Naturnahe Gärten sind der beste Igelschutz

Hessen
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Jetzt im Spätherbst machen sich viele Naturfreunde nun Gedanken, wie ihre tierischen Nachbarn die kalte Zeit am besten überstehen.

„Für Wildtiere wie den Igel beginnt jetzt der Endspurt auf der Suche nach Nahrung und einem passenden Winterquartier. Um gut vorbereitet die kalte Jahreszeit zu überstehen, müssen sie sich genügend Gewicht anfressen, denn schon etwa seit Mitte Oktober wird das Nahrungsangebot knapper. Mit igelfreundlichen Gärten unterstützt man die Tiere am besten“, rät Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

Igel im Garten: Immer auf der Suche nach einem Leckerbissen

Die dämmerungs- und nachtaktiven Stacheltiere fühlen sich in naturnah gestalteten Gärten wohl, wo sie unter Hecken, Büschen und Bäumen nach Nahrung suchen und sich verstecken können. Auf ihrem Speiseplan stehen Käfer, Spinnen, Regenwürmer, Schnecken, Tausendfüßer und andere Kleintiere. Laub-, Reisig- und Totholzhaufen sind der ideale Platz als Unterschlupf. Auch eine Trockensteinmauer mit Höhlungen im hinteren Teil und ausreichend großen Zugängen kann als Quartier dienen. Gekaufte Igelkuppeln oder selbst gebaute Igelhäuschen sind ebenso willkommen. Einmal da, bleiben Igel meist ein Leben lang ihrem Lebensraum treu.

Wenn es nachts am Boden dauerhaft frostig wird, suchen Igel ihr Winterquartier auf. Erst gehen die Männchen, dann die Weibchen und zuletzt die Jungigel in den Winterschlaf – letztere sind am längsten auf Nahrungssuche unterwegs, um an Gewicht zuzulegen.

Eine zu große Sorge um die kleinen Stachelhäuter ist allerdings unbegründet. Erst mit einem größeren Kälteeinbruch besteht für untergewichtige Jungigel mit weniger als 500 Gramm oder herumirrende Tiere die Gefahr, für den Winterschlaf nicht ausreichend gerüstet zu sein.

Im Zweifel sollte man junge Igel einige Zeit beobachten oder vor Ort mit Wasser und einem Gemisch aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter und ungewürztem Rührei unterstützen. „Igel dürfen auf keinen Fall mit Milch gefüttert werden. Der Milchzucker führt bei ihnen zu schmerzlichen Koliken und krankmachendem Durchfall“, warn Gerhard Eppler. Bei Altigeln deutet ein so geringes Gewicht auf eine Krankheit hin. Generell gilt, dass hilfsbedürftige Igel, in die Hände von Experten gehören, denn mit Quartier und Futter ist es jedoch bei weitem nicht getan: Die fach- und tiergerechte Betreuung eines Pfleglings braucht Erfahrung, tägliche Zuwendung und verursacht Mühe und Kosten, was nur zusammen mit Igelstationen und Tierärzten geleistet werden kann. Wer also ein verletztes oder krankes Tier findet, sollte es an eine Igelstation vermitteln

Weil Igel den Tag und den Winter an nicht einsehbaren Stellen verschlafen, sind sie auf störungsfreie Rückzugsräume angewiesen. Wer seinen Garten jetzt winterfest macht, kann dem Igel also etwas Gutes tun, indem Laub sowie Grün-, Baum und Heckenschnitt in einer Gartenecke, unter Hecken und Bäumen, liegen bleibt oder aufgehäufelt wird. Eine Umrandung aus Feldsteinen hält das Material zusammen. Ihre Nester bauen Igel auch gerne in Komposthaufen. Tote Pflanzenreste nützen auch den Regenwürmern, die das Laub zersetzen und dem Igel wiederum als Nahrung dienen. Wer den Holzhaufen für ein Winterfeuer nutzen will, sollte diesen kurz vorher umsetzen. So können Tiere, die sich dort versteckt haben, rechtzeitig das Weite suchen. Auch wer den Kompost umsetzt, sollte dabei vorsichtig sein und auf versteckte Tiere achten und diese in Ruhe lassen.

Um Igel vor Verletzungen und Vergiftungen zu schützen, sind Gifte und Mähroboter sowie Laubsauger im Garten tabu. „Mit dem Laub werden darin lebende Würmer, Spinnen oder Asseln eingesaugt, gehäckselt und getötet. Dies beeinträchtigt die Bodenbiologie beträchtlich und Kleinsäuger, wie Igel, finden weniger Nahrung. Besser ist es, das Laub mit Besen und Rechen zusammenzufegen und auf einen Haufen zu geben, damit es dort verrotten kann und Kleinstlebewesen sich weiterhin darin verstecken können“, rät der Biologe Eppler. Das Laub kann übrigens auch als Frostschutz für die Blumenbeete genutzt werden.

Igel drehen auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche häufig große Runden – damit sie keine kräftezehrenden Umwege machen müssen, sollte unter Zäunen ein Durchschlupf für sie bleiben. Steile Teichufer, Lichtschächte und Treppenaufgänge können für Igel, Kröten, Salamander und andere Tiere zur tödlichen Falle werden und sollten immer mit einer Ausstiegshilfe gesichert sein.

Wenn Igel zwischendurch mal wach werden…

Wenn es mitten im Winter öfter mal T-Shirt-warm wird und im Garten der Grill angefeuert werden kann, werden auch Igel mitunter putzmunter und durchstreifen die Gärten auf Nahrungssuche. Dass Igel bei hohen Temperaturen aufwachen, ist normal und bei gesunden Tieren kein Problem. Hilfe benötigen aufgewachte Winterigel nur, wenn sie krank oder deutlich geschwächt sein sollten. Sobald die Temperaturen sinken, werden sich die Igel wieder in ihr Winterquartier zurückziehen.



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