Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen als „Museum des Monats“ ausgezeichnet

Hessen
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Im Gustav-Hüneberg-Haus in der Volkmarsener Innenstadt wird die deutsch-jüdische Geschichte der Region lebendig.

Der Verein „Rückblende – Gegen das Vergessen“ präsentiert, wie Jüdinnen und Juden in Volkmarsen lebten und arbeiteten, wie sie den fürchterlichen Verbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, aber auch, wie viele Jahre nach der Shoa deutsch-jüdische Begegnungen stattfinden. Der Verein hat in denkmalgeschützten Räumen einen intensiven und einprägsamen Lernort geschaffen – und wird für dieses Engagement nun geehrt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat die Einrichtung heute als „Museum des Monats“ ausgezeichnet und 1.000 Euro Preisgeld an den Verein überreicht.

„Der Verein ,Rückblende – Gegen das Vergessen‘ trägt seine Mission im Namen, und dafür können wir ihn nicht hoch genug schätzen: Die Mitglieder arbeiten mit viel Einsatz und Wissen daran, dass es keine leeren Stellen mehr in der regionalen Geschichtsschreibung gibt und dass ein Verdrängen, Verfälschen und Verleugnen wesentlicher Teile unserer Geschichte nicht mehr möglich ist“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Das Museum im Gustav-Hüneberg-Haus ist keine unnahbare Sammlung, sondern ein Ort, an dem wir menschliche Schicksale und persönliche Geschichten begreifen. Durch diese Rückblende, diesen Blick auf unsere Vergangenheit stellen wir Verbindung zur Gegenwart her und nehmen das als Basis für eine Zukunft, in der die gegenseitige Achtung aller Menschen ausnahmslos gilt. Ich danke den Mitgliedern herzlich für ihre wichtige Arbeit, die weit über Volkmarsen hinausstrahlt, und gratuliere zur Auszeichnung.“

Der Arbeitskreis hat das Gustav-Hüneberg-Haus restauriert und ausgebaut. Dafür bekam er 2019 den Ehrenamtspreis der Staatskanzlei beim Hessischen Denkmalschutzpreis. Die Dauerausstellung zeigt Exponate jüdischen Lebens, Dokumente, Fotos und Auszüge aus Briefen. Persönliche Kurzberichte jüdischer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Video-Aufzeichnungen bieten Einblicke in Lebenswege, Installationen geben Aufschluss über die Zeiten der Verfolgung, der Deportationen und der Massenmorde in den Vernichtungslagern. Der Verein bietet auch Workshops und Vorträge sowie eine Geschichtswerkstatt als Informations- und Dokumentationszentrum zur deutsch-jüdischen Lokal- und Regionalgeschichte.

Ein ganz besonderes Detail befindet sich im Keller des Fachwerkhauses aus dem 13. Jahrhundert: Hier fanden die Mitglieder Spuren einer 500 Jahre alten Mikwe, eines jüdischen Ritualbades, die mit Hilfe der Denkmalbehörden freigelegt und dokumentiert werden konnte. Mittlerweile können die Besucherinnen und Besucher das Ritualbad vor Ort und in einer Medienstation entdecken.

Hintergrund: Die Auszeichnung „Museum des Monats“

Die Auszeichnung „Museum des Monats“ ist mit 1.000 Euro dotiert und wird seit Juni 2018 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst verliehen. Der Museumsverband Hessen trifft eine Vorauswahl aus den vom Land Hessen geförderten privatrechtlichen Museen und unterstützt sie auch in ihrer Arbeit, durch umfassende Beratung etwa zu Aufbau und Digitalisierung der Ausstellung. Zudem leitet er die Projektfördermittel des Landes für die privatrechtlichen Museen in dessen Auftrag weiter. Für die Auszeichnungen müssen die Mindestanforderungen an ein Museum erfüllt sein, weiterhin geht es um qualitätsvolle Museumsarbeit, die sich durch besondere Vermittlung, Forschung oder Ausstellungen auszeichnet. Bevorzugt werden Museen im ländlichen Raum. Neben dem „Museum des Monats“ wird auch die Auszeichnung „Denkmal des Monats“ vergeben. Alle ausgezeichneten Objekte kann man auf kunst.hessen.de auf einer interaktiven Karte erkunden.



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