Weniger Pestizide für Hessens Agrarlandschaft

Hessen
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Anlässlich der Beratungen im hessischen Landtag zu den Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM 2) für besonders nachhaltige Landbewirtschaftung fordert der NABU Hessen, dass die Landesregierung schneller konkrete Schritte zur Pestizidreduktion ergreift.

Das geschieht idealerweise durch eine angemessene Förderung der ökologischen Bewirtschaftung. Doch damit ein Umstieg für die Landwirt*innen auch wirklich attraktiv wird, müssten in HALM die Fördersätze erhöht werden. „Unsere Steuergelder müssen endlich bei jenen Landwirtinnen und Landwirten ankommen, die umwelt- und klimafreundlich produzieren wollen. Gerade kleine und mittlere Betriebe würden von höheren Zuschüssen für mehr Natur- und Umweltschutz enorm profitieren“, erläutert Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Nur so lässt sich kurzfristig eine Steigerung der ökologisch wirtschaftenden Betriebe von bisher 16% der landwirtschaftlichen Flächen auf 25% bis zum Jahr 2025 erreichen.

„Für eine effektive Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft müssten die Pläne der Landesregierung aber deutlich weiter gehen und so durch eine Änderung der Anbaumethoden den bisher breitflächigen Einsatz von großen Pestizidmengen in vielen Bereichen unnötig machen“, sagt der Biologe Eppler. So fordert der NABU-Hessen beispielsweise eine Strategie zur Verbesserung der Böden durch die Anreicherung von Humus. Dadurch könne die Wasserspeicherkapazität und die Bodenfruchtbarkeit erhöht werden. Dies sei als Klimafolgenanpassung erforderlich und mindere die Notwendigkeit zum Einsatz von Kunstdünger. Die Anreicherung von Kohlenstoff im Boden diene zudem dem Klimaschutz. Eine Abwechslung von Fruchtfolgen beuge Schädlingsbefall vor. Es brauche deshalb neue Förderprogramme im HALM zur Förderung von vielfältigen Fruchtfolgen.

Das Ziel des Pestizidreduktionsplans, eine Reduktion um 30% bis 2030 zu erreichen bewertet der NABU durch die Vorgaben der EU als überholt. Denn gemäß EU soll der Einsatz von Pestiziden bis 2030 bereits um 50% reduziert werden. „Wichtig wäre es bei den Vorgaben auch, zukünftig fachlich nach der Giftigkeit der eingesetzten Wirkstoffe zu differenzieren. Die besonders giftigen Stoffe sollten dann im vorgesehenen Zeitraum um 80% reduziert werden“, empfiehlt Gerhard Eppler.

Und noch ein weiterer Punkt wäre laut NABU notwendig: In einer Kooperationsvereinbarung zwischen Naturschutz und Landwirtschaft mit dem Umweltministerium sei bereits 2021 das Ziel vereinbart worden, auf 1.000 km Strecke pro Jahr einen 10 m breiten, pestizidfreien Streifen an Gewässern zu etablieren. „Leider fehlt der Gewässerentwicklungsstreifen im Pestizidreduktionsplan komplett. Dabei leistet er einen elementaren Beitrag als Puffer gegen die Einschwemmung von Pestiziden in unsere Gewässer und dient gleichzeitig als wichtiger Entwicklungsraum für die Artenvielfalt“, so der Landesvorsitzende. Ein attraktives Programm in HALM 2 müsse hier einen Weg zur Umsetzung eröffnen.

Hintergrund

Kaum eine Stoffgruppe wird in so großen Mengen ausgebracht wie Pestizide. Ihr Einsatz vernichtet nicht nur die so sogenannten Unkräuter und Schädlinge. Da diese auch die Nahrungsgrundlage und Schutzräume vieler Tiere in der Agrarlandschaft sind, tragen Pestizide maßgeblich zum Verlust der biologischen Vielfalt bei und bedrohen grundlegende ökosystemare Prozesse. Bestäuber verschwinden in Rekordtempo, die typischen Feldvogelarten sind dramatisch eingebrochen. Unser Grundwasser ist mit Nitrat aus der Düngung belastet und die Klimabilanz der Landwirtschaft unverändert schlecht. Oberflächengewässer leiden an Phosphat-Einträgen aus der Düngung. Im konstruktiven Dialog zwischen Naturschutz und Landwirtschaft lassen sich jedoch Strategien entwickeln, um auch auf politischer Ebene hier akzeptable Lösungen für alle Parteien zu finden.



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