald/klimastabiler-wald/waldzustandsberichte


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